CannabisCannabis-Legalisierung: Mehr jugendliche Kiffer?

Impulsives Verhalten, Konzentrationsprobleme, erhöhtes Risiko für Halluzinationen und psychotische Symptome: Ein Experte empfiehlt, das Alter für den legalen Cannabis-Konsum auf  25 anzuheben.

Illegal wird zu legal - auf Würfeln geschrieben
Fokussiert / stock.adobe.com

Im April 2024 soll Cannabis in Deutschland legalisiert werden.

Die geplante Legalisierung von Cannabis für Erwachsene ab 18 Jahren in Deutschland sorgt für Besorgnis unter Eltern. Das zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH Krankenkasse, die 1.000 Eltern in Deutschland befragte. Fast zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) befürchten, dass die Hemmschwelle für den Cannabis-Konsum bei Minderjährigen sinkt, sobald die Droge für Erwachsene legal wird. Die Bundesregierung plant, ein entsprechendes Gesetz Mitte Februar zu verabschieden.

Sorgen der Eltern

Laut der Umfrage beziehen sich die Sorgen der Eltern vor allem auf mögliche gesundheitliche Folgen:

  • 73 Prozent denken, dass ein häufiger Konsum von Cannabis bei Kindern und Jugendlichen zu einer Schädigung des Gehirns oder anderen körperlichen Problemen führen könnte.
  • 70 Prozent sind der Meinung, dass dies zu psychischen Problemen wie Stimmungsschwankungen oder Angstzuständen führen kann.
  • 69 Prozent denken, dass ein regelmäßiger Cannabis-Konsum abhängig machen könnte.
  • 64 Prozent befürchten einen Leistungsabfall in der Schule und
  • 55 Prozent eine mögliche Kriminalisierung von Minderjährigen durch den Cannabis-Konsum.

Steigende Zahlen junger Cannabis-Konsument*innen

Die Bedenken der Eltern scheinen nicht unbegründet, wie Daten der KKH Krankenkasse zeigen. In der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen stiegen die Diagnosen aufgrund schädlichen Cannabiskonsums von 2012 bis 2022 um das Anderthalbfache an.

Verhaltensveränderungen durch Cannabis-Konsum

Hirnforscher Prof. Martin Korte von der TU Braunschweig erklärt, dass Cannabinoide besonders auf den Stirnlappen wirken, einen entscheidenden Teil des Frontalhirns. Dieses ist für die Planung von Handlungen, Problemlösungen und Impulskontrolle verantwortlich.

Kortes Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass regelmäßiges Kiffen bei Jugendlichen diese Fähigkeiten beeinträchtigen und zu impulsivem Verhalten sowie Konzentrationsproblemen führen kann. Das Risiko für Halluzinationen und psychotische Symptome steigt mit zunehmendem Alter der Konsument*innen.

Der Experte betont zudem, dass die Entwicklung des Frontalhirns erst mit Mitte 20 abgeschlossen ist, während die geplante Legalisierung bereits ab 18 Jahren gelten soll. Martin Korte plädiert daher dafür, den legalen Erwerb von Cannabis erst ab dem 25. Lebensjahr zuzulassen, da das Gehirn in jungen Jahren besonders empfindlich auf Drogen reagiert.

Justin Onyechi vom Präventionsteam der KKH warnt zudem vor einem erhöhten Risiko späterer Abhängigkeit und des exzessiven Gebrauchs weiterer Drogen, wenn Cannabis bereits im Jugendalter regelmäßig konsumiert wird. Die geplante Legalisierung dürfe sich nicht negativ auf bestehende Erfolge im Nichtraucher*innenschutz und den Nichtraucher*innenkampagnen auswirken.

"Drogen / KKH"

Die KKH Krankenkasse sieht die Aufklärung über die gesundheitlichen Risiken des Cannabis-Konsums als zentrale Aufgabe an. Sie bietet Präventionsprogramme an, die die psychosoziale Gesundheit von Kindern stärken und dazu beitragen sollen, ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen. Eltern können sich unter "Drogen | KKH" über die Risiken von Rauschmitteln informieren.

Quelle: KKH Krankenkasse