Chronischer SchmerzPAIN2.0 - 10-Wochen-Programm zur Schmerzbewältigung

Das Präventionsprogramm will die Versorgung von Menschen mit wiederkehrenden Schmerzen und dem Risiko für Chronifizierung verbessern. Die Teilnahme ist bundesweit möglich.

Anatomie eines männlichen Körpers mit Schmerzen in Gelenken und Wahrnehmung im Gehirn
pankajstock123/stock.adobe.com

Die Wartezeiten für eine Schmerztherapie sind lang. PAIN2.0 will alltagstauglich und berufsbegleitend Strategien zur Schmerzbewältigung vermitteln.

Bleiben Schmerzen über Monate oder Jahre hinweg bestehen, obwohl sich keine körperliche Ursache mehr finden lässt, spricht man von chronischen Schmerzen. Der verselbstständigte Schmerz ist mittlerweile als Krankheitsbild anerkannt. Während den Beschwerden therapeutisch immer besser begegnet werden kann, gibt es nach wie vor kaum vorbeugende Angebote, mit denen eine Chronifizierung verhindert werden könnte.

Mit dem Projekt „PAIN2.0“ evaluiert die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. nun ein interdisziplinäres 10-Wochen-Programm, das diese Präventionslücke schließen soll.

Risikofaktoren für chronische Schmerzen

Chronische Schmerzen werden heute mithilfe des biopsychosozialen Modells erklärt: „Man geht davon aus, dass verschiedene Faktoren zusammenwirken müssen, damit Schmerzen chronisch werden“, sagt die Dresdner Psychologin Dr. Anne Gärtner. Die wichtigsten Faktoren sind:

  • eine biologische Ursache: z.B. ein Knochenbruch, der die Schmerzen in der Akutphase ausgelöst hat;
  • psychische und soziale Faktoren können dazu beitragen, dass die Beschwerden über eine unangemessen lange Zeit bestehen bleiben;
  • soziale Faktoren wie beruflicher Stress oder familiäre Belastungen können zu einer Chronifizierung beitragen.

Das Chronifizierungsrisiko ist besonders hoch bei Menschen

  • die sich durch ihre Schmerzen stark im Alltag beeinträchtigt fühlen,
  • die ausgeprägtes Vermeidungsverhalten entwickeln,
  • Anzeichen für eine Depression zeigen oder
  • ihre Beschwerden katastrophisieren.

Präventionsprogramm PAIN2.0

Das von der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. in Zusammenarbeit mit der BARMER entwickelte interdisziplinäre Präventionsprogramm PAIN2.0 setzt an, wenn erste Anzeichen für diese Risikofaktoren auftreten. Ziel ist, Patient*innen mit Risikofaktoren für chronifizierende Schmerzen einen niederschwelligen, ambulanten, berufsbegleitenden, interdisziplinären und multimodalen Therapiemodus anzubieten.

PAIN2.0

  • Das ambulante Programm wird bundesweit zunächst im Rahmen einer Studie angeboten. Derzeit läuft die Rekrutierung. Teilnehmen können alle GKV-Versicherten. Die Kosten werden durch das Innovationsfondsprojekt refinanziert.
  • Das Programm dauert 10 Wochen und umfasst 3 Stunden Gruppentherapie pro Woche sowie ergänzende Einzelsitzungen.
  • Im Präventionsprogramm erlernen die Teilnehmer*innen individuelle Strategien zur Schmerzbewältigung und aktive Übungen, über die sie zu einem veränderten Schmerz- und Belastungsverhalten im Alltag finden können.
  • Die begleitende Studie soll klären, wie effektiv dieser neue Ansatz einer Chronifizierung entgegenwirken kann.
  • Um teilnehmen zu können, müssen die Betroffenen volljährig sein, und ihre Beschwerden müssen seit mehr als 6 Wochen bestehen oder über einen längeren Zeitraum immer wieder aufgetreten sein.

Weitere Informationen zu Zuweisung und Teilnahme

www.pain2punkt0.de

Quelle: Deutsche Schmerzgesellschaft/Ni