PräventionImmunsystem aktivieren: Prävention viraler Infekte

Das körpereigene Immunsystem kann gut mit Naturheilverfahren aktiviert werden. Lesen Sie, was Praktiker*innen zur Prävention viraler Infekte empfehlen.

Taschentücher benutzt und zerknüllt.
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von Sabine Fischer, Peter W. Gündling, Nina Klützke und Ulrich Woestmann

Was kann jeder selbst zur Prävention viraler Infekte tun? Vier Ärzt*innen aus der Praxis berichten, was sie ihren Patient*innen empfehlen.

Inhalt

Gesund ernähren, die Darmflora sanieren, in der Mitte bleiben

Die Abwehrkräfte des Immunsystems aktivieren

Prävention viraler Infektionskrankheiten

Das eigene Immunsystem optimal aufstellen

Dem Erwerb viraler Infekte ist man nicht hilflos ausgeliefert – man kann eine Menge tun, um nicht jeden Infekt in seiner Umgebung „mitzunehmen“. Jeder, der häufig unter Infekten leidet, sollte sich fragen, in welchen Bereichen seines Lebens er Verbesserungen etablieren kann. Zunächst einmal halte ich hier den Lebensstil für wesentlich. Gerade im Herbst und Winter ist es wichtig, auf den eigenen Körper und dessen Bedürfnisse zu achten. Dazu gehören: ausreichend erholsamer Nachtschlaf, Bewegung an der frischen Luft, eine auf die Jahreszeit zugeschnittene Ernährung, aber auch die Pflege der Psyche.

Auf die Ernährung achten: Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) bietet sinnvolle Ansätze in der Ernährungslehre, um auch in den kalt-nassen Jahreszeiten gesund und leistungsfähig zu bleiben. Empfohlen wird eine wärmende Ernährung, um die Kälte im Außen auszugleichen. Hier haben sich insbesondere Eintöpfe mit wärmenden Zutaten wie Lammfleisch, Ingwer, wärmenden Gewürzen und die Mitte stärkenden Lebensmitteln wie Möhren, Pastinaken, Kürbis und Ähnlichem bewährt. Von im Westen wegen des Vitamin-C-Gehaltes beispielsweise empfohlenen Genuss von Südfrüchten und anderen kühlenden Speisen rät man in der TCM ab. Obst, z. B. Lageräpfel oder -birnen, sollten als Kompott zubereitet werden: Bei großer Kälte im Innen oder Außen kann beispielsweise auch noch Zimt beigefügt werden.

Die Darmflora sanieren:Wer häufig Infekte hat und möglicherweise auch unter Allergien leidet, sollte eine Analyse der Darmflora machen lassen und dann ggf. Probiotika über einen Zeitraum von ca. 3 Monaten einnehmen.

In der Mitte bleiben:Viele Patienten waren auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie stark verängstigt oder sogar in Panik. Für das Immunsystem ist das eine denkbar ungünstige Ausgangslage. Hier sollte man sich überlegen, mit welchen täglichen Informationen man seinen Geist und damit auch seinen Körper konfrontiert und ab wann man sich damit nichts Gutes mehr tut.

Bei starker Anspannung bieten Atemübungen ein einfaches Mittel, diese zu bessern und abzubauen. Durch die gelenkte, verstärkte Zwerchfellexkursion erreicht man eine Aktivierung des Parasympathikus und somit eine Entspannungssituation.

Hier finden sich im Netz, auf CD’s oder in Büchern mannigfaltige Anregungen von sehr leicht durchzuführenden und trotzdem sehr wirkungsvollen Übungen, z. B.:

Yoga Atemübung gegen Ängste: Im Internet: https://www.youtube.com/watch?v=REIH0WcZsHg

Bernot J et al. Grippe und Infekte. Gesund leben mit chinesischer Medizin. oekom: 2019

Schmidt LN. Atmen – jetzt! Heilübungen aus dem Yoga. Nymphenburger: 2013

 

Autorin

Nina Klützke
Fachärztin für HNO-Heilkunde, Akupunktur, Chinesische Arzneitherapie, Ernährungsmedizin (BFD und TCM)

Die Prävention viraler Infektionen wie COVID-19 muss grundsätzlich auf mehreren Ebenen erfolgen. Hierzu gehören selbstverständlich die Hygienemaßnahmen, die hier nicht weiter ausführlich besprochen werden müssen, da sie inzwischen überall aushängen (AHA-Maßnahmen). Aber auch im Bereich der Naturheilverfahren können wir einiges tun, um die Anfälligkeit der Patient*innen zu reduzieren und das Immunsystem zu stabilisieren.

Dazu gehören u.a. Medikamente wie Zink-Präparate mit wenigstens 25 mg/Tbl. (verbesserte Reifung der T-Lymphozyten (Immunzellen) und andererseits Steigerung der T-Lymphozytenanzahl).

  • Echinacea-Präparate (nur in vitro belegt [1]), Alkylamide und Polysaccharide bzw. Glykoproteine (als Fertigrezepturen in Form von Tabletten oder Tropfen) aktivieren die Abwehrkräfte des Immunsystems bezüglich natürlicher Killerzellen oder zytotoxischer T-Zellen.
  • Probiotika mit Enterococcus-faecalis-Bakterien, die die Immunabwehr an den Schleimhäuten aktivieren, sollten sowohl nasal wie auch oral eingenommen werden, um eine duale Wirkung zu erzielen.
  • Auch Vitamin-C-Infusionen wirken antiviral: 7,5 g Vitamin-CHochdosis- Infusion 2 ×/Woche, nur unter ärztlicher Kontrolle und unter Beachtung der Kontraindikationen (Shanghai Medical Association in China [2]). Hierzu laufen weltweit Studien, die belegen sollen, dass die Hochdosis-Vitamin-C-Therapie den Zytokin-Sturm reduzieren und indirekt das Eindringen des SARS-CoV-2-Virus in die Zelle erschweren könnte. Belegt ist inzwischen hinlänglich [3], dass Vitamin-C-Hochdosis- Infusionen eine prooxidative Wirkungen haben. Durch diese Therapie wird der Blutspiegel des C3-Komplements gesteigert, womit die Interferonproduktion stimuliert und die virale Infektabwehr gesteigert wird.

Nicht zu vergessen sind die Bewegung an frischer Luft, ausgewogene Ernährung, Kneipp‘sche Therapiemethoden sowie die Reduktion belastender Faktoren wie Rauchen und Alkohol.

Literatur

[1] Ardjomand-Wölkart K, Bauer R. Arzneipflanzenporträt: Echinacea und seine Alkamide. Neue Erkenntnisse zur therapeutischen Wirksamkeit. DAZ 2014; 4: 80; https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2014/daz-4-2014/echinacea-und-seine-alkamide

[2] Cheng RZ, Kogan M, Davis D. Ascorbate as prophylaxis and therapy for COVID-19 – Update from Shanghai and U.S. Medical Institutions. Glob Adv Health Med 2020; 9: 2164956120934768

[3] Kleuser B. Vitamin C – Klassiker im neuen Licht. Pharmazeutische Zeitung 12.5.2019; https://www.pharmazeutische-zeitung.de/klassiker-im-neuen-licht/

Autor

Dr. med. Ulrich Woestmann
Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren, Homöopathie, Umweltmedizin, Palliativmedizin, Verkehrsmedizin, Akupunktur

Das körpereigene Immunsystem lässt sich sehr gut mit Naturheilverfahren aktivieren. Die wichtigsten sind:

Gesundes Essen: Frisch zubereitete, mediterran orientierte Mahlzeiten mit reichlich Gemüse, etwas sonnengereiftem Obst und wenig Fleisch. Zudem alles gut kauen, max. 3 Mahlzeiten pro Tag, hören auf das Sättigungsgefühl („Pflege des halb vollen Bauches“) und ein frühes, kleines und leicht bekömmliches Abendessen.

Regelmäßige Bewegung, möglichst an frischer Luft: Am besten täglich mindestens 30 Minuten (oder mind. 3×/Woche 1 Std.), zügiges Spazierengehen, Nordic Walking, Radfahren, Joggen oder Ähnliches (etwas ins Schwitzen kommen).

Genügend Schlaf (i.d.R. 7–8 Std.), davon mindestens 1 Std. vor Mitternacht, plus möglichst täglich einige Minuten Entspannung (z.B. Yoga, Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung) zur Stressreduktion.

Sauna, Bäder und Güsse: Wasser- und Temperaturreize sind hervorragende Immunstimulanzien. Besonders einfach, aber sehr effektiv sind kleine Güsse und Bäder. Für Geübte können das z.B. kalte Vollgüsse nach einer warmen Dusche oder einem Bad sein. Für weniger abgehärtete Personen z.B. kalte Arm- und Gesichtsgüsse, beispielsweise morgens nach dem Aufstehen. Alternativ gehen auch Wechselarm- und/oder -fußbäder (2 Wannen, erst 5 min ins warme, anschl. 15 sec ins kalte Wasser, 1× wiederholen).

Vitamine und Spurenelemente: Wichtig ist nicht nur Vitamin C (2–3 × 500–1000 mg), sondern v.a. auch Vitamin D (je nach Ausgangswert 2000–4000 IE/d) sowie 50– 100 µg Selen und 25 mg Zink, zumindest intervallmäßig. Ist jemand bereits erkrankt oder stark infektanfällig, empfehlen sich Infusionen mit 7,5 g Vitamin C sowie kurzeitig hochdosiertes Zink (75–100 mg/d).

Phytotherapie: Mundspülungen mit grünem Tee beseitigen nachweislich Viren. Auch Salbei und Thymian wirken antiviral und antibakteriell. Meiner Erfahrung nach am besten hilft Zistrosenextrakt als Lutschtabletten, wenn sie sofort bei den ersten Anzeichen (Nasekribbeln, Halskratzen) eingenommen werden.

Eigenblut-Injektionen, ggf. mit Zusatz homöopathischer Komplexmittel aktivieren das unspezifische Immunsystem und helfen sowohl prophylaktisch als auch im Infektionsfall.

Mikrobiologische Therapie: Nicht vergessen werden sollte unser größtes Immunorgan, der Darm. Neben gesundem Essverhalten helfen hier Probiotika. Hochdosiert können sie sogar einen beginnenden Infekt stoppen.

 

Autor

Prof. Dr. med. Peter W. Gündling M.Sc.
Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren, Akupunktur, Homöopathie, Chirotherapie, Balneologie und Klimatologie, Sportmedizin, Notfallmedizin, Ernährungsmediziner

Jede Virusinfektion ist ein Test des Immunsystems, damit verbunden die Frage „Wie stark ist mein Immunsystem, kann es diese Infektion beherrschen und beenden?“ Damit heißt Prävention, das eigene Immunsystem optimal aufzustellen und „scharf zu schalten“ durch

  • einen Lebensstil mit optimaler Makronährstoffversorgung, ohne Übergewicht, ohne diabetogene Stoffwechsellage, mit intermittierendem Fasten, ausreichend Bewegung und Schlaf;

  • eine optimale Mikronährstoffversorgung, besonders wichtig: ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel, aber auch Zink, Selen, Vitamin C, Vitamin A;

  • Ausschaltung aller zusätzlichen Belastungen des Immunsystems oder deren Behandlung, dazu gehören persistierende virale Infektionen, Schwermetall- und Toxinbelastungen, Dysbiosen;

  • Erkennen und Lösen seelischer Blockaden: Die allgemeine Angst aus der weltweiten Pandemiesituation stellt eine massive Belastung für das Immunsystem dar: Jeden Tag ein Gefühl von Wärme, Zuversicht und Sicherheit durch meditative Übungen, Begegnungen mit anderen, wenn auch virtuell, kleinen Freuden und Hobbys erzeugen. Auch häufigeres „Nachrichtenfasten“ kann zur Entspannung beitragen.

 

Autorin

Dr. med. Sabine Fischer
Hausärztliche Internistin mit Schwerpunkt Naturheilverfahren