Herz-Kreislauf-ErkrankungenKlimawandel: Hitze und Luftverschmutzung bilden gefährliches Doppel

Insbesondere Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronisch Kranke sind gefährdet. RKI-Schätzungen zeigen eine hohe hitzebedingte Übersterblichkeit der letzten Jahre.

Warnschild mit Hitzewelle
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Die Deutsche Herzstiftung warnt vor den gravierenden gesundheitlichen Folgen des Klimawandels und ruft zu verstärkten Schutzmaßnahmen gegen extreme Hitze und Luftverschmutzung auf. In Deutschland sind die Auswirkungen bereits spürbar, mit häufigen Extremwetterlagen, steigenden Temperaturen, Hitzetoten, Wassermangel, Dürre und Waldbränden.

Besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen, darunter Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere, Ältere und Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sind durch Hitzewellen mit Temperaturen über 30 Grad Celsius besonders gefährdet. Prof. Thomas Meinertz von der Deutschen Herzstiftung warnt vor lebensbedrohlichen Konsequenzen, einschließlich vermehrter Herzinfarkte und Schlaganfälle. Die Gefahr für Herz und Kreislauf wird durch die Wechselwirkung von Hitze und Luftverschmutzung weiter verstärkt.

Schädliches Doppel: Hitze und Luftverschmutzung

Die Sterblichkeitszahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) belegen für die Sommermonate der Jahre 2018 bis 2020 und 2022 eine hitzebedingte Übersterblichkeit: Die RKI-Schätzungen auf  8700 hitzebedingte Sterbefälle 2018, 6900 im Jahr 2019 sowie 4500 hitzebedingte Todesfälle im Sommer 2022 [1].

Insbesondere Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronischen Erkrankungen sind betroffen. Der Klimawandel manifestiert sich als schädliches Doppel aus zunehmender Hitze und Luftverschmutzung.

Der Anstieg von Feinstaub und dem gasförmigen Schadstoff Ozon durch Sonneneinstrahlung, Hitze und Trockenheit führt zu einer verstärkten Entzündungsreaktion in den Atemwegen. Diese Reaktion breitet sich im gesamten Körper aus und fördert die Arteriosklerose. Menschen mit bereits bestehenden Gefäßschäden sind bei chronischer Luftverschmutzung einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall ausgesetzt.

Hohe Temperaturen wirken sich auch direkt auf den Organismus aus, indem sie die natürlichen Kühlmechanismen beeinträchtigen. Die Erweiterung der Blutgefäße und das Schwitzen dienen normalerweise der Temperaturregulation. Bei anhaltender Hitze können sich die Fließeigenschaften und die Gerinnungsfähigkeit des Blutes verändern, was das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.

Appell an die Politik: Klimaschutz ist Gesundheitsschutz

Die Deutsche Herzstiftung und die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) appellieren an die Politik, dringende Maßnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen. Dazu gehören die Reduzierung von Feinstaub und Treibhausgasen sowie konkrete Schritte zur Klimaanpassung. Die Bevölkerung müsse über die gesundheitlichen Risiken des Klimawandels aufgeklärt werden, und es sind umfassende Verhaltensmaßnahmen notwendig.

Maßnahmen zur Klimaanpassung, wie die Umsetzung von Hitzeaktionsplänen und Investitionen in spezielle Infrastrukturen, sind notwendig. Dabei besteht in Deutschland noch erheblicher Nachholbedarf. Die Verbindung von Klimaschutz und einem gesunden Lebensstil wird hervorgehoben, wobei positive Veränderungen im Verhalten sowohl der Umwelt als auch der individuellen Gesundheit zugutekommen können. Die Politik muss jedoch sicherstellen, dass diese Veränderungen für alle Bevölkerungsschichten zugänglich sind, um eine nachhaltige und klimaverträgliche Entwicklung zu ermöglichen.

Die Herzstiftung informiert anlässlich des UN-Klimagipfels Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen im kostenfreien Ratgeber „Überleben – Hitze, Klimawandel und andere Probleme“ über die Auswirkungen des Klimawandels. Tipps zur Vorsorge und zum richtigen Umgang mit den Klimaveränderungen werden gegeben. Der Ratgeber kann kostenfrei bestellt werden unter: Tel. 069 955128-400 oder https://herzstiftung.de/bestellung.

Quelle: Deutsche Herzstiftung

Literatur

[1] Winklmayr C et al. Heat-related mortality in Germany from 1992 to 2021. Dtsch Arztebl Int 2022; doi: 10.3238/arztebl.m2022.0202