KlimawandelDengue-Fieber bald auch in Deutschland?

Expert*innen schätzen, dass Dengue-Fieber als Viruserkrankung in den nächsten Jahren massiv zunehmen wird. 2022 gab es bereits 403 Fälle in Deutschland.

Tropische Stechmücke auf menschlicher Haut
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Durch die Klimaerwärmung breiten sich tropische Stechmücken immer mehr nach Norden aus und können bislang exotische Krankheiten übertragen.

Die durch den Klimawandel steigenden Temperaturen lassen auch in Deutschland das Risiko von Infektionskrankheiten wachsen, die durch Mücken oder andere blutsaugende Tiere übertragen werden. Nach Einschätzung von Expert*innen werden vor allem Fälle des Dengue-Fiebers als Viruserkrankung in den nächsten Jahren massiv zunehmen.

403 Fälle von Dengue-Fieber in Deutschland

In ganz Deutschland gab es 2022 einer Statistik zufolge 403 gemeldete Fälle von Dengue-Fieber. Diese Zahl könne schon bald deutlich höher ausfallen, sagt Prof. Frieder Schaumburg vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und der Reisemedizinischen Impfsprechstunde am Universitätsklinikum Münster.

"Dengue-Fieber wird durch die asiatische Tigermücke übertragen und diese Mücke breitet sich in Südeuropa gerade aus. Die Gefahr liegt darin, dass durch die Klimaerwärmung sich diese Mücken auch in Deutschland ausbreiten können."

Das zeige sich bereits in Süddeutschland im Rhein-Main-Gebiet. Die gestiegene Zahl von Ansteckungen mit Dengue-Fieber sei, neben der durch Zecken übertragenen Borrliose, Grund zur Sorge. Eine Ansteckung würde dann nicht mehr nur als importierte Infektion durch eigene Reisen in (sub-)tropische Verbreitungsgebiete erfolgen. Sie passiere dann auch in der Heimat durch den Stich einer Tigermücke, die zuvor einen infizierten Reiserückkehrer gestochen hat und nun Virusträger ist.

Wie äußert sich Dengue-Fieber?

Typische Symptome der Infektionskrankheit sind:

  • starkes Krankheitsgefühl
  • Übelkeit und Erbrechen
  • heftige Kopf- und Gliederschmerzen

Nicht alle Virusinfizierten erkranken. In Dreiviertel aller Fälle verlaufe die Dengue-Infektion eher mild. "25 Prozent der Erkrankten haben allerdings ein starkes Krankheitsgefühl und heftige Symptome wie Übelkeit und Erbrechen sowie sehr heftige Kopf- und Gliederschmerzen. Nicht ohne Grund trägt die Infektion den Beinamen ,bone-breaker‘", so Schaumburg.

In wenigen Fällen kann die Erkrankung allerdings sehr ernsthaft verlaufen bis hin zum Tod.

Wer sollte sich impfen lassen?

Seit Februar steht gegen das Dengue-Fieber ein neuer Impfstoff zur Verfügung. Er richtet sich gegen die insgesamt vier Serotypen des auslösenden Flavivirus. Der Lebendimpfstoff muss zweimal verabreicht werden. Er sei laut Schaumburg weitgehend gut verträglich bei allen ab einem Alter von 4 Jahren.

Bei Schwangeren, stillenden Müttern und Vorerkrankten besteht in der Regel eine Gegenanzeige. Die Injektion ruft eventuell tyische Impfreaktionen wie Schmerzen rund um die Einstichstelle oder Kopf- und Gliederschmerzen hervor.

Trotzdem rät der Experte von einer flächendeckenden Impfung gegen Dengue noch ab. Dazu sei das Risiko im Moment noch viel zu gering. Es sei aber ratsam, sich vor Reisen in Risikogebiete impfen zu lassen.

Generell werde Dengue in den kommenden Jahren aber zu einem Problem werden, weil die Verbreitung der Tigermücke nach Norden fortschreite.

Wo liegen die Risikogebiete?

Die Regionen mit den höchsten Risiko, sich mit dem Dengue-Fieber zu infizieren liegen in:

  • Südostasien
  • Südamerika
  • Subsahara in Afrika

Das Risiko, sich zu infizieren, steigt mit der Reisedauer. Deshalb empfiehlt Schaumburg die Impfung nur, wenn Reisen in die Risikogebiete geplant sind und ab einem Aufenthalt von ca. 4 Wochen. 

Schon jetzt ist es so, dass rechnerisch die Hälfte der Weltbevölkerung in einem potenziellen Risikogebiet wohnt. Die Tigermücke überträgt neben dem Dengue-Virus auch andere Tropenerreger, wie das Chikungunya- oder Zika-Virus.

Quelle: Universitätsklinikum Münster