PsychohygieneTanzpause kann Emotionen regulieren

Eine neue Studie zeigt: Tanzen kann die Emotionen regulieren und darüber hinaus die Arbeitsmotivation erhöhen. 

Tanzende Schatten auf einer Bühne
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Zwischen Gefühlen und Bewegung besteht eine enge Verbindung.

Zwischen Gefühlen und Bewegungen besteht eine enge Verbindung. Wer glücklich ist bewegt sich anders als jemand, der traurig ist. Das zeigt sich u.a. am Gang oder in Gesten. Ob andersherum Bewegungen und Gesten auch die Emotionen beeinflussen hat ein interdisziplinäres Forschungsteam unter der Leitung des Max-Planck-Instituts untersucht.

Starke Verbindung zwischen Tanz und emotionalem Erleben

Das Team untersuchte die Auswirkungen von Tanzbewegungen auf emotionale Stimmungen. Im Zentrum der Studie stand das Potenzial einer „Tanzpause“ zur Stimmungsregulierung:

Die Studienteilnehmer*innen wurden gebeten, das Modell eines Tänzers auf einem Computerbildschirm zu imitieren. Dabei lernten sie zunächst eine Reihe einfacher Tanzsequenzen mit ausdrucksstarken Armbewegungen. Anschließend wurden sie gebeten, diese Tanzbewegungen mehrmals zu wiederholen und dabei entweder Freude oder Traurigkeit auszudrücken. Auch hierbei ahmten sie das Modell auf dem Bildschirm nach. Und tatsächlich änderte sich die Stimmung der Teilnehmer*innen während der Tanzbewegungen.

Die Forscher*innen verwendeten bei dem Experiment zwei Arten von Tanzmodellen:

  • Eine Gruppe von Teilnehmer*innen ahmte einen menschlichen Tänzer nach,
  • die andere Gruppe, einen Avatar.

Dabei zeigte sich, dass die Quelle der Bewegungen – Mensch oder Avatar – keinen Einfluss auf die Wirksamkeit der Stimmungsregulierung hatte. Dies deutet auf eine starke Verbindung zwischen Tanz und emotionalem Erleben hin, unabhängig von der Art des Tänzer-Modells.

„Das Geflecht menschlicher Emotionen ist sehr komplex und nicht leicht zu entschlüsseln. Unsere Forschung unterstreicht die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen Psychologie, Tanz und den Computerwissenschaften“, sagt Eva-Madeleine Schmidt, Masterstudentin und Erstautorin der Studie.

Tanz erhöhte auch die Arbeitsmotivation

Neben der Bedeutung für die Wissenschaft hat die Studie auch einen sehr praktischen Bezug, wie Seniorautorin Julia F. Christensen betont: „Die Teilnehmer*innen regulierten nicht nur ihre Stimmung, indem sie die Bewegungen nachahmten, sie zeigten danach auch eine erhöhte Arbeitsmotivation.“ Dies spiele insbesondere in Kontexten eine Rolle, in denen der Umgang mit Emotionen entscheidend ist, wie beispielsweise am Arbeitsplatz.

Die Studie wurde während der COVID-19-Pandemie konzipiert und durchgeführt. Die positiven Ergebnisse unterstreichen das Potenzial computergestützter Systeme zur Emotionsregulierung in Zeiten sozialer Isolation. In einem nächsten Schritt entwickelt das Forschungsteam nun eine wissenschaftlich fundierte Tanzpausen-App.

Neuer Ansatz für emotionales Wohlbefinden

Die Ergebnisse dieser Studie zum Einfluss von Tanzbewegungen auf die Stimmungsregulierung einen neuartigen Ansatz zur Steigerung des emotionalen Wohlbefindens bieten. Mit dieser Kenntnis können sowohl Einzelpersonen als auch Organisationen das therapeutische Potenzial einfacher Tanzbewegungen zur Regulierung von Stimmungen sowie der Motivation nutzen.

Quelle: Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik

Literatur

Schmidt EM, Smith RA, Fernández A et al. Mood induction through imitation of full-body movements with different affective intentions. British Journal of Psychology 2023; https://doi.org/10.1111/bjop.12681