EinsamkeitAlleinleben heißt nicht einsam sein

Alleinlebende sind nicht zwangsläufig einsam, zeigt eine Studie. Im Gegenteil zeigen die Formen des Alleinlebens eine große Bandbreite. Entscheidend scheinen die Sozialkontakte zu sein.

Frau sitzt allein auf einer Parkbank
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Alleinleben kann, muss aber kein Risikofaktor für das Wohlbefinden sein. Die Wahl für das Alleinleben und die Zufriedenheit mit dieser Entscheidung spielen eine Rolle.

Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, allein zu leben. Psycholog*innen der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben in einer umfangreichen Studie die Chancen und Risiken dieses Lebensmodells im mittleren Alter untersucht. Entgegen gängigen Vorurteilen ergab die Untersuchung, dass Alleinlebende nicht zwangsläufig von Einsamkeit geprägt sind.

Über einen Zeitraum von drei Jahren wurden mehr als 400 Personen zwischen 35 und 60 Jahren befragt, die in den Thüringer Ballungszentren allein lebten. Etwa ein Fünftel von ihnen befand sich in einer Partnerschaft. Philipp Kersten, der die Studie leitete, betont die Heterogenität dieser Gruppe im Vergleich zu traditionellen Lebensformen wie Partnerschaft und Familie.

Vier Typen von Alleinlebenden

Die Psycholog*innen identifizierten vier Typen von Alleinlebenden und stellten fest, dass etwa ein Drittel der Befragten mit einem großen, vielfältigen Netzwerk und regelmäßigen sozialen Kontakten besonders zufrieden war. Eine weitere Gruppe von etwa zehn Prozent fokussierte sich zwar auf einen kleineren Kreis, zeigte jedoch ein noch höheres Wohlbefinden, insbesondere durch intensive Partnerschaften.

Auf der anderen Seite wiesen Menschen mit wenigen regelmäßigen Kontakten und einem kleinen sozialen Kreis ein geringeres Wohlbefinden auf. „Uns hat allerdings besonders überrascht, dass die unzufriedenste Gruppe – immerhin auch etwa ein Drittel der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer – über gar kein so kleines Netzwerk verfügt. Allerdings ist das sehr lose geknüpft, sodass sich daraus wenige tägliche Kontakte ergeben“, sagt Philipp Kersten.

Die Forscher*innen betonen, dass Alleinleben unter bestimmten Umständen ein Risikofaktor für das Wohlbefinden sein kann, insbesondere wenn die sozialen Kontakte schwach vernetzt sind und nicht genutzt werden. Die Studie hebt hervor, dass die Wahl des Alleinlebens, die von etwa 50 Prozent der Befragten angegeben wurde, sowie die Zufriedenheit mit dieser Entscheidung eine Rolle spielen. Prof. Dr. Neyer, Mitautor der Studie, unterstreicht: „Alleinleben ist kein Schicksal – die Kunst besteht in der Gestaltung sozialer Beziehungen.“ Über 40 Prozent der Befragten, die positiv auf ihre Lebenssituation zurückblickten, zeigen, dass ein erfülltes soziales Umfeld möglich ist, wenn die Gelegenheiten zu regelmäßigen sozialen Kontakten konsequent genutzt werden.

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena