Verhütung ohne HormoneHormonfreie Verhütung: Neue Leitlinie erschienen

Die erste Leitlinie zu nicht-hormoneller Empfängnisverhütung ist erschienen. Sie liefert detaillierte Empfehlungen zu den verschiedenen Verhütungsmethoden.

Bunte Kondome
K. Oborny/Thieme

Verhütung ohne Hormone: Kondome beispielsweise schützen nicht nur vor Empfängnis, sondern auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten.

Die DACH-Fachgesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe haben die die erste AWMF-Leitlinie zur nicht-hormonellen Empfängnisverhütung veröffentlicht. Darin werden aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen reflektiert und Empfehlungen zur Anwendung und Effektivität nicht-hormoneller Verhütungsmethoden gegeben.

In den letzten Jahren hat sich ein deutlicher Wandel in der Verhütungsbereitschaft abgezeichnet. Die einst dominante Pille verliert an Beliebtheit, da zunehmend kritisch über hormonelle Verhütungsmethoden nachgedacht wird. Frauen suchen vermehrt nach Alternativen und Männer übernehmen verstärkt Verantwortung in der Familienplanung. Kondome gewinnen als Verhütungsmittel an Bedeutung und werden mittlerweile häufiger genutzt als die Pille.

Bei der Wahl der Verhütungsmethode spielen mehrere Kriterien eine Rolle. Dazu zählen Zuverlässigkeit, mögliche Nebenwirkungen, Umkehrbarkeit, Akzeptanz, Kosten und Verfügbarkeit. Auch Auswirkungen auf die Sexualität und Libido sind entscheidende Faktoren. Die neue Leitlinie bietet eine umfassende Diskussion über nicht-hormonelle Verhütungsmethoden, um Ärzt*innen, Patient*innen und Paaren die bestmögliche Beratung zu ermöglichen.

Nicht-hormonelle Methoden im Fokus

Die Leitlinie behandelt verschiedene nicht-hormonelle Verhütungsmethoden und betont die Vielfalt der Wahlmöglichkeiten. Die Natürliche Familienplanung steht im Fokus. Es werden Zyklusbeobachtungsmethoden diskutiert. Dabei wird darauf hingewiesen, dass jede Methode die gleiche Intention verfolgt, aber ihre Effektivität variiert. Die korrekte Anwendung erfordert Schulung, wobei individuelle Lebenssituationen, wie die Zeit nach der Geburt, die Stillzeit oder die Anwendung von Medikamenten, berücksichtigt werden müssen.

Dr. Bettina Böttcher von der medizinischen Universität Innsbruck betont: „Die Einflussfaktoren auf die Gebrauchssicherheit einer Methode sind vielfältig: Motivation, Qualität der Informationsvermittlung, Sexualverhalten in der fruchtbaren Zeit. Die Erfahrung in der Praxis zeigt, dass viele Paare während der fertilen Phase teilweise eine zusätzliche kontrazeptive Methode anwenden, z.B. eine Barrieremethode.“

  • Die Laktationsamenorrhoe richtet sich vorrangig an stillende Mütter und gilt als bis zu 98% sichere Methode unter folgenden Bedingungen:

       - Die stillenden Frauen sind weniger als 6 Monate postpartal.
       - Es besteht eine Amenorrhoe.
       - Sie stillen vollständig.

  • Barrieremethoden wie Kondome für Männer und Frauen, Diaphragma und Portiokappen werden als zuverlässige Optionen betrachtet. Sie schützen zudem vor sexuell übertragbaren Infektionen.
  • Coitus Interruptus-Methode: Das rechtzeitige Herausziehen des Penis aus der Vagina. Diese Methode ist beliebt, wird aber nicht empfohlen. 
  • Intrauterine Verhütungsmethoden: Dazu gehören u.a. kupferfreisetzender Pessare, zum Teil mit Legierungen Silber und Gold in unterschiedlichen Formen. Sie werden als äußerst effektiv dargestellt und sollten in die Beratung einbezogen werden.

Sterilisation als sichere Option

Das Thema Sterilisation für Mann und Frau wird als sicheres Verfahren diskutiert. Die Entscheidung für eine Methode hänge von verschiedenen Faktoren ab, darunter operative Erfahrung, Materialverfügbarkeit, Anästhesiemöglichkeiten, Kosten und Zeitpunkt. Die Patient*innen sollen umfassend über die verschiedenen Sterilisationsmöglichkeiten informiert werden.

Es solle aber Frauen und Männern vorbehalten sein, die sich eine definitive Kontrazeption wünschen: Es könne nicht von einer erfolgreichen Refertilisierung ausgegangen werden, betont die Hamburger Gynäkologin Prof. Sabine Segerer.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe