AdipositasGanzheitliche Therapie bei Adipositas sinnvoll

In ihrem Positionspapier empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin einen holistischen Ansatz bei der Behandlung von Adipositas in Hausarztpraxen.

Arzt misst Bauchumfang eines übergewichtigen Mannes.
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Adipositas muss im Kontext anderer Erkrankungen und verschiedener Einflussfaktoren gesehen werden.

In einem neuen Positionspapier hat die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) wichtige Grundlagen zur Behandlung und Prävention von Adipositas in der Hausarztpraxis zusammengefasst und empfiehlt einen holistischen Ansatz in Prävention und Therapie.

Statt einzelne Symptome zu behandeln, sollte ein heterogenes Krankheitsbild wie Adipositas nicht separat gesehen, sondern im Kontext anderer Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes, arterielle Hypertonie, Demenz oder Osteoporose verstanden werden.

Gleichzeitig müssen die vielfältigen Ursachen von Adipositas berücksichtigt werden, also genetische Prädispositionen, aber auch Ernährungsverhalten, Bewegungsmangel sowie problematische sozioökonomische Verhältnisse.

Adipositas und Übergewicht oft Resultat sozialer Ungleichheit 

Die DEGAM sieht die Behandlung von Adipositas klar in der Hausarztpraxis. Hausärzt*innen sind spezialisiert auf den ganzen Menschen und damit prädestiniert dafür, Adipositas zu erkennen, in den Gesamtkontext zu stellen und zu behandeln. Als Therapieoptionen stehen zur Verfügung:

  • Ernährungsberatung,
  • Bewegungsempfehlungen (z.B. „Rezept für Bewegung“),
  • (neue) Arzneimittel und
  • bariatrische Operationen.

Gerade weil Übergewicht und Adipositas durch verschiedene, auch gesellschaftlich bedingte, Faktoren bedingt sind, weist die DEGAM darauf hin, dass es sich um gesamtgesellschaftliche Herausforderungen handelt, deren Bewältigung nicht allein in der Hausarztpraxis liegen kann: „Adipositas ist nicht selten ein direkter Ausdruck sozialer Ungleichheit. […] Deshalb greift eine Therapie, die alleine auf das individuelle Verhalten abzielt, zu kurz, da auch die Verhältnisse berücksichtigt werden müssen“, sagt Dr. Thomas Maibaum, stellvertretender Sprecher der Sektion Prävention der DEGAM.

DEGAM steht Abnehm-Programmen kritisch gegenüber

Die DEGAM steht der geplanten Einführung eines „Disease Management Programme“ (DMP) zu Adipositas eher kritisch gegenüber, da es kaum Evidenz für wissenschaftlich fundierte Therapieoptionen bei Adipositas gibt.

„Wie relevant und nachhaltig Abnehm-Programme in Hinblick auf Morbidität und Mortalität tatsächlich sind, ist bisher ungeklärt. Präventive Behandlungen zur Änderung des Lebensstils sind äußerst komplex und nur dann erfolgreich, wenn Autonomie und aktuelle Lebenssituation der Patient*innen berücksichtigt werden. Nur so kann es zu einer partizipativen Entscheidungsfindung und einer nachhaltig wirksamen Adipositas-Therapie kommen“, bemerkt Thomas Maibaum abschließend.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V.