TransfusionsmedizinBlutprodukte so sicher wie noch nie

Eine Ansteckung mit Krankheitserregern durch Blutspenden ist dank moderner Tests fast ausgeschlossen. Spenderblut wird auch auf exotische Erreger getestet.

Zwei Paar Hände halten Bluttropfen aus Papier.
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Infolge des Klimawandels gelangen immer mehr exotische Erreger nach Deutschland - Testungen müssen auch deswegen immer wieder angepasst werden.

Blutprodukte waren in Deutschland noch nie so sicher wie heute. Durch die transfusionsmedizinische Forschung konnten laufend Tests weiterentwickelt werden, die verhindern, dass bekannte Krankheitserreger wie das Immunschwäche Virus HIV oder die Erreger von Hepatitis B oder C übertragen werden. Auch das Coronavirus SARS-CoV-2 stellt kein Risiko dar.

Eine neue Herausforderung, mit der sich die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) befasst, stellen exotische Erreger wie das West-Nil-Virus dar. Diese haben sich in Folge des Klimawandels in den letzten Jahren in einigen Regionen Deutschlands etabliert und konnten bereits in Blutspenden nachgewiesen werden. Doch auch hier konnten bereits Testverfahren zur Entdeckung der Erreger in Blutspenden entwickelt werden.

Ansteckung durch Bluttransfusion äußerst selten

Vor der Entdeckung des Hepatitis-C-Virus im Jahr 1989 erkrankten viele Empfänger*innen an einer Posttransfusionshepatitis und vor der Einführung eines HIV-Tests haben sich Hämophilie-Patient*innen über Gerinnungsfaktoren angesteckt. „Dies ist heute so gut wie ausgeschlossen“, versichert Dr. David Juhl vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, der bei der DGTI die Sektion Sicherheit von Blutprodukten leitet: „Alle Blutspenden werden in Deutschland auf Hepatitisviren und HIV getestet. Die empfindlichen Tests gewährleisten ein Höchstmaß an Sicherheit: Es ereignen sich jährlich nur noch einzelne Fälle von Infektionen mit diesen Viren durch Blutkonserven – bei mehreren Millionen verabreichten Blutkonserven“, betont Juhl.

So ist es laut dem jüngsten Hämovigilanzbericht des Paul-Ehrlich-Instituts im Jahr 2020 nur zu zwei nachgewiesenen Infektionen mit Bakterien gekommen. Übertragungen von Hepatitis B und C oder HIV sind 2020 hingegen gar nicht aufgetreten.

„Patientinnen und Patienten brauchen sich auch nicht vor einer Übertragung des SARS-CoV-2 Virus durch Blutprodukte sorgen“, betont Juhl. Zum einen werden Menschen mit grippalen Infekten oder Erkältungssymptomen grundsätzlich von der Blutspende ausgeschlossen. Zum anderen konnten weltweit bislang keine infektiösen SARS-CoV-2 Viren im Spenderblut nachgewiesen werden und es wurden keine Übertragungsfälle durch Blutprodukte bekannt.

Exotische Erreger immer relevanter in Europa

Durch den Klimawandel kommt es dazu, dass in Deutschland heute zunehmend auch Erreger verbreitet sind – so wie der West-Nil-Virus oder das eng verwandte Usutu-Virus. Diese werden üblicherweise durch heimische Mücken übertragen und verursachen dann meist harmlose Infektionen. Übertragungen durch Blutkonserven sind jedoch auch möglich. Diese Infektionen können dann schwerer verlaufen.

Das Virus erreichte im Laufe des letzten Jahrzehnts Teile Österreichs, Ungarns und Tschechiens. Im ungewöhnlich warmen Sommer 2018 häuften sich die Erkrankungen in Deutschland bei Vögeln und Pferden. Im selben Jahr wurde auch die erste hierzulande erworbene Infektion eines Menschen in Deutschland entdeckt.

In einer Blutspende wurde das Usutu-Virus in Deutschland erstmals 2016 entdeckt. Die Blutspendedienste passen ihre Testung daher immer wieder gezielt an und viele haben begonnen, die Blutspenden gezielt auf das West-Nil-Virus zu untersuchen.

Im ersten Jahr wurde das West-Nil-Virus in 17 von 2,1 Millionen Blutspenden gefunden. Im Jahr 2021 waren es bis Mitte Mai 2 Fälle unter 2,2 Mio. Blutspenden. Das Usutu-Virus wurde im Jahr 2020 12-mal und 2021 einmal nachgewiesen.

„Die Testung der Blutprodukte ist unverzichtbar und muss ständig weiterentwickelt werden, um die Sicherheit von Blutspenden auch in Zukunft zu gewährleisten“, so Juhl. So können im Zuge des Klimawandels auch neue Mückenarten wie die Tigermücke in Deutschland heimisch werden und in der Folge auch neue, bisher „exotische“ Viren.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie