BlutgruppeZusammenhang zwischen Blutgruppe und Höhenanpassung?

Rhesus-positive Menschen könnten sich möglicherweise rascher an große Höhen anpassen, zeigt eine Untersuchung bei Probanden einer Expedition in Peru.

Hochgebirgslandschaft in Nepal
A. Niklas/Thieme

Die Höhenanpassung in hochgelegenen Regionen gelingt Rhesus-positiven Menschen möglicherweise besser.

Den verschiedenen Blutgruppen werden unterschiedliche Eigenschaften zugesprochen. Nicht alle sind wissenschaftlich haltbar. Es mehren sich jedoch Hinweise, dass mit unterschiedlichen Blutgruppen-Merkmalen unterschiedliche physiologische Eigenschaften einhergehen.

Ein internationales Forscherteam fand nun einen Zusammenhang zwischen der Fähigkeit zur Höhenanpassung und dem Rhesus-Faktor: „Wir haben in einer großen statistischen Analyse zeigen können, dass BPG mit Proteinvarianten aus der Rhesus-Gruppe korreliert“, sagt Prof. Lars Kaestner von der Universität des Saarlandes.

BPG - die 2,3-Biphosphoglycerinsäure - spielt beim Sauerstofftransport durch Hämoglobin eine Rolle. BPG begünstigt u.a. die Sauerstoffabgabe bei Hypoxie.

Kaestner berichtet: „Bei 6 Probanden, die uns auf eine Expedition nach La Rinconada in Peru, die höchstgelegene, dauerhaft bewohnte Siedlung der Welt, begleitet haben, konnten wir feststellen, dass nach einer gewissen Zeit in der Höhe mehr BPG in den roten Blutzellen zu finden war." Der Körper der Probanden wurde also nach einer gewissen Adaptionszeit besser mit Sauerstoff versorgt, da er mehr BPG hergestellt hat.

Alle 6 untersuchten Probanden waren Rhesus-positiv, d.h. ihre roten Blutzellen (Erythrozyten) weisen auf ihrer Oberfläche bestimmte Membranproteine auf, die im Blut von Rhesus-negativen Personen nicht auftreten. Die Mehrheit der Menschen, rund 85 Prozent, trägt das Blutgruppen-Merkmal Rhesus-positiv.

Um zu prüfen, ob die Beobachtung an den 6 Probanden auch für größere Kollektive zutrifft, untersuchte das Forscherteam mit statistischen Methoden und künstlicher Intelligenz die Daten von rund 13.000 Blutspender*innen.

"In dieser sehr großen Analyse trat zutage, dass auch ohne Höhenanpassung, Menschen mit bestimmten Varianten des Rhesus-Proteins, sogenannten SNPs, signifikant mehr BPG bilden“, so Lars Kaestner weiter. „Die neuen Erkenntnisse können dazu beitragen, besser zu verstehen, wie die Blutgruppe die BPG-Synthese und die Sauerstoffversorgung unter anderen hypoxischen, also sauerstoffarmen Bedingungen beeinflusst, etwa beim Sport oder bei Notfall-Bluttransfusionen“, so sein Fazit.

Der Molekulargenetiker Angelo D’Alessandro von der Universität Colorado ergänzt: „Wird man bei einem Marathon besser abschneiden, wenn man rhesus-positiv ist? Oder überleben Patienten, die zum Beispiel bei einem Unfall stark blutende Wunden erleiden, eher, wenn sie rhesus-positiv sind? Das wissen wir noch nicht. Was wir aber wissen, ist, dass der Rhesus-Status einen Einfluss darauf hat, wie das BPG hergestellt wird. Wir versuchen nun, Strategien zu entwickeln, um den BPG-Gehalt in gelagerten Blutkonserven zu erhöhen." Dies wäre für die Verbesserung der Effizienz von Bluttransfusionen von entscheidender Bedeutung.

Quelle: Universität des Saarlandes

Literatur

D’Alessandro A, Earley E, Nemkov T et al. Genetic polymorphisms and expression of Rhesus blood group RHCE are associated with 2,3-bisphosphoglycerate in humans at high altitude. PNAS 2024; https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.2315930120