HerzstillstandNeue Therapie zeigt deutlich besseres Überleben

Das neu entwickelte Therapiekonzept CARL für die Reanimation zeigt deutlich besseres Überleben und gute neurologische Regeneration - in Einzelfällen selbst nach 1-2 Stunden Wiederbelebung.

Reanimationsgerät CARL
Universitätsklinikum Freiburg/Britt Schilling

Das speziell entwickelte Gerät CARL misst und steuert während der Reanimation wichtige Parameter.

Etwa 50.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen plötzlichen Herzstillstand. Außerhalb eines Krankenhauses überlebt gerade einmal jede*r Zehnte – oft mit schweren Hirnschäden. Mit dem neuartigen Therapiekonzept CARL ließen sich in einer Studie dreimal so viele Menschen retten. Die Betroffenen trugen zudem oft nur geringere oder keine neurologischen Schäden davon.

Das Behandlungsverfahren wurde am Universitätsklinikum Freiburg entwickelt.

Reanimationstherapie CARL 

CARL steht für Controlled Automated Reperfusion of the whoLe Body. Das speziell für die Reanimation entwickelte Gerät könne die gesamte Herz-Lungen-Funktion der Patient*innen übernehmen, erklärt Prof. Christoph Benk vom Uniklinikum Freiburg. Das Gerät finde im Rettungswagen Platz und könne direkt zum Patienten getragen werden.

Es ermögliche eine Behandlung der Schäden, die durch den Herzstillstand und den damit einhergehenden Sauerstoffmangel entstanden sind. Mit dem Therapiegerät können sofort die für eine erfolgreiche Reanimation wichtigen Parameter gemessen und gesteuert werden. 

Eine Doppelpumpensteuerung ermöglicht den notwendigen hohen pulsatilen Blutfluss und realisiert einen hohen Blutdruck. Der Sauerstoffgehalt kann präzise gesteuert werden und über eine mobile Kühleinheit lässt sich der Körper der Betroffenen schnell und sicher herunterkühlen.

Studie: 42 Prozent aller Betroffenen überlebten

In einer klinischen, multizentrischen Studie wurde das neue Verfahren geprüft. In der Studie wurden 69 Patient*innen im Alter von 21 bis 86 Jahren mit dem neuen Verfahren behandelt. Die Studie wurde in 7 spezialisierten Herzzentren durchgeführt. Die Freiburger Forscher*innen konnten gemeinsam mit österreichischen und niederländischen Kolleg*innen zeigen:  

  • Die Gesamtüberlebensrate betrug 42 Prozent bei Entlassung aus dem Krankenhaus.
  • Bei 79,3 Prozent der Überlebenden wurde ein günstiges neurologisches Ergebnis nach 90 Tagen festgestellt.
  • Patient*innen mit innerklinischem Herzstillstand wiesen eine besonders hohe Überlebensrate von 51,7 Prozent auf.
  • Bei außerklinischem Herzstillstand lag die Überlebensrate bei 35 Prozent.
  • Wurde die Therapie bereits außerhalb des Krankenhauses begonnen, überlebten sogar 57,1 Prozent der Betroffenen.

Bisher gab es 10 Minuten nach einem Herzstillstand kaum noch Hoffnung auf Überleben. Mit dem neu entwickelten Verfahren werde die Zeitspanne deutlich ausgeweitet und die Genesung der Betroffenen verbessert, so der Freiburger Herzchirurg Prof. Georg Trummer.

In ersten Einsätzen des neuen Verfahrens überlebten Personen mit einer Dauer des Herzstillstands von über 60 Minuten ohne bleibende Schädigung des Gehirns. Ungeachtet dessen sei es Teil des Konzepts, betroffene Patient*innen möglichst rasch innerhalb von 30-45 Minuten nach plötzlichem Herzstillstand mit dem neuartigen Verfahren zu therapieren.

Quelle: Universitätsklinikum Freiburg

Literatur

Trummer G, Benk C, Pooth JS et al. Treatment of Refractory Cardiac Arrest by Controlled Reperfusion of the Whole Body: A Multicenter, Prospective Observational Study. Journal of Clinical Medicine 2023; doi: 10.3390/jcm13010056