IntensivmedizinKetogene Ernährung bei Sepsispatient*innen vielversprechend

Eine kohlenhydratarme Diät ist ein sicher durchführbares Ernährungsregime bei Sepsispatient*innen auf der Intensivstation und wirkt sich positiv auf den Behandlungsverlauf aus.

Krankenpfleger hält Infusionsbeutel für parenterale Ernährung in der Hand
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Die Ernährung ist ein wichtiger Therapiebaustein auch in der Intensivmedizin.

Ein Team um Dr. David Effinger konnte in einer randomisierten kontrollierten Studie nachweisen, dass eine ketogene Diät, nicht nur ein sicher durchführbares Ernährungsregime bei Sepsispatient*innen auf der Intensivstation darstellt, sondern sich auch positiv auf den Behandlungsverlauf auswirkt.

Für ihre Arbeit wurde das Forschungsteam des Universitätsklinikums Knappschaftskrankenhaus Bochum und des LMU Klinikums München mit dem Forschungspreis klinische Forschung der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) ausgezeichnet.

Studie

Vorangegangene Studien hatten gezeigt: Eine ketogene Diät verbessert maßgeblich die Immunfunktion – und könnte damit auch der Immundysfunktion bei Sepsis entgegenwirken.

Insgesamt analysierte die Forschungsgruppe zwischen 2020 und 2022 Daten von 40 Sepsispatient*innen: Die eine Hälfte der Patient*innen wurde als Interventionsgruppe mit kohlenhydratarmer, ketogener Sondennahrung versorgt. Die andere Hälfte erhielt als Kontrollgruppe Standardnahrung mit normalem Kohlenhydratgehalt.

Im Zeitverlauf zeigten sich einige Unterschiede zwischen beiden Gruppen.

  • Im Gegensatz zu einem Großteil der Kontrollgruppe benötigte nach zwei Tagen beispielsweise kein*e Patient*in aus der Interventionsgruppe mehr eine Insulinbehandlung.
  • Auch die Dauer der Beatmungstherapie konnte bei den Patient*innen mit ketogener Diät verkürzt werden.
  • Gleichzeitig wurden keine klinischen oder laborchemischen Nebenwirkungen festgestellt.

„Wir konnten somit erstmals nachweisen, dass eine ketogene Diät bei intensivmedizinischen Krankheitsbildern ein sinnvolles Ernährungskonzept mit großem therapeutischem Potenzial darstellt“, erklärt Effinger.

Ausblick

Um Empfehlungen für die klinische Anwendung abzuleiten, bedürfe es nun einer größeren, multizentrischen prospektiven randomisierten Studie. Die Integration der ketogenen Diät in den Klinikalltag könnte laut Effinger so aussehen:

„Zunächst sollten kritisch kranke Patient*innen eine enterale Sondennahrung mit ketogener Formulierung bekommen. Wenn sie später in der Lage sind, selbstständig wieder Nahrung aufzunehmen, muss man ketogene Menüs anbieten. Das bedarf einer engen Absprache mit der Klinikküche. Wir haben in der damaligen Studienzeit selbst Rezeptideen bzw. Menüs zusammengestellt und in Kooperation mit den Kollegen der Bochumer Klinikküche angeboten“, so Effinger.

DIVI-Forschungspreis

"Die Studienergebnisse zeigen eindrucksvoll, dass Ernährung ein wichtiger therapeutischer Baustein in der Behandlung unserer kritisch kranken Patient*innen ist“, sagte DIVI-Kongresspräsident Prof. Thorsten Brenner bei der Preisverleihung in Hamburg.

Der DIVI-Forschungspreis wird jährlich im Rahmen des DIVI-Kongresses verliehen. Als wissenschaftliche Fachgesellschaft möchte die DIVI damit der methodischen Diskussion einen höheren Stellenwert einräumen. Die jeweils vier besten Abstracts aus den Bereichen klinische und experimentelle Medizin werden von einer Expertenjury vor dem Kongress bewertet und ausgewählt. Die beiden Sieger erhalten 4.000 Euro, die zweiten 2.000 Euro und die Plätze 3 und 4 je 1.000 Euro.

Quelle: Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)