PräventionDiabetes: Präventionsprogramm bei erhöhtem Risiko erfolgreich

Eine Datenanalyse des englischen Diabetes Prevention Programm zeigt: Langzeitblutzucker, Body-Mass-Index, Gewicht und Blutfette werden positiv beeinflusst.

Zuckerwürfel aufsteigend gestapelt mit rotem Pfeil nach oben
adragan/stock.adobe.com

Diabetes Typ 2 steigt auch in Deutschland. An der Prävention hapert es. Ein Programm des britischen NHS zeigt, wie es gehen könnte.

Menschen mit erhöhtem Risiko, an Diabetes zu erkranken, profitieren von Empfehlungen zu Ernährung und Bewegung. Das belegt eine Studie von Forschenden der Medizinischen Fakultät Heidelberg sowie der Universitäten Göttingen, Stanford und Birmingham.

Das Forscherteam hat das in Großbritannien im Praxisalltag verankerte Diabetes-Präventionsprogramm (NHS Diabetes Prevention Programme) ausgewertet. Zielgruppe des Programms sind Menschen, die erhöhte Blutzuckerwerte, aber noch keinen Diabetes haben.

HbA1c, BMI, Gewicht und Blutfette positiv beeinflusst

Die Wissenschaftler*innen untersuchten, wie sich Langzeitblutzuckerwerte, Gewicht und Blutfette durch das Programm verändert haben. Die Routinedaten aus Arztpraxen werden in England systematisch erfasst und sind Wissenschaftler*innen zugänglich. Diese beinhalten neben Ergebnissen von u.a. Blutuntersuchungen auch Informationen darüber, ob die Person in das nationale Diabetes Präventionsprogramm eingeschlossen ist. Menschen, die einen bestimmten Langzeitblutzuckerwert überschreiteten, können in das Programm aufgenommen werden.

Mit statistischen Methoden und Analysen wertete das Team rund 2.000.000 Personendaten aus.  „Wir haben die Personen verglichen, die sich nah am Schwellenwert befanden, also entweder gerade in das Programm aufgenommen oder ausgeschlossen wurden. Hier ergibt sich eine zufällige Zuteilung, denn wer am Tag der Messung in der Praxis den Wert überschreitet oder knapp darunter liegt, entscheidet der Zufall“, erläutert Julia M. Lemp von der Uni Heidelberg.

Die Datenanalyse habe gezeigt, dass das Programm den Langzeitblutzucker (HbA1c-Wert), Body-Mass-Index, Gewicht und Blutfette positiv beeinflusste.

NHS Diabetes Prevention Programme

Das britische Diabetes-Präventionsprogramm erstreckt sich über einen Zeitraum von 9 Monaten und ist als Gruppenintervention ausgelegt. Ziele sind:

  • die Diabetes-Typ-2-Inzidenz zu senken,
  • die Komplikationsrate bei bestehendem Diabetes Typ 2 (z.B. Herz-, Nieren-, Augenerkrankungen, diabetisches Fußsyndrom, Schlaganfall) zu reduzieren,
  • gesundheitliche Unterschiede im Zusammenhang mit der Diabetes-Inzidenz langfristig zu reduzieren.

Interventionen:

  • einen gesundes Körpergewicht zu erreichen
  • Ernährungsempfehlungen
  • Empfehlungen zu körperlicher Aktivität

In mindestens 13 Sitzungen mit 16 Stunden werden die Teilnehmer*innen unterstützt, sich realistische Ziele zu setzen und zu erreichen im Hinblick auf Lebensstiländerungen, um das Diabetesrisiko zu reduzieren.

In Deutschland gibt es bislang lediglich Schulungsprogramme für Personen, die bereits an Diabetes erkrankt sind. Spezielle Präventionsprogramme für Menschen, deren Blutzuckerwerte auf ein erhöhtes Risiko hindeuten, existieren nicht.

„Das Präventionsprogramm könnte auch ein Vorbild für Deutschland sein, denn wir haben mit unserer Studie gezeigt, dass man Risikofaktoren für Diabetes im klinischen Alltag erfolgreich vorbeugen kann“, sagt Julia Lemp.

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg

Literatur

Lemp JM, Bommer C, Xie M et al. Quasi-experimental evaluation of a nationwide diabetes prevention programme. Nature 2023; doi: 10.1038/s41586-023-06756-4