HeilpflanzenporträtSchwarzkümmelsamen: wirksam bei Allergien?

Schwarzkümmel wird traditionell gegen eine Vielzahl an Erkrankungen eingesetzt. Forschungsergebnisse weisen auf seine positiven Effekte bei Allergien, Asthma, Heuschnupfen und Ekzemen hin.

Nigella sativa in einem Garten
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Schwarzkümmel (Nigella sativa).

von Sigrun Chrubasik-Hausmann

Inhalt

Botanischer Steckbrief

Inhaltsstoffe

Wirkungen

Wirksamkeit

Indikationen

Dosierung

Unerwünschte Wirkungen

Kontraindikationen

Wechselwirkungen

Toxizität

Fazit

Literatur

Seit dem Altertum werden der Schwarzkümmel (Nigella sativa) und das daraus kalt gepresste Öl, auch „Gold der Pharaonen“ genannt, als Heilmittel genutzt. In der Küche Indiens und des Mittleren Ostens werden die Samen zur Gesunderhaltung auf Kuchen und Brot gestreut oder in Käse eingearbeitet.

Botanischer Steckbrief

Schwarzkümmel ist ein 1-jähriges, bis zu 30 cm hoch wachsendes Kraut aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Es ist heimisch in Südeuropa und Westasien und wird dort auch kultiviert. Blütezeit ist von Juni bis August. Die reifen Fruchtkapseln enthalten zahlreiche ei- oder keilförmige, tiefschwarze, bis 3,5 mm lange Samen, die angenehm aromatisch riechen, anfangs schwach bitter, später scharf und würzig sowie süßlich und nussig schmecken [1].

Inhaltsstoffe

Die Samen des Schwarzkümmels enthalten bis zu 2,5 % ätherisches Öl mit den Leitsubstanzen ρ-Cymen, Thymochinon und α-Thujen. Außerdem enthalten sie Carotine, Phenole, Sterole, Alkaloide, Saponine und fettes Öl mit ungesättigten Fettsäuren und Vitamin E, die Spurenelemente Zink, Chrom, Vanadium, Mangan und Selen, die Elemente Magnesium, Kalzium, Kalium, Natrium und Barium sowie die Vitamine B1, Niacin, B6 und Folsäure [1] [2].

Wirkungen

Experimentelle Untersuchungen weisen auf eine starke antioxidative Wirkung hin. Im Einzelnen wurden antientzündliche/analgetische, antiproliferative, organprotektive, antimikrobielle und antiparasitäre Wirkung beschrieben. Darüber hinaus fand sich in verschiedenen Modellen eine immunmodulierende, muskelrelaxierende, antidiabetogene, blutdrucksenkende, antiasthmatische, leistungssteigernde, antidepressive, anxiolytische, östrogene und antipsoriatische Wirkung [2].

Wirksamkeit

In zusammenführenden Studien senkte Schwarzkümmel den erhöhten Nüchternblutzucker und das glykierte Hämoglobin. Das Ansprechen auf Insulin nahm zu. Der systolische und der diastolische Blutdruck waren nach 8 Wochen um etwa 3 mmHg gesunken, ebenso hatten erhöhte Konzentrationen des Gesamt- und LDL-Cholesterins und der Triglyzeride im Serum abgenommen. Das HDL-Cholesterin wurde nicht beeinflusst. Doch müssen Studien mit einem beweisenden Studiendesign die Wirkgrößen beim Metabolischen Syndrom bestätigen und prüfen, ob Schwarzkümmel das kardiovaskuläre Risiko senkt [2].

Studien bei Patient*innen mit Asthma bronchiale, Heuschnupfen und atopischem Ekzem indizieren die antiasthmatische und antiallergische Wirkung des Schwarzkümmels. Vielversprechend sind auch die Ergebnisse bei Patient*innen mit Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Hashimoto-Thyreoiditis und evtl. Vitiligo. Die Studienlage bei Patient*innen mit Arthrose, Krebskrankheiten, Kindern mit epileptischen Anfällen und an SARS-CoV-2 Erkrankten ist ebenfalls vielversprechend, aber noch nicht ausreichend [2] [4].

Indikationen

für die orale Anwendung [4]:

  • Diabetes mellitus, Bluthochdruck und hohe Blutfette
  • allergisches Asthma, Heuschnupfen und Ekzeme
  • Autoimmunkrankheiten wie rheumatoide Arthritis, Hashimoto-Thyreoiditis, evtl. Vitiligo

für die topische Anwendung [4]:

  • Ekzeme, Neurodermitis, Psoriasis

Dosierung

Aus den durchgeführten klinischen Studien ergibt sich eine Tagesdosis von bis zu 3 Gramm Schwarzkümmelsamen oder seinem Öl. Im Handel erhältliche Schwarzkümmelpräparate enthalten nur wenig wirksamkeitsmitbestimmendes Thymochinon [2]. Ein wirkstoffreiches Präparat ist aber Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung. Bei Nahrungsergänzungsmitteln mit Schwarzkümmel sollte daher der Thymochinongehalt deklariert werden und die Tagesdosis bis zu 30 mg betragen [3].

Unerwünschte Wirkungen

In den durchgeführten Studien wurde nur gelegentlich über Juckreiz oder Übelkeit berichtet. Selten treten nach oraler Zufuhr allergische Hautreaktionen auf bzw. bei lokaler Anwendung Kontaktallergien [2].

Kontraindikationen

Als Kontraindikation gilt eine bekannte Überempfindlichkeit gegen einen der Inhaltsstoffe [2].

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen sind möglich. So hemmte Schwarzkümmel bei Probanden den über Cytochrom CYP2D6 vermittelten Abbau von Medikamenten. Die Ergebnisse der In-vitro- und Tierversuche können nicht ohne Weiteres auf Menschen übertragen werden und müssen für jede Substanz in humanpharmakologischen Studien geprüft werden [2].

Toxizität

Schwarzkümmelsamen und das daraus hergestellte Öl werden im Allgemeinen als sicher anerkannt – generally recognized as safe (GRAS) by the United States Food and Drug Administration (USFDA), code of federal regulation: 21CFR182.10.

Eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung zur akuten und subchronischen Toxizität von Schwarzkümmelöl mit 5 % Thymochinon ergab, dass bei Ratten der „No Observed Adverse Effect Level“ (NOAEL) 5 mg/kg KG beträgt. Dies entspricht einer Tagesdosis unter 50 mg/d Thymochinon für Erwachsene [3].

Fazit

Seit dem Altertum werden Schwarzkümmelsamen und ihr Öl zur Gesunderhaltung und zur Behandlung verschiedener Erkrankungen genutzt. Neue Forschungsergebnisse weisen auf den rationalen Einsatz bei Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen, bei allergischem Asthma, Heuschnupfen und Ekzemen sowie bei manchen Autoimmunerkrankungen hin.

Weitere Studien sind erforderlich, um die Wirkgrößen zu bestimmen und den Einsatz des Schwarzkümmelwirkstoffs bei anderen Erkrankungen zu untermauern.

Interessenkonflikt: Die Autorin erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Literatur

[1] Blaschek W, Hilgenfeldt U, Holzgrabe U et al. HagerROM 2016. Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen. Berlin/Heidelberg: Springer; 2016

[2] Chrubasik-Hausmann S. Schwarzkümmel. Im Internet. https://www.uniklinik-freiburg.de/fileadmin/mediapool/08_institute/rechtsmedizin/pdf/Addenda/Schwarzk%C3%BCmmel.pdf Stand: 02.02.2023

[3] Khaikin E, Chrubasik-Hausmann S, Kaya S et al. Screening of Thymoquinone Content in Commercial Nigella sativa Products to Identify a Promising and Safe Study Medication. Nutrients 2022; 14: 3501

[4] Vlachojannis J, Chrubasik-Hausmann S. Mit Schwarzkümmel gegen SARS-CoV-2. Zschr Phytotherapie 2023; 44: 1-4

Prof. Dr. med. Sigrun Chrubasik-Hausmann ist Koordinatorin des Arbeitsbereichs Phytotherapie im Institut für Rechtsmedizin der Universität Freiburg. Sie arbeitete als Honorarprofessorin an der Sydney University und als Gastprofessorin an der Hebrew University in Jerusalem, hat über 200 Publikationen veröffentlicht und wurde mit zahlreichen wissenschaftlichen Preisen ausgezeichnet.