KlimakteriumPflanzliche Begleiterinnen in einen neuen Lebensabschnitt

Die Phytotherapie bietet verschiedene Möglichkeiten, um Beschwerden der Vaginalschleimhaut in den Wechseljahren zu lindern.

Sanddornpflanze mit Früchten.
UbjsP/stock.adobe.com

Bei Beschwerden der Vaginalschleimhaut kann Sanddorn innerlich und äußerlich angewendet hilfreich sein.

von Anne Wanitschek

Veränderungen der Vaginalschleimhaut in den Wechseljahren: Wie kann die Phytotherapie bei hervorgehenden Beschwerden helfen?

Kurz gefasst

  1. Die Scheidengesundheit hängt von einigen Faktoren ab, beispielsweise beeinflussen Östrogene die vaginale Schleimhaut.

  2. In den Wechseljahren sinkt unter anderem der Östrogenspiegel, dadurch kann es zu Beschwerden wie trockener Vaginalschleim kommen.

  3. Die Phytotherapie bietet verschiedene Möglichkeiten, um Beschwerden der Vaginalschleimhaut in den Wechseljahren zu lindern.

 Im Klimakterium finden zahlreiche Veränderungen im Körper statt, zum Beispiel sinkt der Östrogenspiegel. Das bringt verschiedene Folgen mit sich: So ist die Dicke und Gesundheit der Schei-denwand von Hormonen abhängig, insbesondere von Östrogenen. Durch den sinkenden Östrogenspiegel tritt ein Gewebeschwund der genitalen Schleimhaut auf, womit verschiedene Beschwerden einhergehen können. Lange galt dies als Indikationen für eine lokale oder systemische Hormonersatztherapie mit Östrogenen oder Östrogenen in Kombination mit Gestagen. Diese ist gegen die Beschwerden meist effektiv, birgt aber Risiken: Die systemische Hormonersatztherapie kann das Thromboserisiko erhöhen und wird mit einem erhöhten Risiko für Krebserkrankungen der Gebärmutterschleimhaut und der Brust in Verbindung gebracht. Mittlerweile empfiehlt die Leitlinie „Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen“ der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe die Anwendung von Befeuchtungs-und Gleitmitteln bei Bedarf – allein oder zusammen mit einer regelmäßigen vaginalen Hormonanwendung mit östriolhaltigen Präparaten.

Es gibt aber auch andere Möglichkeiten: Lang- und kurzfristig können phytotherapeutische Mittel bei Beschwerden helfen, die durch die Veränderungen der vaginalen Schleimhaut im Klimakterium entstehen – insbesondere durch östrogenähnliche Substanzen.

Östrogene und Scheidengesundheit

Östrogene haben vielseitige Auswirkungen auf die vaginale Schleimhaut. Sie fördern beispielsweise die Feuchtigkeit der Schleimhaut. Dies erfolgt durch Anregung der Sekretion und der Bildung von feuchtigkeitspendender Hyaluronsäure und schleimbildenden Polysacchariden. Deshalb kommt es in der Peri- und Postmenopause oftmals zu trockenen Vaginalschleimhäuten. Mit zunehmendem Alter spielt zusätzlich geschlechterunabhängig die alterungsbedingte Feuchtigkeitsabnahme eine Rolle.

Zudem geht der verringerte Östrogenspiegel mit einer Rückbildung des vaginalen Epithels (vaginale Atrophie) und verschiedenen dadurch bedingten körperlichen und seelischen Beschwerden einher. Die Beschwerden sind unterschiedlich ausgeprägt. In beinahe 80 % der Fälle begleitet Scheidentrockenheit die vaginale Atrophie. Andere häufige Beschwerden der Atrophie sind Brennen, Juckreiz, Entzündungen und leichte Blutungen der Scheide.

Ein niedrigerer Östrogenspiegel schmälert zudem die sexuelle Erregbarkeit. Auch die möglichen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie), die durch die Dünne der Scheidenwand in Verbindung mit der mangelnden Befeuchtung beim Geschlechtsverkehr (Lubrikationsmangel) bedingt sind, verringern oft die sexuelle Lust.

Östrogene beeinflussen außerdem die Elastizität der Scheidenwand, indem sie den Einbau von Kollagenfasern fördern.

Daneben sind Östrogene ein wichtiger Faktor für das Scheidenmilieu, da sie den vaginalen pH-Wert regulieren. Das wird ermöglicht, indem sie die Glykogenproduktion der vaginalen Epithelzellen fördern. Die in der Vagina ansässigen Milchsäurebakterien (Döderlein-Bakterien) verstoffwechseln das Polysaccharid Glykogen zu Milchsäure. Diese senkt den pH-Wert und erschwert damit die Ansiedelung von pathogenen Pilzen oder Bakterien. Mit dem Absinken des Östrogenspiegels in den Wechseljahren steigt dadurch auch das Risiko für Entzündungen und Infektionen.

Merke: Für Heilpraktiker*innen besteht gemäß dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) Behandlungsverbot für alle Infektionen des Genitaltrakts, die sexuell übertragen werden können. Dazu zählen auch Pilzinfektionen mit Candida albicans, die unter anderem in den Wechseljahren häufig auftreten.

Isoflavone: Der pflanzliche Östrogenersatz

Isoflavone binden aufgrund ihrer strukturellen Ähnlichkeit mit Östrogen an Östrogenrezeptoren – auch an jene der vaginalen Epithelzellen. Isoflavone können diese Bindung auf zwei Wegen erreichen: Durch orale Einnahme oder lokale Applikation. Bei der lokalen Applikation muss aber sichergestellt sein, dass Isoflavone bereits in ihrer aktiven Form vorliegen und nicht glykosidisch gebunden, wie es im Pflanzenorganismus teilweise der Fall ist. Bei der oralen Einnahme werden im Darm – bei einer physiologischen Darmmikrobiota – glykosidische Bindungen gelöst (siehe Abschnitt „Zweiter Termin“).

Isoflavone haben Untersuchungen zufolge einen regulierenden Einfluss auf die Schleimhaut, der sich auch bei vaginaler Trockenheit in den Wechseljahren positiv auswirken kann [[1]].

Die tägliche Einnahme von 80 mg Rotklee-Isoflavonen zeigte bei einer Studie mit 60 Frauen Wirkung: Die vaginale Trockenheit besserte sich und das Scheidenepithel nahm an Dicke zu [[2]].

Die Isoflavone der Sojabohne (Glycine max) zeigen ähnliche Wirkung. Bisherige klinische Studien konzentrierten sich auf die lokale Anwendung. Dabei kam es unter anderem zu einer besse-ren Durchblutung der Vaginalschleimhaut [[3]]. Aber auch über die Ernährung können die enthaltenen Isoflavone hilfreich sein (siehe Abschnitt „Phytoöstrogene in die tägliche Ernährung integrieren“).

Isoflavone können wie Östrogene (siehe Abschnitt „Östrogene und Scheidengesundheit“) über die Glykogenproduktion Einfluss auf den vaginalen pH-Wert haben (siehe Abbildung 1) [[4], [5]].

Weitere Phytoöstrogene

Der Fenchel (Foeniculum vulgare) zeigt östrogene Eigenschaften, wofür ätherisches Öl und Flavonoide verantwortlich sein dürften. Positive Ergebnisse in Studien zeigten die lokale Anwendung einer fenchelhaltigen Creme und die innerliche Einnahme von ätheri-schem Fenchelöl bei Vaginaltrockenheit [[6]].

Verschiedene Wirkstoffe des Bockshornklees (Trigonella foe-num-graecum) binden an Östrogenrezeptoren, darunter seine Steroidsaponine, das Alkaloid Trigonellin und eine nicht proteinogene Aminosäure. Die dreimonatige Einnahme eines Bockshornklee-Extraktes führte in einer indischen Studie zu einer Verbesserung der Scheidentrockenheit [[7]]. Bockshornkleesamen können als Bestandteil einer Teemischung zur Anwendung kommen. Ich empfehle sie auch zum Ziehen von Sprossen oder Microgreens, die mit ihrer würzigen Note zum Beispiel gut auf belegte Brote, Salate, Gemüsepfannen oder Curries passen. Microgreens werden im Unterschied zu Sprossen mit Anzuchterde oder ähnlichem Substrat gezogen. Wie Bockshornklee lässt sich auch der Rotklee als Microgreen verzehren.

Auch das Kernöl des Granatapfels (Punica granatum) enthält Phytohormone, darunter Östron und Coumestrol. Es wirkt ebenso entzündungshemmend: Zum Beispiel hemmt die enthaltene Punicinsäure die Prostaglandinsynthese. Zudem wirkt es sich äußerlich angewendet positiv auf die Feuchtigkeit von Haut und Schleimhäuten aus.

Phytoöstrogene in die tägliche Ernährung integrieren

Eine 2016 publizierte Meta-Analyse zeigt, dass es sich bei vaginaler Atrophie lohnt, Isoflavone in die tägliche Ernährung zu inte-grieren – insbesondere durch Sojaprodukte [[8]]. Beispiele für Soja-produkte mit ihren Gesamtisoflavongehalten sind (in mg pro kg Frischgewicht des Sojaprodukts) [[15]]:

  • Sojabohnen: 1000–2400

  • Tofu: 150–500

  • Sojamilch: 80–280

  • Tempeh: 400–620

  • Miso: 100–760

Auch andere Schmetterlingsblütler wie Kichererbse, Linsen oder der bereits erwähnte Rotklee und Bockshornklee liefern Isoflavone, wenn auch nicht so viele wie die Sojabohne. In Japan und Chi-na werden durchschnittlich 50mg Isoflavone durch die Ernährung aufgenommen. Dieser Wert gilt als gut verträglich.

Darüber hinaus können die Lignane des Leinsamens (Linum usitatissimum) hilfreich sein: In einer 2012 publizierten Studie stimulierte die tägliche Einnahme von 100mg Leinsamenlignanen den Neuaufbau der Vaginalschleimhaut um beinahe 20% [[9]]. Die-se Menge an Lignanen ist ungefähr in 25g Leinsamen (entspricht 3 gestrichenen EL) enthalten.

Merke: Östrogenartig wirksame Heilpflanzen sollten sicher heitshalber nicht bei östrogenabhängigen Tumorerkrankun gen verwendet werden!

Lokale Gefäßregulation mit Aphrodisiaka

Die Pflanzenheilkunde erschöpft sich nicht nur in der Frage, welche Wirkstoffe hilfreich sind, sondern vermittelt auch, wie diese in ausreichender Menge zum Zielgewebe kommen. Eine gute Option sind standardisierte Phytopharmaka, die eine hohe und meist in Studien schon validierte Dosis bieten. Daneben finde ich für meine Praxisarbeit die Berücksichtigung von Synergien interes-sant. In phytotherapeutischen Rezepturen können einzelne Re-zepturbestandteile zum Beispiel Löslichkeit, Aufnahme oder Wirkung von Wirkstoffen günstig beeinflussen. Beispielsweise kann die Wirksamkeit von Substanzen, die sich positiv auf die vaginale Schleimhaut auswirken, durch die Verbesserung der lokalen Durchblutung erhöht werden. Die Idee dahinter: Wird die Durchblutung im Zielgewebe angeregt, erleichtert dies den Übertritt von pflanzlichen Wirkstoffen von den Kapillaren in das Bindegewebe, das die Zellen ernährt. So kann der eigentliche Wirkstoff besser zum Zielort gelangen.

Für die Durchblutungsförderung der Vaginalschleimhaut sind Aphrodisiaka wie Basilikum (Ocimum basilicum), Majoran (Origa-num majorana), Spargel (Asparagus officinalis), Rosmarin (Ros-marinus officinalis), Damiana (Turnera diffusa) oder Liebstöckel (Levisticum officinale) eine sinnvolle Option. Sie fördern die Durchblutung und damit die Versorgung der Schleimhaut mit pflanzlichen Wirkstoffen und anderen Nährstoffen. Die Durchblu-tung des Beckens fördert zudem auch die Libido.

Eine lokale Applikation von Aphrodisiaka ist zum Beispiel mit dem Majorana Vaginalgel (Fa. Wala) oder der rosmarinhaltigen Femisanit Intimcreme (Fa. Biokanol) möglich. Letzteres Produkt enthält auch Sanddornextrakt.

Der lindernde Sanddorn

Die Früchte und die Samen des Sanddorns (Hippophae rhamnoi-des) eignen sich zur Ölherstellung. In einer finnischen Studie verbesserte die tägliche Einnahme von 3g einer Mischung aus Sand-dornfrucht- und Sanddornsamenöl bei über 50% der Teilnehmen-den Trockenheit, Brennen und Juckreiz der vaginalen Schleimhaut. Dafür soll die östrogene Wirkung des Sanddornöls verantwortlich sein, daneben die entzündungshemmende Wirkung von Karotinoiden, Tocopherolen, Beta-Sitosterol und essenziellen Fettsäuren [[10]].

Eine Option für die Einnahme von Sanddornöl bieten Femisa-nit-Kapseln (Fa. Biokanol). Auch die lokale Anwendung von Sand-dornfruchtfleischöl ist eine Option, wie eine Studie zeigt [[11]].

Mikronährstoffe: Vitamin D und Jod

Nicht nur wegen der Knochengesundheit sollte der Vitamin-D-Spiegel bei postmenopausalen Frauen beachtet werden. Vitamin D trägt auch zur Gesundheit der weiblichen Geschlechtsorga-ne bei. Vitamin-D-Rezeptoren regulieren das Wachstum der vaginalen Schleimhaut über die Aktivierung sogenannter Ezrin-Proteine. Diese stärken die Verbindung zwischen den Zellen und damit die Flexibilität und Stärke der Schleimhaut. Anzustreben ist ein Vitamin-D-Spiegel, der über 30ng/ml des Vitamin-D-Metaboliten 25-Hydroxy-Cholecalciferol liegt [[12]].

Östrogene beeinflussen auch den Schilddrüsenstoffwechsel. In den Wechseljahren kann eine dadurch entstehende Unterfunktion der Schilddrüse eine Vaginaltrockenheit verstärken. Eine leichte phytotherapeutische Anregung der Schilddrüse, zum Beispiel mit jodhaltigen Drogen wie Isländisches Moos (Cetraria islandi-ca), ist daher erfahrungsgemäß sinnvoll – außer bei Hyperthyreose (aufgrund des Jodgehalts).

Noch nicht eindeutig: Bitterstoffe

Vielleicht tragen auch die Bitterstoffe von Isländisch Moos zu seiner positiven Wirkung bei. Bitterstoffrezeptoren finden sich an vielen Stellen im Körper, auch im Vaginalepithel [[13]]. Es ist bis jetzt reine Spekulation, dass sich bittere Drogen dadurch positiv auf die Vaginalgesundheit auswirken, es ist aber nicht auszuschließen. In diesem Zusammenhang ließe sich zum Beispiel an durchblutungsfördernde aromatische Bittermittel (Amara aroma-tica) wie Beifuß (Artemisia vulgaris) oder Wermut (Artemisia ab-sinthium) denken. Auch die lokale Anwendung von Majoran bekäme eine neue Sichtweise.

Aus der Praxis

Eine fast 50-jährige Patientin kam zum ersten Mal in meine Praxis. Ihre letzte Monatsblutung lag fünf Monate zurück. Sie nutzte selbst schon lange Heilpflanzen und Phytotherapeutika. Gegen ihre Wechseljahresbeschwerden nahm sie seit drei Monaten ein Präparat mit einem Extrakt aus der Traubensilberkerze (Cimicifu-ga racemosa) ein. Dadurch hatten sich Hitzewallungen und Nachtschweiß gebessert. Belastend fand sie die weiterhin anhaltende Scheidentrockenheit. Daneben klagte sie über Gewichtszunahme, zunehmende Ängstlichkeit und nachlassende Motivation.

Ich empfahl ihr bei unserem ersten Treffen, statt des Traubensilberkerzen- ein Rotkleepräparat einzunehmen (Menoflavon, Fa. Kyberg vital, 1× tgl. 1 Tbl. mit 80mg Rotklee-Isoflavonen). Die Traubensilberkerze kann meiner Erfahrung und Studien zufolge bei vielen Wechseljahresbeschwerden hilfreich sein. Ihr Wirkmechanismus, insbesondere die Wechselwirkungen mit Östrogen-Rezeptoren, ist jedoch noch nicht abschließend geklärt [[14]]. Daher bevorzuge ich meist Rotkleepräparate, die sich zudem positiv auf den Fettstoffwechsel auswirken können.

Rezept

Teemischung für die Patientin

Bestandteile:

  • 5 g Hopfenzapfen (Lupuli strobuli)

  • 30 g Fenchelfrüchte (Foeniculi fructus)

  • 20 g Isländisches Moos (Lichen islandicus)

  • 20 g Majorankraut (Majoranae herba)

  • 20 g Schafgarbenkraut (Millefolii herba)

  • 20 g Passionsblumenkraut (Passiflorae herba)

  • 30 g Spargelwurzel (Asparagi radix)

  • 40 g Bitterorangenschale (Aurantii pericarpium)

  • 40 g Sanddornfrüchte (Hippophae fructus).

Hinweis: In der Teemischung lösen sich die heilsamen Öle der Sanddornfrüchte nur bedingt im Wasser. Als reine Schmuckdroge sehe ich die Beeren, die unter anderem auch Flavonoide und Carotinoide enthalten, aber nicht und rezeptiere sie in Teemischungen bei diversen Haut- und Schleimhauterkrankungen.

Zubereitung/Dosierung: 2- bis 3-mal tgl. 1 gestr. EL der Mischung mit 250 ml siedendem Wasser zugedeckt 20 min ziehen lassen und ungesüßt vor den Mahlzeiten trinken.

 Zusätzlich zum Rotkleepräparat bekam die Patientin eine Anleitung zum Anbauen von Bockshorn-Microgreens. Sie sollte zudem Vitamin D (Vitamin-D-Öl forte, Fa. Dr. Jacobs, 1 × tgl. 2 Tr. für 2 Wochen, danach 1 Tr. tgl.) einnehmen. Außerdem erhielt sie ein Teerezept für ca. 4 Wochen (siehe Kasten). Dieses enthielt neben bereits erwähnten Drogen noch weitere anregende und angstlö-sende Bestandteile wie Passionsblume (Passiflora incarnata) und Bitterorange (Citrus × aurantium). Sedierende Qualitäten hat der enthaltene Hopfen (Humulus lupulus), dessen Flavonoid 8-Pre-nylnaringenin ein Phytoöstrogen ist.

Zweiter Termin

Bei der zweiten Sitzung nach 2 Wochen werteten wir die Stuhlprobe der Patientin aus. Diese hatte ich aufgrund ihrer Verdauungsbeschwerden veranlasst. Zur Regulation der Darmmikrobiota empfahl ich BactoFlor (Fa. Intercell Pharma, 1× tgl. 1 Kps. vor dem Essen). Eine gesunde Dickdarmmikrobiota kann sich positiv auf die Wirksamkeit von Phytoöstrogenen auswirken, insbesondere von Isoflavonen. Die Isoflavone des Rotkleepräparates liegen bereits in aktiver Form vor (das heißt, sie sind nicht zum Beispiel glykosidisch gebunden) und können im Darm resorbiert werden. Ein Teil von ihnen wird über die Leber ausgeschieden. Bakterielle β-Glucuronidasen sorgen dafür, dass diese – zusammen mit ausgeschiedenen körpereigenen Östrogenen – wieder rückresorbiert werden können. Damit diese in ausreichender Menge vorhanden ist, ist eine physiologische Darmmikrobiota wichtig. Wenn die Isoflavone glykosidisch gebunden wären, würden Glucuronidasen zudem für eine Abspaltung des aktiven Bestandteils sorgen, so-dass dieser im Darm aufgenommen werden kann.

Ergänzend empfahl ich ihr Bio-Sanddornfruchtfleischöl (Fa. Primavera) 1 × tgl. für 4 Wochen lokal anzuwenden, danach vor dem Geschlechtsverkehr und bei Bedarf.

Dritter Termin

Nach 6 Wochen fühlte sich die Patientin leichter und beschwingter und schlief besser. Auf meine Frage nach der Vaginalgesundheit antwortete sie schmunzelnd: „Ach, das habe ich schon ganz vergessen!“. Die Beschwerden hatten nachgelassen und beeinträchtigten das Sexualleben nicht mehr.

Fazit

Die Wechseljahre sind eine besondere Zeit. Wenn Beschwerden im Vordergrund stehen, ist es schwer, sich auf diese neue Phase einzulassen. Dann können Heilpflanzen zur Seite stehen. Für die innerliche Therapie der vaginalen Atrophie kombiniere ich meist hochdosierte Pflanzenpräparate mit einer Teekomposition. Letztere bietet weniger einzelne Wirkstoffe in hoher Dosis, dafür eine breite Anzahl an hilfreichen Wirkprinzipien. Unterstützend ist die äußerliche Anwendung mit Heilpflanzen sinnvoll.

Anne Wanitschek
Heilpraktikerin mit dem Schwerpunkt Pflanzenheilkunde

[1] Dizavandi et al. An overview of the phytoestrogen effect on vaginal health and dyspareunia in peri- and post-menopausal women. Post Reprod Health. 2019 Mar; 25 (1) 11-20

[2] Hidalgo et al. The effect of red clover isoflavones on menopausal symptoms, lipids and vaginal cytology in menopausal women: a randomized, double-blind, placebo-controlled study. Gynecol Endocrinol 2005; 21; 257-264

[3] Lima SMRR, Honorato JV, Silva MALG. Glycine Max (L.) Merr isoflavone gel improves vaginal vascularization in postmenopausal women. Climacteric. 2020; Oct; 23 (05) 505-510

[4] Muhleisen et al. Menopause and the vaginal microbiome. Maturitas. 2016 Sep; 91: 42-50

[5] Baker et al. Estrogen-gut microbiome axis: Physiological and clinical implications. Maturitas 2017 Sep; 103: 45-53

[6] Yaralizadeh et al. Effect of Foeniculum vulgare (fennel) vaginal cream on vaginal atrophy in postmenopausal women: A double-blind randomized placebo-controlled trial. Maturitas 2016 Feb; 84: 75-80

[7] Shamshad et al. A Novel Extract of Fenugreek Husk (FenuSMART™) Alleviates Postmenopausal Symptoms and Helps to Establish the Hormonal Balance: A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Study. Phytother Res. 2016 Nov; 30 (11) 1775-1784

[8] Franco et al. Use of Plant-Based Therapies and Menopausal Symptoms: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA. 2016 Jun 21; 315 (23); 2554-63

[9] Colli et al. Evaluation of the efficacy of flaxseed meal and flaxseed extract in reducing menopausal symptoms. J Med Food. 2012; 15: 840-845

[10] Larmo et al. Effects of sea buckthorn oil intake on vaginal atrophy in postmenopausal women: a randomized, double-blind, placebo-controlled study. Maturitas. 2014 Nov; 79 (3) 316-21

[11] De Seta et al. Efficacy and safety of a new vaginal gel for the treatment of symptoms associated with vulvovaginal atrophy in postmenopausal women: A double-blind randomized placebo-controlled study. Maturitas. 2021 May; 147: 34-40

[12] Kamronrithisorn et al. Effect of Vitamin D Supplement on Vulvovaginal Atrophy of the Menopause. Nutrients. 2020 Sep 21; 12 (9): 2876

[13] Liu et al. Members of Bitter Taste Receptor Cluster Tas2r143/Tas2r135/Tas2r126 Are Expressed in the Epithelium of Murine Airways and Other Nongustatory Tissues. Front Physiol. 2017 Oct 30; 8: 849

[14] Leach MJ, Moore V. Black cohosh (Cimicifuga spp.) for menopausal symptoms. Cochrane Database Syst Rev. 2012; Sep 12 2012 (09) CD007244

[15] Kullig SE. Isoflavone: Pflanzliche Hormone ohne Nebenwirkungen? Lehrstuhl für Lebensmittelchemie, Institut für Ernährungswissenschaft

. Universität Potsdam. Im Internet: www.bfr.bund.de/cm/343/isoflavone_ pflanzliche_hormone_ohne_nebenwirkungen.pdf; Stand: 3.1.2022