HeilpflanzenporträtFenchel: Würziger Krampflöser aus der Antike

Fenchel (Foeniculum vulgare) wird wegen seiner krampflösenden Wirkung u.a. bei Magen-Darm-Beschwerden, bei Wechseljahresbeschwerden und als Hustenstiller eingesetzt.

Blühender Fenchel in der Nahaufnahme.
K. Oborny/Thieme

Fenchel (Foeniculum vulgare). Die gelben Blüten wachsen in einer zusammengesetzten Dolde. Jede sieht aus wie ein kleines gelbes Feuerwerk.

von Ursula Stumpf

Er gilt als Nahrungs- und Lebensmittel zum Gesundbleiben: Fenchel (Foeniculum vulgare) findet sich in vielen Produkten, von Bonbons über Seife, Salami, Zahn- und Gesichtscreme bis hin zu Likör, Gewürzen und Medikamenten. Ursprünglich kommt er aus dem Mittelmeergebiet und wird heute in den gemäßigten Zonen Europas, Asiens, Afrikas und Südamerikas angebaut.

Bitter, süß, delikat: Drei Varianten einer Art

Drei Varianten des Fenchels sind besonders gebräuchlich. Der in der Phytotherapie vorwiegend verwendete Wilde oder Bittere Fenchel (Foeniculum vulgare var. vulgare) schmückt in seiner Heimat am Mittelmeer mit seinen gelb-grünen Blüten unzählige Straßenränder. Der Doldenblütler erreicht eine Höhe von bis zu 2 m und duftet in allen Teilen fein aromatisch. Die runden Stängel sind bläulich bereift, die Blätter äußerst fein gefiedert, blaugrün und kahl. Die in fröhlichem Gelb leuchtenden Blüten wachsen in einer zusammengesetzten Dolde, jede einzelne sieht aus wie ein kleines Feuerwerk. Die Früchte, 5–10 mm lang, zerfallen beim Trocknen in zwei Teilfrüchte mit je fünf deutlichen Rippen.

Die Samen des Süßen Fenchels (Foeniculum vulgare var. dulce) dienen ebenfalls als Phytotherapeutikum mit weitgehend identischen Indikationen, würzen aber auch viele Gerichte, Brot, Gebäck oder eingemachte Früchte. Während die Früchte des bitteren Fenchels gelblich- bis grünlich-braun gefärbt sind, stark würzig riechen und leicht bitter schmecken, sind die Früchte des Süßen Fenchels in ihrer Farbe deutlich heller, riechen würzig und weisen ein süßliches Aroma auf. Nach üppigen Mahlzeiten helfen sie dem Magen, indem sie die Verdauungssäfte anregen. In manchen indischen Restaurants werden sie automatisch gereicht.

Die Knollen des Gemüsefenchels (Foeniculum vulgare, var. azoricum) sind als beliebte Zutat in der Herbst- und Winterküche bekannt. Knotige Verdickungen wachsen bei dieser Fenchelart am Grunde des Stängels direkt über der Erde und sind roh oder gekocht eine Delikatesse. Sie schmecken süßlich, ein wenig bitter und leicht scharf. Das grüne Fenchelkraut verleiht Fischgerichten eine besondere Note.

Mythologie: Fenchel brachte Himmelsfeuer und Erkenntnis

Der griechischen Sage nach stahl einst Prometheus den Göttern das Feuer vom Olymp. Dazu nahm er den leicht entflammbaren Stängel eines Riesenfenchels und hielt ihn in das Feuer des brennenden Sonnenwagens, den der Gott Helios lenkte. Das Mark der Pflanze begann zu glühen und erlosch auch im Wind nicht. So trug Prometheus das göttliche Feuer zu den Menschen. Für diesen Diebstahl wurde er grausam bestraft. Über die Menschen kamen unzählige Plagen. Der Fenchel aber galt seit dieser Zeit als eine Pflanze, die Licht und Himmelsfeuer vermittelt und somit Erkenntnis schenkt. Die Griechen glaubten, er schärfe Verstand und Konzentration und kläre den Blick für die Schönheiten der Natur. Schließlich waren es die Benediktinermönche, die das Heilkraut über die Alpen nach Norden brachten und seine Anwendung in ihren Kräuterbüchern priesen, unter anderem bei „stinkendem Atem, Husten, zur Magenstärkung, gegen Blähungen und gegen Verstopfung“.

Süßliches Anisaroma: Anethol als Leitwirkstoff

Zu den Hauptinhaltsstoffen der Früchte zählen 4–6 % ätherische Öle, fettes Öl, Flavonoide, Proteine und Phytosterole. Das ätherische Öl des bitteren Fenchels enthält 50–70 % Anethol, das für das süßliche, anisartige Aroma verantwortlich ist und schleimlösend, mild östrogenartig sowie verdauungsfördernd wirkt. Außerdem zählen 12–25 % des bitter und kampferartig schmeckenden Fenchons und 2–8 % ebenfalls anisartig riechendes und östrogenartig wirkendes Estragol zu den therapeutisch wirksamen Inhaltsstoffen. Das ätherische Öl des Süßen Fenchels enthält etwa 80–95 % Anethol, dafür nur 1 % Fenchon und noch weniger Estragol. Somit wirken die Inhaltsstoffe in ihrer Gesamtheit schleimlösend und spasmolytisch, aber auch schwach antibakteriell und antimykotisch.

Spasmolytikum und Universalpflanze für Magen und Darm

Fenchel – genauer: Bitterer Fenchel – ist mit seinem ätherischen Öl als Hauptwirkstoff ein Spasmolytikum (löst Krämpfe), Karminativum (vermindert Blähungen und Aufstoßen) und Stomachikum (regt die Produktion von Magensaft an). Hildegard von Bingen hielt ihn für ein Universalmittel für alle Magen-Darm- Störungen und schreibt: „auf welche Weise er auch gegessen wird, macht er den Menschen fröhlich, vermittelt ihm eine angenehme Wärme, guten Schweiß, eine schöne Gesichtsfarbe und bereitet eine gute Verdauung.“ [6]

Fenchel entspannt tatsächlich die glatte Muskulatur überall im Körper, in erster Linie im gesamten Magen-Darm-Trakt. Dort beseitigt er Koliken (auch der Galle), Krämpfe und Durchfall. Der Doldenblütler lindert Schluckauf und wirkt beruhigend und krampflösend bei Kopfschmerzen, die durch Verdauungsstörungen entstehen. Hier hilft schon ein Umschlag mit einem starken Absud aus zerkleinerten Fenchelfrüchten, der auf die Stirn gelegt wird. Dafür 2 TL Fenchelfrüchte mit 250 ml heißem Wasser übergießen, zugedeckt 10 min ziehen lassen, ein Baumwolltaschentuch oder eine Mullkompresse eintauchen, ausdrücken und mindestens 10 min auf die Stirn legen. Dazu den Tee trinken. Der spasmolytische Wirkmechanismus des Fenchels beruht auf einer Hemmung des Kalziumeinstroms in die Zellen der glatten Muskulatur [1].

Besonders sanft und wohltuend wirkt er gegen Blähungen und Bauchschmerzen bei Babys und kleinen Kindern. Er macht die Muttermilch für Babys leichter verdaulich und hilft zusammen mit Anis, Kümmel und Koriander als Vier-Winde-Tee bei den Dreimonatskoliken der Babys. Für die Teezubereitung müssen die Früchte gemörsert oder zerquetscht werden, damit das Wasser das ätherische Öl aus den Sekreträumen in deren Innerem herauslösen kann. Vor den Mahlzeiten gibt man den ganz Kleinen einen Teelöffel eines dünn zubereiteten (1/2 TL angestoßene Fenchelfrüchte auf 250 ml heißes Wasser, 5 min ziehen lassen), ungesüßten Tees des Süßen Fenchels (enthält weniger – in hohen Konzentrationen krebsverdächtiges – Estragol; siehe Abschnitt „Estragol: nicht in hohen Konzentrationen“). Die Mutter erleichtert sich und dem Baby das Stillen, wenn sie ebenfalls Fencheltee trinkt.

Hintergrundinformation

Positivmonografien aller Gremien

Fenchel (Foeniculum vulgare) erhielt eine Positivmonografie von HMPC, ESCOP und Kommission E. Das HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products) stuft ihn als traditionelles Mittel ein, mit den Indikationen:

  • symptomatische Behandlung von leichten krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden einschließlich Blähungen

  • symptomatische Behandlung von leichten Spasmen in Verbindung mit Regelblutungen

  • bei Erkältungshusten als Expektorans

Nach Angaben der ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) sind die Früchte des Bitterfenchels und Süßen Fenchels indiziert bei dyspeptischen Beschwerden wie leichten, krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden, Blähungen und Katarrhen der oberen Atemwege. Die Kommission E nennt ähnliche Indikationen des Bitteren und Süßen Fenchels: dyspeptische Beschwerden wie leichte krampfartige Magen-Darm-Beschwerden, Völlegefühl, Blähungen und Katarrhe der oberen Luftwege.

Zur äußeren Anwendung bei Blähungen und Bauchkrämpfen führt man insbesondere bei Kindern und älteren Menschen gerne eine sanfte Bauchmassage mit Fenchelöl durch. Dazu 2–3 Tr. ätherisches Fenchelöl auf einen Esslöffel Basisöl geben, die Mischung um den Bauchnabel herum verteilen und mit kreisenden Handbewegungen im Uhrzeigersinn sanft einmassieren. Kombiniert wird Fenchel hierbei aufgrund der ähnlichen Indikationen und synergistischen Wirkung gerne mit Anis. Bewährt hat sich auch das Vier-Winde-Öl: Je 3 Tr. ätherisches Anis-, Kümmel-, Fenchel- und Lavendelöl mit 50 ml Mandelöl vermischen und ebenfalls um den Bauchnabel herum im Uhrzeigersinn sanft einmassieren.

Schleimlöser, Hustenstiller und Beruhigungsmittel

Auch an der glatten Muskulatur der Lunge entfaltet der Fenchel seine krampflösende Wirkung und dient in diesem Zusammenhang als einer der wichtigsten Hustenstiller. Das ätherische Öl, und darin besonders die Bestandteile Anethol und Fenchon, löst den zähen Schleim in den Bronchien, fördert dessen Abtransport und das Abhusten. Somit geht auch die mit dem Sekretstau verbundene Entzündung zurück.

Rezepturen

Fenchel in zwei Varianten

Fenchelhonig

20 g Süß- oder Bitterfenchel zerkleinern und in einem sauberen Schraubdeckelglas mit 200 ml flüssigem Honig übergießen. 3 Tage stehen lassen, täglich umdrehen (auf den Deckel stellen), danach absieben. Oder in 100 g flüssigen Honig 2–3 Tr. ätherisches Fenchelöl geben und sanft hin- und herbewegen. Fenchelhonig ist auch in der Apotheke erhältlich. Dosierung: mehrmals tgl. ½ TL.

Fenchelsirup

2 TL gestoßene Fenchelfrüchte mit 200 g Rohrzucker in 200 ml Wasser in einen Topf geben, bei geschlossenem Deckel kurz aufkochen, 10 min ziehen lassen. Durch ein feines Sieb abseihen. Die Flüssigkeit zurück in den Topf geben und etwa 20 min zu Sirup einkochen. In eine saubere Flasche füllen. Kühl aufbewahren. Dosierung: 3–4 × tgl. ½ TL.

Sebastian Kneipp lobt die krampflösende Anwendung bei jeder Kolik sowie bei Lungenkrankheiten, Asthma und Keuchhusten. Gleichzeitig beruhigt Fenchel die Nerven und fördert einen ruhigen Schlaf. Das macht ihn als Tee, Fenchelhonig oder Fenchelsirup zu einem wertvollen Mittel gegen Erkältungen und Husten, aber auch bei Nervosität. Aufgrund der guten Verträglichkeit eignet er sich auch hervorragend für Kinder.

Antikes Mittel gegen entzündete oder schwache Augen

Der Einfluss von Fenchel auf die Augen findet sich in fast allen alten Kräuterbüchern. Das ägyptische Papyrus Ebers beschreibt eine Anwendung, die auch heute noch bekannt ist: eine Abkochung aus Fenchelfrüchten zum Aufweichen verklebter Lider mittels lauwarmer Umschläge oder Kompressen. Der römische Universalgelehrte Plinius heilte im 1. Jahrhundert n. Chr. damit die „trüben Augen“. Walahfrid Strabo, Abt des Klosters Reichenau im 9. Jahrhundert, nutzte den Samen, „wenn ein Schatten die Augen befällt“ [7]. Jakobus Tabernaemontanus beschrieb in seinem Kräuterbuch im 16. Jahrhundert den Fenchel auf mehr als 13 Seiten und empfahl ihn unter anderem bei Nachtblindheit. Hildegard von Bingen empfiehlt alten Leuten zur Stärkung der Augen Brot in Wein zu tränken, es mit Fenchelsamen zu bestreuen und täglich zu essen.

Augenkompressen mit Fencheltee helfen als Hausmittel bei Bindehautentzündungen, Gerstenkörnern oder Lidrandentzündungen. Dazu sterile Kompressen mit Tee (2 TL zerstoßene Fenchelfrüchte auf 250 ml heißes Wasser, 10 min ziehen lassen) tränken, ausdrücken und auf die geschlossenen Augen legen. Dies hilft auch Trägern von Kontaktlinsen mit gereizter Bindehaut. Die Kompressen wirken aufgrund des ätherischen Fenchelöls beruhigend und sind sehr mild. Als Schönheitsmittel bei geschwollenen Augenlidern, müden Augen oder – bei regelmäßiger Anwendung – Tränensäcken dient folgende Rezeptur: Man vermischt 10 g zerstoßene Fenchelfrüchte mit 25 g getrockneten Blättern des Augentrosts (Euphrasia officinalis), übergießt 2 TL davon mit heißem Wasser, lässt dies 10 min zugedeckt ziehen und taucht nach dem Absieben und Abkühlen eine sterile Kompresse hinein, die man dann auf die geschlossenen Augen legt. Wer es eilig hat, kann auch Fenchel- Teebeutel nehmen, sie kurz überbrühen, erkalten lassen, etwas ausdrücken und so lange es angenehm ist auf die geschlossenen Augenlider legen.

Linderung für Frauen

Seit der Antike wird Fenchel aufgrund der muskelentspannenden und östrogenartigen Wirkung (hier auf den Uterus) auch als natürliches Wehenmittel genutzt, um die Geburt auszulösen. Daher ist die innere Anwendung des ätherischen Öls in der Schwangerschaft kontraindiziert (abortive Wirkung des Fenchons). Als Tee ist Fenchel jedoch unbedenklich. Nach einer alten Überlieferung hatten Jäger Hirschkühe beobachtet, die Fenchel fraßen, bevor sie ihre Kälber zur Welt brachten [2]. Hildegard von Bingen empfiehlt für die Geburtshilfe, Fenchelkraut und Gundelrebe zu kochen und auf die Oberschenkel und in das Kreuz zu legen. Dann würden sich die Geburtswege öffnen.

Merke

Fenchel enthält in seinem ätherischen Öl die östrogenartig wirkenden Komponenten Anethol und Estragol. In Verbindung mit seiner entkrampfenden Wirkung stellt er damit eine wichtige Frauenpflanze dar.

Seit alters her sind verschiedene solcher Anwendungen überliefert, so auch die Fähigkeit, bei stillenden Müttern die Milchbildung zu fördern. Dazu 2 TL angestoßene Fenchelfrüchte mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 10 min zugedeckt ziehen lassen, absieben und 2–3 Tassen Tee tgl. jeweils ½ Std. vor dem Stillen trinken. Sie können außerdem Fenchel als Gemüse, Kraut, Wurzel oder Früchte so oft wie möglich zu sich nehmen: Auch Gemüsefenchel fördert die Verdauung und verhindert Blähungen, allerdings in geringerem Maß als die Früchte. Deshalb ist er besonders für stillende Mütter gut verträglich und heißt im Mittelmeerraum auch Mutterfenchel.

Option bei Dysmenorrhoe, PMS und Wechseljahren

Mittlerweile belegen mehrere Studien die Wirksamkeit des Fenchels bei Dysmenorrhoe [3]. Unter der Behandlung gingen die Intensität der Schmerzen sowie die körperliche Schwäche signifikant zurück. Darüber hinaus verbesserten sich das allgemeine Wohlbefinden und die psychische Belastbarkeit. Verabreicht wurden 25 Tr. Fenchelfrucht-Konzentrat (2 %) alle 6 Stunden oral.

Auch bei Prämenstruellem Syndrom (PMS) erleichtert Fenchel die Beschwerden und wärmt besonders bei leicht fröstelnden Frauen den Bauchbereich. Bei schwacher oder unregelmäßiger Menstruation empfiehlt sich eine Anwendung besonders in der ersten Zyklushälfte, da dann die Phytoöstrogene optimal vom Körper verwertet werden.

Auch in den Wechseljahren kann der Fenchel eine Hilfe sein. Ein Team der Universität Teheran verabreichte Frauen zwischen 45 und 60 Jahren, die unter klimakterischen Beschwerden litten, 2 × tgl. eine Weichkapsel mit 100 mg eines Fenchelextraktes. Darin enthalten waren 30 % ätherisches Öl (71–90 mg Anethol), das durch Wasserdampfdestillation aus den Früchten des Fenchels gewonnen wurde. Schon nach zwei Wochen trat eine nebenwirkungsfreie Linderung der Beschwerden ein [4].

Eine weitere, ebenfalls iranische Studie, untersuchte 2015 eine Fenchel-Vaginalcreme bei Trockenheitssymptomen. Nach acht Wochen lokaler Anwendung einer speziell für diese Studie hergestellten Creme mit 5 % Fenchelextrakt hatten sich die Beschwerden signifikant verringert, und die Schleimhaut hatte sich regeneriert [5].

Eine weitere überlieferte Wirkung mag ebenfalls den enthaltenen Pflanzenhormonen geschuldet sein: Der kaiserliche römische Leibarzt Dioskurides berichtet in seinem Lebenswerk „De materia medica“ (über Heilmittel) im 1. Jahrhundert n. Chr., die Samen „reizten die Lust“. „Samen“ stehen hierbei bis heute als Synonym für die Früchte.

Nebenwirkungen und Kontraindikationen

In Einzelfällen traten nach Fenchelanwendungen allergische Reaktionen der Haut und Atemwege auf. Kontraindikationen sind für Teezubereitungen nicht bekannt. Bei anderen Darreichungsformen ist teilweise Vorsicht geboten: Schwangere und Säuglinge dürfen nur Teeaufgüsse oder Zubereitungen mit der mit 5–7 g Droge vergleichbaren Menge an ätherischem Öl zu sich nehmen. Die HMPC empfiehlt als Dosierung 200 μl ätherisches Öl tgl. über maximal zwei Wochen (Erfahrungswert).

Estragol: nicht in hohen Konzentrationen

Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt vorsorglich, Gewürze und Kräutertees, die Estragol enthalten, nicht zu oft und nur in kleinen Mengen anzuwenden. In Tierversuchen an Mäusen führte eine sehr hohe Dosis isoliertes Estragol zu Krebserkrankungen. Allerdings ist dieses im ätherischen Fenchelöl nur in sehr geringen Mengen (unter 1 %) enthalten, und nur ein kleinerer Teil davon löst sich im Wasser. Deshalb gelten Tees als unbedenklich. Dennoch weist das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) darauf hin, dass in Teeerzeugnissen Estragol nicht nachweisbar sein darf.

Ordnend und aufbauend: Ätherisches Öl als Raumduft

Als Raumduft stellt ätherisches Fenchelöl inneres Gleichgewicht her. Das hilft bei Einsamkeit, mangelndem Selbstbewusstsein und Niedergeschlagenheit. Es ordnet die Gefühle, baut auf und schafft Klarheit. Fenchelduft schenkt das Gefühl von mütterlicher Geborgenheit und Heimat und ermutigt verschlossene Menschen, sich wieder zu öffnen.

Katerschmerz und Traurigkeit: Fenchel-Specials bei Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen nennt noch einige spezielle Anwendungen, die bis heute zum Einsatz kommen: So empfiehlt sie das Kauen von Fenchelsamen gegen Alkoholkater. Auch kannte sie schon die Anwendung bei Traurigkeit: „Sogar ein Mensch, den die Melancholie plagt, der zerstoße den Fenchel zu Saft, und er salbe oft Stirn, Schläfen, Brust und Magen, und die Melancholie in ihm wird weichen. … Und den bedrückten Geist eines Menschen macht es durch seine angenehme Zusammensetzung froh und es fördert und stärkt sein Gehirn.“ [6]

Dr. rer. nat. Ursula Stumpf
Heilpraktikerin, Kinesiologin (DGAK), Apothekerin, Begründerin der Heilpflanzenplattform Kräuterweisheiten und der Phyto-Kinesiologie

www.kraeuterweisheiten.de

[1] Schilcher H, Kammerer S, Wegener T. Leitfaden Phytotherapie. München: Urban & Fischer; 2000

[2]  Ritter von Perger K. Deutsche Pflanzensagen. Leipzig: Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik; 1864. (Nachdruck 1980)

[3]  Sachse C, Uehleke B. Systematischer Review zur Wirksamkeit von Fenchel bei primärer Dysmenorrhoe. Phytotherapie 2015; 36: 150-156

[4]  Rahimikian F. et al Effect of Foeniculum vulgare Mill. (fennel) on menopausal symptoms in postmenopausal women: a randomized, triple-blind, placebo-controlled trial. Menopause 2017; Sep 24 (09) 1017-1021 DOI: 10.1097/GME.0000000000000881

[5]  Yaralizadeh M. et al Effect of Foeniculum vulgare (fennel) vaginal cream on vaginal atrophy in postmenopausal women: A double-blind randomized placebo-controlled trial. Maturitas 2016; 84: 75-80

[6]  Von Bingen H. Heilkraft der Natur, „Physica“. CH- Stein am Rhein: Christiana. 2005 Kapitel 1–66

[7]  Stoffler HD. Der Hortulus des Walahfrid Strabo. Ostfildern: Thorbecke; 2000