Kneipp-Wasserbecken: Wasseranwendungen gehören zu den bekanntesten Therapeutika des bayrischen Pfarrers Sebastian Kneipp.
Eine Kneipp-Therapie kann bei verschiedenen Indikationen signifikante Effekte erzielen, so das Ergebnis einer aktuellen systematischen Übersichtsarbeit.
Auf Basis einer Literaturrecherche identifizierten die Autor*innen 25 Studien, die Effekte der Kneippschen Hydrotherapie allein oder kombiniert mit anderen Elementen der Kneippschen Gesundheitslehre untersucht hatten, darunter 14 kontrollierte Studien, 13 davon randomisiert.
In 9 der 14 Studien konnte eine Wirkung der Kneipp-Therapie in unterschiedlicher Ausprägung gezeigt werden. In den restlichen 5 Studien hatten die Kneipp-Interventionen keine statistisch signifikanten Effekte im Vergleich zur Kontrollgruppe. Statistisch signifikante Effekte zeigten sich bei folgenden Studienkollektiven:
- Morgendliches Wassertreten verbesserte die Immunmarker im Blut gesunder Probanden signifikant.
- Selbstbehandlung mit Kneippscher Hydrotherapie linderte menopausale Beschwerden.
- Kneippsche Hydrotherapie mittlerer Reizstärke konnte bei kardiologischen Rehapatienten mit milder Hypertonie eine signifikante Blutdrucksenkung erreichen.
- Eine venenspezifische Kneipp-Therapie beeinflusste die venöse Funktion bei chronisch venöser Insuffizienz positiv.
- Eine 3-wöchige Kneipp-Kur mit ihren 5 Elementen verbesserte die Schlafqualität bei Menschen mit nicht organisch bedingten Schlafstörungen signifikant.
Eine Dissertation aus dem Jahre 2003 hatte bereits die Wirksamkeit hydrotherapeutischer Maßnahmen in einer Literaturrecherche geprüft. Die Ergebnisse waren:
- Hydrotherapie kann sich positiv auf Herzinsuffizienz auswirken.
- Die venöse Funktion wird durch eine venenspezifische Kneipp-Therapie positiv beeinflusst.
- Wechselwarme hydrotherapeutische Anwendungen zur Abhärtung reduzieren Erkältungskrankheiten bei Erwachsenen, nicht aber bei Kindern.
Mit der Kontrollgruppe und zumeist auch Randomisierung verfügen die 14 ausgewerteten Studien der aktuellen Übersichtsarbeit zwar über 2 wichtige Qualitätsmerkmale. Das Risiko für Verzerrungen sei dennoch hoch, so die Autorinnen, etwa wenn keine Zufallsauswahl aus der Zielpopulation getroffen wird oder die Verblindung des Studienpersonals und der Probanden fehlt. In künftigen Studien zur Kneipp-Therapie sollte noch stärker auf eine methodisch sorgfältige Studienplanung geachtet werden, um Verzerrungen soweit wie möglich zu vermeiden, empfehlen die Autorinnen.
Quelle: Complement Med Res 2021/Ni
