WillenskraftFutter für die Willenskraft – Guten Appetit!

Willenskraft brauchen wir, um Unlustgefühle und Ablenkungen auf dem Weg zum Ziel zu überwinden. Nicht selten bleiben bei der Umsetzung von allerlei Vorhaben manche auf der Strecke. Lesen Sie, wie sich die Willenskraft trainieren und vergrößern lässt.

Mann zielt mit einem Pfeil und einem Bogen auf eine Zielscheibe im freien.
K.Oborny/Thieme

Das Ziel immer im Fokus! Eine gute Planung und nicht zu viele Entscheidungen auf einmal stärken die Willenskraft.

von Ute Jürgens

Nicht selten bleiben bei der Umsetzung von allerlei Vorhaben manche auf der Strecke! Den Betrieb besser zu organisieren, das in der Fortbildung Gelernte zu wiederholen, aufzuräumen – die Willenskraft ist oft genug zu klein. Vergrößern Sie sie!

Inhalt

Was will ich?

Gut für sich sorgen

Im Kontakt mit anderen

Willenskraft brauchen wir, um Unlustgefühle und Ablenkungen auf dem Weg zum Ziel zu überwinden. Sie haben von einer Kollegin aus einem anderen Betrieb eine Superidee erfahren? „Das könnten wir hier mal einführen!“, haben Sie gedacht. Und? Haben Sie es umgesetzt? Warum hat es geklappt oder auch nicht, was hat geholfen oder gestört? Umsetzen können wir immer nur das, was wir im Fokus unserer Aufmerksamkeit behalten. Es hilft, das Ziel zu visualisieren: Schreiben Sie es auf, malen Sie ein Bild an die Wand, das es symbolisiert, oder benutzen Sie Ihr Werk als Lesezeichen: so haben Sie es ständig im Sinn.

Was will ich?

Unterscheiden Sie zwischen eigenen und fremden Zielen. Wenn Sie nicht hinter den Zielen stehen, sind sie natürlich schwieriger zu erreichen.

Es gibt auch Dinge, die uns sinnvoll und gleichzeitig schwierig erscheinen: Innere Blockaden hemmen uns. Sich mehr in betriebswirtschaftliches Wissen einzuarbeiten, die Neuordnung eines Ablagesystems oder das Führen eines unangenehmen Gesprächs, sind typische Beispiele. Was genau ist daran unangenehm, was hat das mit Ihnen zu tun und welche Gedanken oder Einstellungen machen es einfacher?

Nehmen Sie auch Hilfe von anderen in Anspruch, sei es dabei, etwas mit anderen Augen anzusehen oder, um es gänzlich zu delegieren. Forschungen zeigen, dass unsere Willenskraft schon steigt, wenn wir nur an Menschen mit guter Selbstregulation denken. Verbünden Sie sich mit einer Kollegin, die das gleiche Ziel verfolgt und geben Sie sich gegenseitig Feedback.

Die Willenskraft trainieren

Der Psychologe Hans-Georg Willmann beschreibt die zugehörigen Fähigkeiten [1]:

  • die Aufmerksamkeit bewusst steuern

  • Selbstüberwindungskraft

  • Planungskompetenz

  • durchhalten können

  • Gefühle steuern, anstatt sich ihnen auszuliefern

  • an sich selbst glauben (Selbstwirksamkeit)

Der Autor Gary Keller zitiert Josh Billings: „Seien Sie wie eine Briefmarke – heften Sie sich an eine Sache bis Sie Ihr Ziel erreicht haben.“ Keller bezieht diesen Satz nicht nur auf das Erledigen einzelner Aufgaben, sondern auch auf das Schaffen von Struktur im täglichen Chaos allgemein [2].

Unsere Willenskraft ermüdet, wenn wir zu viele Entscheidungen treffen, ständig Versuchungen widerstehen müssen oder Gefühlsirritationen erleben. All das lässt sich ohne Weiteres verhindern. Willmann spricht vom Standardisieren der Entscheidungen [1]: Dinge, die wir ständig tun, können wir einmal entscheiden und dann dabei bleiben: „Wo lege ich den Schlüssel nach dem Aufschließen hin?“ „Was von den Arbeitsbeginn-Aufgaben mache ich zuerst?“

Merke

Grundsätzlich entscheiden wir besser, wenn wir weniger entscheiden. So treffen wir weniger Fehlentscheidungen.

Versuchungen erliegen wir weniger leicht, wenn sie umständlich sind: Wenn ich erst in den Keller muss, um die Schokolade zu holen oder sie gar erst kaufen muss, esse ich weniger.

Mitunter beschäftigt uns Unvollendetes und hält uns von der Konzentration ab: Ein ungünstig verlaufenes Patientengespräch, jemand ist telefonisch nicht zu erreichen und blockiert dadurch unser Tun oder Ähnliches. Sich klar zu machen „Momentan geht es nicht weiter und ich lege es in die geistige Ablage“, befreit und öffnet für Aktuelles.

Gut für sich sorgen

Was uns körperlich oder psychisch belastet, schwächt unsere Willenskraft. Was schwächt Sie psychisch und körperlich? Auch hier ist Anpacken Trumpf: Was wir schleifen lassen, lähmt uns. Das Gleiche gilt für Schuldgefühle: Entweder wir verhalten uns anders, besprechen uns mit einem Gegenüber oder reagieren anderweitig so, dass wir uns schließlich selbst verzeihen können.

Gönnen Sie sich echte Pausen, in denen Sie nichts tun. Gar nichts. Wenn wir erschöpft sind, können wir der Aufschieberitis ebenfalls schlecht widerstehen. Veränderungen gelingen besser, wenn wir frischen Mutes sind.

Checkliste: So stärken Sie ihre Willenskraft

  • Schreiben Sie Ihren Wunsch auf oder erschaffen Sie ein Bild davon.

  • Bleiben Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit und Konzentration dran.

  • Verhindern Sie Ablenkungen auch schon im Vorfeld.

  • Mentaltraining: Stellen Sie sich vor, wie sich das Erreichte anfühlt: Was ist dann anders, inwiefern können Sie „es“ genießen? Erzeugen Sie Lust.

  • Worüber ärgern Sie sich nicht mehr, wenn Sie „es“ geschafft haben, welche Arbeit entfällt dann, was müssen Sie nicht mehr suchen etc.?

  • Ziehen Sie jeden Abend Bilanz, inwiefern Sie wieder ein Stück weitergekommen sind.

  • Schaffen Sie sich das richtige Umfeld.

  • Orientieren Sie sich an Vorbildern.

Merke

„Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe.“ (Redensart)

Im Kontakt mit anderen

Willmann gibt den Tipp: „Prüfen Sie Ihre Wirkung, indem Sie auf das achten, was Sie auslösen – nicht auf das, was Sie auslösen wollten.“ Dabei achtet man auf die emotionalen Signale und lernt sie zu deuten [1]. Stimme, Haltung und Mimik können sehr aussagekräftig sein. Beobachten Sie zum Beispiel Patienten: es reicht nicht, „alles“ zu sagen, die Frage ist, was ankommt und wie.

Im positiven Modus kommen Sie weiter, als wenn Sie fehlerfixiert sind. Willmann: „Wer als Führungskraft dafür sorgt, dass sich Mitarbeiter ängstigen, sorgen, schuldig fühlen, an sich selbst zweifeln oder sich über die Maßen belasten, schmälert den Wirkungsgrad der Mannschaft.“ Das gilt entsprechend für Berater und Familien, die angesprochen sind.

Bisweilen führt ein Tapetenwechsel zum Erfolg: Wenn es hakt und sich etwas im Arbeitsteam nicht umsetzen lässt, veranstalten Sie einen kombinierten Erlebnistag am Wochenende: Morgens Wellness, nachmittags gemütlich beim Kaffeetrinken zusammensitzen und noch einmal überlegen, wo der Hase im Pfeffer liegt. Vielleicht ist der Sinn nicht klar, andere Dinge haben Vorrang oder niemand weiß, wofür genau er zuständig ist? Nehmen Sie eventuell einen Coach mit, der das Ganze strukturiert und methodisch bereichert. Probleme in Ruhe zu betrachten, führt schnell zu guten Ideen und zum Lösen von Blockaden.

Merke

Am Anfang schon das Ende im Blick zu haben, erleichtert das Fortschreiten. Die Fähigkeit des Ablieferns lässt sich trainieren wie ein Muskel.

Die Autoren Anja Förster und Peter Kreuz ermutigen [3]:

  • Sei außergewöhnlich! Besser ist es, eigene Ziele zu verfolgen und sich nicht von Trends auf andere Wege locken zu lassen.

  • Sei anspruchsvoll! Erstellen Sie Ihre eigene Not-to-do-Liste: Verlassen Sie Veranstaltungen, ob Theater oder Fortbildung, die Ihnen nicht gefallen, und umgeben Sie sich nicht mit Menschen, die für Sie kraftraubend sind. Sagen Sie nicht ja, wenn Sie nein sagen möchten.

  • Sei wertvoll! Leben Sie diszipliniert, um den Geist frei zu halten für das, was Ihnen wichtig ist.

Ute Jürgens
Dipl. Erwachsenenpädagogin und PTA
Ihre Schwerpunkte sind Einzelcoaching und Persönlichkeitstraining.

[1] Willmann HG. Erfolg durch Willenskraft – Wie Sie mehr von dem erreichen, was Sie sich vornehmen. Offenbach: Gabal Verlag; 2015

[2] Keller G, Jay Papasan J. The ONE Thing – Die überraschend einfache Wahrheit über außergewöhnlichen Erfolg. München: Münchner Verlagsgruppe/Redline Verlag; 2017

[3] Förster A, Kreuz P. Macht, was Ihr wirklich liebt! 66,5 Anstiftungen, das zu tun, was im Leben wirklich zählt. München: Pantheon Verlag; 2015