PalliativmedizinAromatherapie in der Sterbebegleitung

Angst lösen, Geborgenheit vermitteln, da sein

Lavendel, Aromatherapie, Angst, ätherisches Öl
Katrin Proß/Thieme

Die angstlösende, beruhigende Wirkung von Lavendelöl ist wissenschaftlich gut untersucht. Quelle: Katrin Proß/Thieme Group

von Andrea Gündling

Solange wir atmen, sind wir von Gerüchen umgeben. Vom ersten Atemzug bis zum letzten. Viele Düfte nehmen wir nicht wahr, dennoch beeinflussen sie unser Leben. Düfte nehmen stärker als jeder andere Sinneseindruck Einfluss auf unser Verhalten und unsere Gefühle. Duftinformationen werden zum Limbischen System weitergeleitet. Dieser Teil des Gehirns gehört zur Steuerzentrale des vegetativen Nervensystems. Je nach Duftstoff werden hier Botenstoffe ausgeschüttet, die sowohl unsere Schmerzwahrnehmung als auch unser emotionales Verhalten steuern und beeinflussen. Zudem wirken sie auf indirektem Weg über Haut und Schleimhäute auf unseren Körper ein.

Da ätherische Öle damit sowohl auf psychischer als auch körperlicher Ebene wirken, können in der Versorgung und Begleitung von Sterbenden vielerlei Beschwerden gelindert werden.

Die Nähe des Todes macht Angehörigen häufig Angst und lässt schnell ein Gefühl des Unbehagens und der Machtlosigkeit aufkommen. Man weiß nicht so recht damit umzugehen. Der Sterbende braucht besondere Zuwendung, wenn Angst und Unsicherheit auf dem letzten Weg das Herz schwer machen.

Düfte erleichtern den Zugang zur Lebenswelt des Sterbenden und fördern die Kommunikation auch ohne Worte.

Was sind ätherische Öle?

Ätherische Öle sind organische Stoffwechselprodukte. Kleinste Öltröpfchen werden in den Öldrüsen bestimmter Pflanzen gebildet. Sie sind nicht wasserlöslich und verflüchtigen sich vollständig bei Raumtemperatur. Bei der Anwendung ätherischer Öle zu Massagezwecken mischt man diese in „fetten Ölen“ wie z. B. Mandelöl. Hochwertige, kaltgepresste, native Pflanzenöle dringen leicht in die Haut ein und unterstützen deren Schutzfunktion. Spannungsgefühle und Irritationen verschwinden aufgrund der Rückfettung. So fühlt sich die Haut zart und glatt an.

Qualität ätherischer Öle

Ätherische Öle lassen sich auch künstlich herstellen, sog. naturidentische Öle. Diese im Labor hergestellten Öle, die für die menschliche Nase praktisch nicht von natürlichen ätherischen Ölen zu unterscheiden sind, haben eine gänzlich andere Zusammensetzung als natürliche Öle und dürfen deshalb nicht für therapeutische Zwecke verwendet werden.

Deshalb ist bei der therapeutischen Verwendung eines ätherischen Öls unbedingt auf hochwertige Qualität zu achten.

Auf dem Etikett des Öls sollten folgende Angaben enthalten sein:

  • 100 % reines ätherisches Öl und Chargen-Nummer
  • deutscher und lateinischer Name der Pflanze
  • das Ursprungsland
  • der Pflanzenteil, aus dem das Öl gewonnen wurde
  • das Gewinnungsverfahren
  • Anbauweise

Anwendungsformen der Aromatherapie

  • in der Duftlampe
  • als Wohlfühlbad
  • als Waschzusatz in der Körperpflege
  • als Massageöl

Bei der Auswahl des ätherischen Öls ist es wichtig, Düfte zu verwenden, die der Sterbende als angenehm empfindet. Die Dosierung der ätherischen Öle sollte ganz zart und sacht sein, da Menschen am Lebensende sehr sensibel sind.

Ausgewählte ätherische Öle zur Sterbebegleitung

Angelika – angstlösend, gibt Stabilität

Benzoe Siam – entspannend, beruhigend, vermittelt Geborgenheit

Bergamotte – psychisch ausgleichend, angstlösend, antidepressiv

Lavendel – ausgleichend, nervenstärkend

Iris – erleichtert den Übergang

Rosenholz – sanft aufrichtend, entspannend

Rose – heilt seelische Wunden

Zeder – erdet und gibt Stabilität

Im folgenden Log-in-Bereich finden Sie:

  • Ölmischung für eine beruhigende Handmassage
  • Raumduft für eine Duftlampe: bei Angst und Traurigkeit sowie begleitend bei Schmerzen

Beruhigende Handmassage – vermittelt Wärme und Geborgenheit

  1. Geben Sie etwas Ölmischung in Ihre Hände und verteilen es vorsichtig auf der gesamten Hand und dem Unterarm des Patienten, um damit Kontakt aufzunehmen.
  2. Ergreifen Sie die Hand wie zur Begrüßung. Mit der anderen Hand streichen Sie mit sanftem Druck in zarten Bewegungen von den Fingerspitzen über den Handrücken zum Unterarm und wieder zurück.
  3. Anschließend wird die Hand umgedreht und die Handinnenfläche mit den Daumen sanft kreisend und knetend massiert.
  4. Als nächstes wird jeder Finger einzeln zum Handgelenk hin massiert und danach wieder sanft zum Finger hin ausgestrichen.
  5. Danach wird die andere Hand in gleicher Art und Weise massiert.

Dauer der Handmassage: ca. 10 Minuten.

Schritt 2 bis 5 jeweils 3-mal hintereinander ausführen.

Mischung für ein Massageöl

  • 3 Tropfen Benzoe Siam
  • 2 Tropfen Iris 1 %
  • 2 Tropfen Rosenholz
  • 1 Tropfen Lavendel fein
  • in 50 ml Mandelöl mischen

Vorsicht: Ätherische Öle niemals unverdünnt auf die Haut bringen.

Tipp: Entnehmen Sie die erforderliche Menge des Massageöls und wärmen es etwas an (Schälchen auf die Heizung stellen).

Raumduft für die Duftlampe

Etwas Wasser in das Schälchen der Duftlampe füllen, 2–8 Tropfen ätherisches Öl dazugeben und das Teelicht anzünden.

Mischung bei Angst und Traurigkeit

  • 2 Tropfen Bergamotte
  • 2 Tropfen Mandarine
  • 2 Tropfen Palmarosa
  • 2 Tropfen Rosenholz

Vorsicht: Es ist darauf zu achten, dass das ätherische Öl nicht zu heiß wird, weil sich dann seine Inhaltsstoffe verändern und schädlich werden können.

Nie eine brennende Kerze unbeaufsichtigt lassen.

Eine gute Alternative bietet der Duftstein aus Terrakotta. Das Öl verdunstet bei Raumtemperatur, ohne dass dafür eine Wärmequelle erforderlich ist.

Begleitend bei Schmerzen

Lavendel fein

  • als Raumduft: 8 Tropfen in Duftlampe oder auf Duftstein
  • als Waschung: 2 Tropfen in 1 TL Honig emulgiert ins Waschwasser geben
  • als Bad: 8–10 Tropfen in 1 EL Honig emulgiert ins Badewasser geben

Vorsicht: Bewahren Sie Aromaöle und hergestellte Mischungen stets dicht verschlossen in braunen Fläschchen an einem kühlen Ort auf.

Andrea Gündling ist Gesundheitswissenschaftlerin und Heilpraktikerin. Seit 1998 leitet sie ein Gesundheitszentrum und eine eigene Praxis mit den Schwerpunkten Prävention, Ernährungstherapie und Entspannungsverfahren.

Internet: www.gesundheit-badcamberg.de

Dieser Artikel ist erschienen in der zkm 2/2017

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