PräventionKnie-Übungen für mehr Kraft, Beweglichkeit und Koordination

Gezielte und regelmäßige Knieübungen können Schmerzen lindern oder gar nicht erst entstehen lassen sowie Verletzungen vorbeugen. 4 Übungen zum sofort Loslegen.

Frau trainiert: Knieheber im Stehen
H. Münch/Thieme; Posed by a model.

Mit regelmäßigem Üben werden die Muskeln gekräftigt. Das beugt Verletzungen vor und schützt Knorpel und Bänder der Gelenke.

von Arndt Fengler

Die Kniegelenke sind im Laufe des Lebens vielen Belastungen und Risiken ausgesetzt. Durch gezieltes Training können gesunde Knie unterstützt sowie Verletzungen und frühem Verschleiß vorgebeugt werden. Gezieltes Training verbessert Kraft, Beweglichkeit, Koordination und Ausdauer.

Die Knie sind an fast allen Arten der körperlichen Fortbewegung beteiligt. Dabei werden sie teilweise mit dem Vielfachen des Körpergewichts belastet. Finden diese Bewegungen in gesundem Rahmen statt, stärken sie die Knie. Bewegung ist ein Lebenselixier für die Gelenke. Sie unterstützt die Versorgung mit Blut und Nährstoffen, hält die Gelenke beweglich und stärkt Muskeln, Bänder und Knorpel. Bewegungsmangel trägt ebenso häufig zum Gelenkverschleiß bei wie Überlastungen und Verletzungen.

Tipps fürs richtige Üben

  • Bauen Sie Knieübungen in den Alltag ein.
  • Achten Sie darauf, dass die Knie beim Üben über den Füßen stehen, also nicht nach innen (X-Bein) oder außen (O-Bein) ausweichen.
  • Aktivieren Sie die Bauchmuskeln, ziehen Sie den Nabel ein.
  • Passen Sie die Übungen Ihrem natürlichen Atemrhythmus an.
  • Machen Sie lieber zwei Übungen bewusst und korrekt als fünf schnell und falsch. Vermeiden Sie das X-Bein, es ist die gefährlichste Position für die Knie.

Übungen bei Kniescheibenschmerz

Wenn es unter Belastungen um die Kniescheibe schmerzt, benötigt sie Freiheit und Führung zugleich. Lenken Sie die Kniekräfte wieder in gesunde Bahnen und freuen Sie sich auf belastbare Knie.

So geht's:

  1. Starten Sie in Seitenlage. Die Beine liegen aufeinander und sind leicht angewinkelt. Fersen, Becken und Kopf liegen in einer geraden Linie.
  2. Ziehen Sie den Bauchnabel ein und behalten Sie Fersenkontakt, während Sie das rechte Bein abspreizen.
  3. Das Becken und der untere Rücken bleiben stabil und unbewegt. Genießen Sie die gesunde Anspannung am Ende der Bewegung für 2–3 Sekunden.

Rückkehr:

Senken Sie das Bein wieder ab. Streben Sie eine schön fließende Bewegung an. Lassen Sie eine kurze Berührung der Knie zu. Das rechte Bein nicht ablegen! 3 × 12 Wiederholungen auf jeder Seite.

Tipp:

Fühlt sich die Abwärtsbewegung etwas "ruckelig" an? Das ist am Anfang ganz normal. Die Bewegung wird mit zunehmender Trainingserfahrung immer flüssiger.

Das bringt's:

Gesunde Beinachsen starten in den Hüften! Sie stärken die wichtigen Auswärtsdreher (unter anderem den M. piriformis) der Hüften und bringen damit Ihre Beine in eine gesunde Stellung.

So geht's:

  1. Sie stehen hüftbreit hinter einem Stuhl. Ihre linke Hand schwebt über der Rückenlehne. Die andere Hand ruht auf dem Beckenkamm.
  2. Verlagern Sie Ihr Gewicht auf den linken Fuß und führen Sie Ihr rechtes Bein gestreckt zur Seite in die sogenannte Abduktion (Abspreizung).
  3. Achten Sie darauf, dass die Bewegung nur aus der Hüfte erfolgt! Sobald Sie mit der rechten Hand spüren, dass der Beckenkamm aufsteigen möchte, stoppen Sie die Bewegung des Beins.
  4. Führen Sie das Bein zurück in die herangezogene Position (Adduktion). Der rechte Fuß bleibt in der Luft. 3 × 12 Wiederholungen.

Variante:

Trainieren Sie zusätzlich Ihren Gleichgewichtssinn und Ihre Tiefensensibilität (Propriozeption), indem Sie während der Übung die Augen schließen.

Tipp:

Machen Sie die Übung barfuß und achten Sie darauf, dass der Standfuß stabil in gesunder Stellung bleibt.

Das bringt's:

Sie trainieren Ihre Beinabspreizer (Abduktoren), Ihren Gleichgewichtssinn und Ihre Standfestigkeit. Einfache Übung – starke Wirkung!

So geht's:

  1. Für diese Übung benötigen Sie einen Fitnessball. Sie liegen auf dem Rücken. Ihre Unterschenkel liegen hüftbreit auf dem Ball.
  2. Heben Sie Ihr Becken an. Schultern, Hüften und Füße bilden eine gerade Linie. Beugen Sie Ihre Knie an und ziehen Sie den Fitnessball so an den Körper heran.
  3. Strecken Sie die Beine sehr langsam wieder aus. Trainieren Sie im ruhigen Atemfluss. Üben Sie 3 × 12 Wiederholungen.

Variante:

Steht Ihnen kein Ball zur Verfügung, können Sie eine normale Schulterbrücke durchführen. Dabei können Sie Ihre Füße auf eine Faszienrolle stellen oder auch einbeinig trainieren, um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen.

Rückkehr:

Legen Sie das Gesäß auf dem Boden ab und führen Sie den Ball an den Körper heran. Entspannen Sie für einen Moment Ihre Oberschenkel und den unteren Rücken.

Tipp:

Ziehen Sie den Ball nicht zu fest an den Körper. Wenn ein Krampf im hinteren Schenkel auftritt, waren Sie zu ehrgeizig. Machen Sie die Bewegung kleiner.

Das bringt's:

Unterer Rücken, Gesäß und hintere Schenkelmuskulatur werden gestärkt. Die vorderen Kreuzbänder werden entlastet.

So geht's:

  1. Sie stehen hüftbreit vor einer Treppenstufe oder einem Stepper. Der Oberkörper ist aufgerichtet. Die Arme und der Schultergürtel entspannt.
  2. Setzen Sie Ihren rechten Fuß auf die Stufe. Ihr Oberkörper streckt sich über das rechte Bein. Der linke Arm geht gebeugt vor.
  3. Strecken Sie langsam Ihr rechtes Bein. Weichen Sie nicht ins X- oder O-Bein aus. Ziehen Sie das linke Bein aufwärts zur Stufe.
  4. Nachdem Sie mit dem linken Fuß die Stufe nur kurz berührt haben, gehen Sie mit ihm wieder in Richtung Fußboden. Wieder tippt der linke Fuß nur leicht auf den Boden. 3 × 10 Wiederholungen beidseits.

Rückkehr:

Nach der letzten Wiederholung setzen Sie beide Füße wieder vor die Stufe und entspannen Ihre Beine und den Schulterbereich.

Tipp:

Diese Übung kann auch abwärts trainiert werden. In langsamer Ausführung ist diese Variante eine tolle Vorbereitung auf die Einbeinkniebeuge.

Das bringt's:

Starke Oberschenkel und ein gutes Gespür für Ihre gesunden Beinachsen. Exzentrisch durchgeführt kann die Übung bei Reizungen der Kniescheibensehne (Patellasehne) helfen.

 

Arndt Fengler ist Osteopath, Physiotherapeut sowie Lehrer für kinesiologisches Taping und Faszientherapie. Er arbeitet in eigener Praxis in Hannover und in der Schweiz.

Fengler A. Die einfachsten Knie-Übungen aller Zeiten. Stuttgart: Trias; 2023