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WeltnierentagNierenerkrankungen: Ernährung beeinflusst den Verlauf

Eine Nierenerkrankung entwickelt sich oft unbemerkt. Erfahren Sie, welche Symptome auf eine Nierenerkrankung hinweisen können und wie Sie mit der Ernährung die Nieren entlasten.  

Frau in heller Kleidung, die sich die Seite hält. Grafisch sind die Nieren und die Blase abgebildet.
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Sind die Nieren erkrankt, zeigen sich oft Beschwerden, die nicht unbedingt auf die Nieren hinweisen.

Ungefähr 1700 Liter Blut rauschen pro Tag durch die Filteranlage Niere. Sie reinigt den Körper von Abfallprodukten, reguliert den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt, bildet das Hormon Erythropoetin und vieles mehr. Nierenerkrankungen entwickeln sich oft unbemerkt. Es ist deshalb wichtig, die Warnzeichen zu kennen.

Inhalt

Nierenerkrankungen - das sind die Warnzeichen

Nieren gesund halten

Welchen Einfluss hat die Ernährung?

Ernährung bei Nierenerkrankungen

Rezepte für eine nierenfreundliche Ernährung

Nierenerkrankungen - das sind die Warnzeichen

von Johannes Mann

Sind die Nieren erkrankt, zeigen sich oft Beschwerden, die nicht unbedingt auf die Nieren hinweisen.

Nierenkrankheiten kündigen sich häufig, aber nicht immer an. Folgende Beschwerden können darauf hinweisen:

  • dumpfe Rückenschmerzen,
  • kolikartige Rückenschmerzen mit Ausstrahlung in Richtung Blase,
  • Rotverfärbungen, Trübungen oder unangenehmer Geruch des Harns,
  • schäumender Harn,
  • geschwollene Augenlider oder Knöchel und Unterschenkel (Ödeme),
  • nächtlicher Harndrang,
  • sehr geringe oder fehlende Harnausscheidung.

Weitere Warnzeichen der Harnwege

Blasenentzündung

Sie zeigt sich über Blasenschmerzen, Brennen oder krampfartige Schmerzen beim Wasserlassen, dauernden Harndrang sowie trüben und unangenehm riechenden Harn. Besteht kein Fieber, dann ist meist nur die Harnblase, aber nicht die Nieren betroffen.

Plötzlicher Blutdruckanstieg

Bei vielen Nierenkrankheiten steigt häufig der Blutdruck ziemlich plötzlich an.

Allgemeine Krankheitszeichen

Neben den typischen Beschwerden sind Nierenkrankheiten oft mit Allgemeinstörungen verbunden, die auch bei anderen Erkrankungen auftreten. Dazu gehören z. B. Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen, Sehstörungen, Atemnot oder Hautausschlag.

Zeichen einer schweren Nierenerkrankung

Ist eine Nierenkrankheit unerkannt so weit fortgeschritten, dass bald eine Nierenvergiftung droht, dann klagen Betroffene fast immer über:

  • Appetitlosigkeit
  • Schwäche und Müdigkeit
  • Atemnot
  • Juckreiz
  • Mundgeruch oder metallischer Geschmack
  • dauernde Übelkeit, teils mit Erbrechen
  • blasse oder gräuliche Hautfarbe

Diese Beschwerden sind häufige Zeichen einer beginnenden oder fortgeschrittenen Vergiftung durch die ungenügende Funktion der Nieren.

Nieren gesund halten

Ein erster Schritt in die richtige Richtung sind Kontrollen. Einige der Blut- und Urinuntersuchungen dienen auch dazu, Nierenerkrankungen frühzeitig zu erkennen.
Sie sollten daher zur regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung gehören:

  • die Harnprobe auf Eiweiß, Zucker, Zellen und Bakterien und
  • die Bestimmung von Kreatinin und Zucker im Blut.

Zur Vorsorge gehören auch eine körperliche Untersuchung und die Messung des Blutdrucks. Meist ist außerdem die Ultraschalluntersuchung der Nieren und der Blase sinnvoll. Bei der Familienanamnese sollte nach dem Vorkommen von Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus oder Hypertonie gefragt werden.

Die häufigsten Nierenschäden entstehen durch zu hohen Blutdruck und zu hohe Blutzuckerwerte. Für die Nierengesundheit ist deshalb extrem wichtig, diese beiden Werte so gut wie möglich zu kontrollieren und aktiv Vorsorge zu betreiben. Das gilt sowohl für Menschen mit intakten Nieren als für solche, die bereits geschädigte Nieren haben.

Tipps für gesunde Nieren

  • Die optimale Ernährung für die Nieren besteht aus viel Obst und Gemüse, Nüssen, Fisch und fettarmen Fleisch sowie fettarmen Milchprodukte. Sie verhindert, dass die größeren und kleineren Nierengefäße verkalken. Diese "Nierengefäßverkalkung" ist eine häufige Ursache der Nierenschwäche.
  • Rauchen hat einen negativen Einfluss auf die Nierenfunktion. Es wird geschätzt, dass Nikotin bei über 20 % der dialysepflichtigen Menschen Mitursache für eine Dialyse ist. Nikotin schädigt alle Gefäße, speziell auch die der Nieren. Gesunde Ernährung und Nichtrauchen beugen einer Verkalkung der Nierengefäße und auch aller anderen Blutgefäße vor. Um sich vor Nierensteinen zu schützen, ist eine Trinkmenge von mindestens zwei Liter/Tag ausreichend. Auch mit einer vegetarischen oder eher fleischarmen Ernährung (maximal zwei Fleisch- oder Fischmahlzeiten/Woche) wird Nierensteinen vorgebeugt.

Welchen Einfluss hat die Ernährung?

Nierenkranke sollten ihre Ernährung anpassen. Welche Nahrungsbestandteile belasten die geschädigten Nieren und welche Ernährung ist nierenfreundlich?

Mit einer richtigen und nierenfreundlichen Ernährung lässt sich eine Nierenkrankheit nicht heilen, aber ihr Verlauf lässt sich beeinflussen: Bedeutsam ist die Aufnahme von Eiweiß, Phosphor, Natrium (Kochsalz), Kalium und Flüssigkeit in Kombination mit ausreichend Energie. Der Körper braucht viele verschiedene Nährstoffe, die unterschiedliche Lebensmittel liefern. Daher sollte die Ernährung auch bei einer Nierenerkrankung so abwechslungsreich wie möglich sein. Dabei gilt: Nichts ist generell verboten – auf die Menge kommt es an!

Eine falsche Ernährungsweise kann den Nieren mehr schaden als nutzen! Deshalb sollte immer ein Arzt oder Ernährungsberater die Ernährungsumstellung begleiten. Die Expert/innen können sicher dafür sorgen, dass

  • trotz Diät keine Mangelernährung auftritt. Denn alle Formen der Fehlernährung wirken sich bei Nierenerkrankungen schneller und folgenreicher aus als bei nierengesunden Menschen!
  • die Betroffenen eine eiweißarme Diät nur dann machen, wenn sie sie tatsächlich brauchen. Das kann bei einigen Nierenerkrankungen für eine Zeit lang sinnvoll sein.
  • der Haushalt des Phosphats stimmt, vor allem bei wesentlich eingeschränkter Nierenfunktion.

Eiweißarme Ernährung

Bei Nierenkranken kann eine eiweißreduzierte Ernährung (0,6–0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag) ratsam sein. Sie kann manche Beschwerden mindern und die Nierenfunktion länger erhalten. 

Achtung: Eine zu starke Eiweißeinschränkung (unter 0,6 Gramm je Kilogramm Körpergewicht) wie es früher empfohlen wurde, ist nicht ratsam. Bei so wenig Eiweißzufuhr stellt sich oft eine Mangelernährung ein.

Von der Gesamteiweißmenge sollte nur ein Drittel bis die Hälfte von tierische Eiweiß stammen. Der restliche Anteil wird über pflanzlichen Lebensmitteln wie Gemüse, Salat, Obst, Brot, Kartoffeln, Nudeln
und Reis aufgenommen.

Salzarme Ernährung

Bei Nierenerkrankungen ist unter anderem der Kochsalz- und Wasserhaushalt gestört. Zu viel Kochsalz führt zu Ödemen, Dyspnoe und Hypertonie. Außerdem macht der Verzehr salziger Speisen durstig, was bei Nierenkranken, die nur noch wenig Wasser ausscheiden können, problematisch ist.

Naturbelassene, nicht verarbeitete Lebensmittel wie z. B. Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse, Kartoffel, Reis und Nudeln enthalten nur 0,04 Gramm Kochsalz pro Kilo im Durchschnitt.

Tipps zum Salzsparen

  • Statt salzen lieber raffiniert würzen - frische Kräuter und Gewürze nutzen.
  • Fertiggerichte und Instantsuppen und -soßen vermeiden.
  • Fertige Dressings, Remouladen, Ketchup, flüssige und streufähige Würzmischungen sind alle sehr salzig.
  • Zwiebeln, eventuell auch etwas Knoblauch, Zitronensaft oder Essig verwenden.
  • Beim Kochen, wenn möglich, gar nicht, sondern erst bei Tisch sparsam salzen.
  • Keine Diätsalze verwenden.
  • Fleisch erst nach dem Braten würzen. Die Röstaromen geben meist schon Geschmack genug ab, Gleiches gilt für Grillgemüse.
  • Wurstsorten mit wenig Salz verwenden , wie z.B. Puten- oder Hähnchenbrust, Kochschinken.

Phosphatarme Ernährung 

Zu hohe Phosphatwerte sind ein Zeichen dafür, dass die Nierenfunktion stark nachlässt. Normalerweise nimmt der Darm Phosphat aus der Nahrung auf. Entsteht ein Überschuss, scheiden die Nieren ihn aus. Eine funktionsgestörte Niere ist nicht mehr in der Lage, genug Phosphat zu entfernen.

Phosphor ist ein Mineralstoff, der in fast allen Lebensmitteln in unterschiedlicher Menge vorkommt, vor allem in Fleisch, Fisch und anderen tierischen Eiweißträgern. Die Verbindung von Phosphor mit Sauerstoff heißt Phosphat. In den Lebensmitteln wird der Gehalt als Phosphor bestimmt, im Blutserum der Phosphatspiegel.

Phosphor lässt sich durch Zubereitung nicht aus Speisen herauslösen. In gekochten Speisen ist genauso viel Phosphor enthalten wie in den rohen Produkten. Beim Nierenkranken sollte die Phosphatmenge in der Nahrung gering sein. Die Faustregel lautet: Nicht mehr als 600–1000 Milligramm pro Tag. Phosphat ist in tierischen Lebensmitteln an Eiweiß gebunden. Da eine bestimmte Menge Eiweiß in der Nahrung für uns Menschen lebensnotwendig ist, muss damit auch das Phosphat in Kauf genommen werden. Industriell zugefügtes Phosphat ist zu vermeiden – z.B. über Fertigprodukte.

Kaliumreduzierte Ernährung

Bei Nierenkranken richtet sich die wünschenswerte Kaliummenge nach den Kaliumwerten im Blut. Wird eine kaliumarme Kost empfohlen, dann sollte weitgehend auf kaliumreiche Getränke und Nahrungsmittel verzichtet werden.

Kaliumreiche Getränke und Nahrungsmittel

  • Obst- und Gemüsesäfte, Wein, Sekt
  • Nüsse
  • Trockenobst
  • Bananen
  • Avocado
  • Spinat
  • frische und getrocknete Pilze
  • Kakao und Schokolade
  • Kartoffeltrockenprodukte (Kartoffelchips, Kartoffelpüree)

Kalium ist wasserlöslich. Wenn Obst oder Gemüse in Wasser gekocht wird, verringert sich der Kaliumgehalt. Gemüse oder Kartoffeln sollten vor dem Kochen geschält und kleingeschnitten werden. Da das Kochwasser viel Kalium enthält, sollte es weggeschüttet werden. 

Ernährung bei Nierenerkrankungen

von Barbara Börsteken

Eine gut abgestimmte Ernährung kann bei chronischer Niereninsuffizienz den Verlauf der Erkrankung beeinflussen. Zunächst kommt es darauf an, durch eine moderate Eiweißzufuhr die harnpflichtigen
Substanzen im Blut niedrig zu halten.

Warum es sich lohnt, mit der Nahrung die Nierenrestfunktion zu erhalten bzw. das Fortschreiten der Insuffizienz zu verlangsamen?

  • Die Bildung harnstoffpflichtiger Substanzen und Giftstoffe wird minimiert.
  • Es wird für eine ausreichende Flüssigkeitsbilanz gesorgt.
  • Elektrolytentgleisungen wird vorgebeugt, dem Ungleichgewicht von Mineralstoffen im Blut.
  • Die Normalisierung der Blutdruckwerte.
  • Der Ernährungszustand wird verbessert und der Körpereiweißbestand bleib erhalten.
  • Gute Phosphatwerte können vor Gefäßverkalkung und Knochenentkalkung schützen.
  • Ausgleich von Übersäuerung.
  • Verbesserung der Lebensqualität.

Welche Ernährungsmaßnahmen für den/die Patien/in wichtig und notwendig sind, richtet sich immer nach der Grunderkrankung und den aktuellen Laborwerten. 

Merke

Die eine "richtige" Nierendiät für alle gibt es nicht.

Rezepte für eine nierenfreundliche Ernährung

Essen heißt genießen und sich wohlfühlen. Das ist auch mit einer Nierenerkrankung möglich. 

Pfannkuchen

Mit Obst, Ahornsirup oder herzhaft

Für 2 Portionen ~ 20 Min. + 30 Min. Ruhezeit

Zutaten: 

  • 120 g Mehl
  • ½TL Weinsteinbackpulver
  • 1 Ei
  • 100 g Sahne
  • 150 ml Sprudelwasser
  • 1 TL Zucker
  • 1 EL Öl
  • Butterschmalz

Mehl, Backpulver, Ei, Sahne, Sprudelwasser, Zucker und Öl zu einem glatten Teig verrühren und mind. 30 Min. quellen lassen. Es ist wichtig, den Teig mind. 30 Min. quellen zu lassen, damit er gut binden kann. Das Butterschmalz in einer beschichteten Pfanne erhitzen und darin die Pfannkuchen nacheinander backen.

Nährwerte pro Portion
504 kcal · 14 g E · 27 g F · 49 g KH · 4 BE · 188 mg Kalium · 195 mg Phosphor · 0,1 g Kochsalz · 0,75 EP

Kürbiscremesuppe

Wohlig wärmende, cremige Suppe

Für 4 Portionen ~30 Min.

Zutaten:

  • 500 g Kürbis (Hokkaido, Muskat)
  • 1 Zwiebel
  • 1 Knoblauchzehe
  • 1 EL Pflanzenöl oder Butter
  • 600 ml salzfreie Gemüsebrühe oder Wasser
  • Salz, Pfeffer und Muskatnuss
  • Ingwer, gemahlen
  • 100 ml Sahne
  • 1 TL Kürbiskernöl
  • 1 TL geröstete Kürbiskerne

Den Kürbis halbieren, Kerne mit den Fasern entfernen. Den Kürbis mit Schale inWürfel schneiden. Zwiebel und Knoblauch klein hacken und in Öl oder Butter anschwitzen. Den Kürbis dazugeben, kurz mitrösten, mit der heißen Brühe aufgießen. Mit Salz, Pfeffer, Muskatnuss und Ingwer würzen und köcheln lassen. Ist der Kürbis weich, die Suppe mit der Sahne pürieren und abschmecken. Die Kürbiscremesuppe pro Teller mit etwas Kürbiskernöl beträufeln und geröstete Kürbiskerne darüberstreuen.

Variante: Schmecken Sie die Kürbiscremesuppe mit gehacktem Dill und Schnittlauch ab.
Kaliumsparer: Eine Suppe können Sie nicht kaliumreduziert zubereiten. Eine kleine Tassenportion ist sicher möglich.

Nährwerte pro Portion
215 kcal · 4 g E · 19 g F · 8 g KH 0BE · 520 mg Kalium · 115 mg Phosphor · 0 g Kochsalz · 0 EP

Brokkoli-Gorgonzola-Pasta

Einfach, raffiniert, lecker!

Für 2 Portionen ~10 Min. + 15 Min. Garzeit

Zutaten:

  • 350 g Brokkoli
  • 1 Zwiebel
  • 1 Knoblauchzehe
  • 1 EL Olivenöl
  • 100 g Sahne
  • 50 g Gorgonzola
  • 1 Msp. Muskatnuss
  • 1 Msp. Pfeffer
  • 1 TL Zitronensaft
  • 1 Pr. Zucker
  • 200 g Bandnudeln
  • 2 EL Pinienkerne oder gehackte Mandeln

Brokkoli waschen, in feine Röschen teilen und den Strunk in Scheiben schneiden. Brokkoli in reichlich kochendemWasser bissfest garen, abgießen und abtropfen lassen. Zwiebel und Knoblauch abziehen und fein würfeln. Das Öl in einem Topf erhitzen, die Zwiebeln und den Knoblauch darin glasig andünsten. Die Sahne und den klein geschnittenen Käse zugeben und gut verrühren. Die Sauce vorsichtig erwärmen und mit Muskat, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken. Die Nudeln nach Packungsanweisung kochen. Kurz vor dem Servieren die Brokkoliröschen in die Sauce geben, mit den gekochten Nudeln gut vermischen und sofort servieren.

Variante: Anstelle von Brokkoli können Sie auch Zucchini, Lauch oder Blattspinat verwenden.
Kaliumsparer: Wählen Sie Gemüse mit einem niedrigen Kaliumgehalt.

Nährwerte pro Portion
660 kcal · 25 g E · 25 g F · 77 g KH ·6BE · 820 mg Kalium · 355 mg Phosphor · 0,9 g Kochsalz · 1 EP

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 3. Auflage. Stuttgart: TRIAS Verlag; 2022

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