SexualitätWie häufig ist ein plötzlicher Herztod beim Geschlechtsverkehr?

Ein plötzlicher Herztod im Zusammenhang mit sexuellen Aktivitäten tritt selten auf. Zu diesem Ergebnis kommen britische Forscher, die eine Kohorte mit rund 6800 Patienten ausgewertet haben.

goldene Herzen, schwarzer Hintergrund
Quelle: K. Oborny/Thieme

Ein plötzlicher Herztod beim Sex ist sehr selten.

Am 12. Januar erschien im JAMA Cardiology [1] die Auswertung britischer Ärzte einer Kohorte von 6847 Patienten, die vom 1.1.1994 – 31.8.2020 an plötzlichem Herztod verstorben waren und am Zentrum für Herzpathologie  der St. George´s University London obduziert wurden. Der Herztod war bei 17 Personen (0,2%)  im Zusammenhang mit sexuellen Aktivitäten aufgetreten.

Ein plötzlicher Herztod (sudden cardiac death , SCD) wurde diagnostiziert, wenn es – bei Menschen mit Wohlbefinden innerhalb von 12 Stunden – bei oder nach  Geschlechtsverkehr zum Tod gekommen war. Dies ereignete sich bei 11 Männern und 6 Frauen. Das mittlere Alter lag bei 38 Jahren.  Bei 4 der 17 Personen war eine Herzerkrankung vorbekannt, bei 9 erwies sich bei der Obduktion das Myokard als unauffällig.

Somit dürfte wohl eine plötzliche Rhythmusstörung die Todesursache gewesen sein. Zweimal stellte man eine Aortendissektion als Todesursache fest, je 1-mal fand man eine hypertrophe Kardiomyopathie, eine ischämische Herzkrankheit, eine arrhythmogene Kardiomyopathie, eine idiopathische linksventrikuläre Hypertrophie, eine idiopathische Fibrose und ein Prolaps der Mitralklappe. Zweimal konnte keine Herzerkrankung gefunden werden.

Im Unterschied zu plötzlichem Herztod sind im Zusammenhang mit einem Geschlechtsverkehr Subarachnoidalblutungen nach Aneurysma-Rupturen wesentlich häufiger. Sehr anstrengende körperliche Tätigkeit führt, wie in der Neurochirurgie gut bekannt, häufig zu einer Subarachnoidalblutung. Sex soll bei 14,5 % aller Subarachnoidalblutungen die Ursache sein, wie  die Notfallmedizinerin Carmen Pfortmüller  aus Bern berichtete [2]. Frau Pfortmüller beschäftigt sich schon jahrelang mit notfallmedizinischen Aspekten des Sexuallebens [3].

Die Autoren der britischen Studie [1] folgern aus ihrem Befund von nur 0,2% plötzlichen Herztodesfällen beim Geschlechtsverkehr, dass „sexuelle Aktivitäten auch bei einer kardialen Erkrankung recht sicher“ seien, insbesondere bei jüngeren Patienten.

Quelle: Helmut Schatz/blog.endokrinologie.net

Literatur

[1] Finocchiaro G et al.: Association of Sexual Intercourse With Sudden Cardiac Death in Young Individuals in the United Kingdom. JAMA Cardiol 2022; doi:10.1001/jamacardio.2021.5532

[2] Bublak R. Erotische Notfälle: Wenn das Lustspiel in einer Tragödie endet. In: ÄrzteZeitung, 17.2.2016

[3] Pfortmüller C et al.: Emerg Med J 2013; 30: 843

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