ErnährungStudie: Wie gut kennen sich Jugendliche mit Lebensmitteln aus?

Jugendliche schätzen Lebensmittel und deren Gesundheit ähnlich ein wie Ernährungsexpert*innen. Für die Wahrnehmung von Lebensmitteln bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen spielt eine zentrale Rolle, wie „natürlich“ sie sind. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und der Universität Aarhus.

Fischstäbchen, Pommes, Ketchup
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Fisch ist nicht gleich Fisch. Aber Jugendliche verfügen über eine frühe Intuition für gesunde Lebensmittel.

Frühere Studien haben gezeigt, dass Kinder noch eine recht undifferenzierte Wahrnehmung von Qualität und Gesundheit einzelner Lebensmittel haben. Aber wie ist es bei Jugendlichen, die bereits häufig selbst und mit eigenem Taschengeld Lebensmitteleinkäufe tätigen?

Forscher*innen verglichen nun die Lebensmittelwahrnehmung von 36 Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren mit denen von 68 Lebensmittelexpert*innen (z.B. Ernährungsberater*innen und Studierende der Ernährungswissenschaften). Eine dritte Gruppe bestand aus jungen Erwachsenen mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren. Allen Teilnehmenden wurden Bilder von 43 alltäglichen Lebensmittelprodukten gezeigt. Sie sollten jedes der Produkte hinsichtlich 17 Merkmale einschätzen –deren Gehalt an Fett, Zucker oder Proteinen, wie sehr das Produkt verarbeitet ist, ob es regionalen Ursprungs und wie aufwändig es verpackt ist. Zudem sollten die Teilnehmenden angeben, für wie „gesund“ sie jedes der Lebensmittel hielten.

Dabei zeigten sich wichtige Gemeinsamkeiten in den Urteilen der Jugendlichen und der Expert*innen. „Für alle Gruppen war ein zentraler Faktor bei der Wahrnehmung der Lebensmittel, wie natürlich sie sind. Lebensmittel, die wenig verpackt waren, wenig Zusatzstoffe enthielten und kaum verarbeitet waren, wurden als ähnlich und zusammengehörig wahrgenommen“ sagt Thorsten Pachur, Forschungsgruppenleiter im Forschungsbereich Adaptive Rationalität am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und Leiter der Studie. „Die Natürlichkeit war zudem zentral bei der Beurteilung, wie gesund die Lebensmittel sind.“ Diese einfache Regel bei der Beurteilung der Gesundheit zeigte sich nicht nur bei den Jugendlichen und den jungen Erwachsenen – auch die Ernährungsexpert*innen schienen ihr zu folgen. Insgesamt wiesen die Gesundheitseinschätzungen der drei Gruppen viele Ähnlichkeiten auf. Äpfel, Wasser, Bananen und Milch wurden als sehr gesund wahrgenommen, sonnengetrocknete Tomaten und Müsliriegel lagen im mittleren Bereich und für Schokoladenriegel und Kekse gab es niedrige Gesundheitswerte.

Neben diesen Parallelen zeigten sich auch einige interessante Diskrepanzen zwischen den teilnehmenden Gruppen. Einzelne Lebensmittel wie Orangensaft oder Fischstäbchen wurden von den Jugendlichen deutlich gesünder eingeschätzt als von den Expert*innen. Möglicherweise orientierten sich die Jugendlichen hier am Gesundheitswert von Orangen und Fisch. Orangensaft enthält jedoch recht viel Zucker und bei Fischstäbchen steht die fettige und kalorienreiche Panade dem gesunden Gehalt an Mineralstoffen und Omega-3 Fettsäuren des Fischs entgegen. Das scheint aber nur den Expert*innen bekannt zu sein.

Jugendliche verfügen über eine frühe Intuition zur Identifikation gesunder Lebensmittel.

Die Ergebnisse zeigen aber, dass in der komplexen Lebensmittellandschaft Aspekte der Natürlichkeit modernen Konsument*innen eine wichtige Orientierungshilfe bieten und zur intuitiven Einschätzung herangezogen werden, wie „gesund“ ein Lebensmittel ist. Über diese Intuition verfügen bereits Jugendliche, und – da auch die Expert*innen sie verwendeten – scheint die Natürlichkeit von Lebensmitteln in der Tat effektive Hinweise zur Identifikation von gesunden Lebensmitteln zu geben. Trotzdem deuten die Ergebnisse auch darauf hin, dass Jugendliche ihr Wissen über die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln noch weiter ausbauen könnten. Und das würde sich lohnen. Ergebnisse anderer Studien zeigen, dass besseres Wissen über Lebensmittel mit gesünderen Konsumentscheidungen zusammenhängt. Der Grundstein für eine gute Lebensmittelintuition scheint jedoch oft gelegt. 

Quelle:  Max-Planck-Institut für Bildungsforschung