PsycheWelche Maßnahmen helfen gegen Einsamkeit im Alter?

Rollenveränderungen, geänderter Familienstand oder der Verlust von Bezugspersonen: Verschiedene Faktoren tragen zu sozialer Isolation im Alter bei. Wissenschaftler*innen untersuchen derzeit, welche Maßnahmen Einsamkeit im Alter vorbeugen können.

Alte Frau einsam und traurig.
AimPix/stock.adobe.com; posed by a model

Einsamkeit im Alter wird ein immer größeres Problem und kann mit psychischen und physischen Beeinträchtigungen einhergehen.

Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersuchen derzeit Wissenschaftler*innen unter der Federführung des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE) die Frage, welche Maßnahmen einer sozialen Isolation und Einsamkeit im Alter vorbeugen oder entgegenwirken könnten.

Die große Heterogenität und methodische Einschränkungen der vorliegenden Studien lassen keine eindeutigen Aussagen zum generellen Nutzen von Maßnahmen zu. Für drei Ansätze gibt es jedoch Anhaltspunkte für einen positiven Effekt.

Bei der vorgelegten Gesundheitstechnologie-Bewertung (Health Technology Assessment = HTA) handelt es sich lediglich um einen vorläufigen Bericht. Die HTA-Berichte werden im Rahmen des IQWiG-Verfahrens ThemenCheck Medizin erstellt. Die Fragestellungen dieser HTA-Berichte gehen stets auf Vorschläge von Bürger*innen zurück.

Einsamkeit im Alter: Schwache Evidenz, aber Anhaltspunkte für positive Effekte

Ein großes psychosoziales Problem im Alter kann die soziale Isolation sein – ausgelöst etwa durch Rollenveränderungen, geänderten Familienstand oder durch den Verlust von Bezugspersonen. Die Einsamkeit im Alter werde ein immer größeres Problem und könne nicht nur mit psychischen, sondern in Folge auch mit physischen Beeinträchtigungen einhergehen.

Das vom IQWiG beauftragte externe Wissenschaftsteam konnte in ihre Nutzenbewertung 14 randomisierte kontrollierte Studien zu Maßnahmen zur Prävention und Behandlung von sozialer Isolation und Einsamkeit einbeziehen. Sechs dieser Studien fokussierten auf die Evaluation von Präventionsmaßnahmen und acht auf Maßnahmen mit therapeutischem Ansatz.

Allerdings beschrieben die Wissenschaftler*innen die methodischen Schwächen aller in die Nutzenbewertung eingeschlossener Studien bereits auf Studienebene als ausgeprägt. Zudem untersuchten die Studien sehr unterschiedliche, meist von Ehrenamtlichen geleistete Maßnahmen. Hierzu zählen u.a.:

  • Besuche in der eigenen Wohnumgebung,
  • Telefonate/Telefonfreundschaften,
  • Technikschulungen,
  • eine Tai-Chi-Qigong-Intervention in Kombination mit ehrenamtlichen Gesundheitslotsen und
  • professionell geleitete Gruppenangebote.

Aus der vorliegenden Evidenz konnten keine Belege oder Hinweise dafür abgeleitet werden, dass eine bestimmte Interventionsform zur Vorbeugung, Reduktion oder Bewältigung von sozialer Isolation und Einsamkeit bei älteren Menschen eindeutig wirksam ist.

Für einige Maßnahmen fanden die Wissenschaftler*innen allerdings Anhaltspunkte für positive Effekte:

  • Eine professionell geleitete Gruppenarbeit erhöht die soziale Unterstützung bei älteren Personen.
  • Besuchsprogramme durch Ehrenamtliche steigern die Lebenszufriedenheit bzw. reduzieren Angstsymptome.
  • Ein professionell geleitetes Gruppenangebot senkt die Mortalität und verbessert den selbstberichteten Gesundheitszustand.

Die Wissenschaftler*innen empfehlen, auf der Grundlage der vielfältigen Vorarbeiten, valide und bedarfsadaptierte Konzepte zur Vorbeugung und Reduktion sozialer Isolation und Einsamkeit bei älteren Menschen zu entwickeln und zu überprüfen.

Quelle: Pressemitteilung/Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen 

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