WelthypertonietagTherapiemonitoring und Diagnostik bei Bluthochdruck wichtig

Oft lässt sich Bluthochdruck schwer durch Einzelmessungen diagnostizieren. Ärzt*innen sollten Patient*innen mit Risikofaktoren genauer beobachten.

Arzt misst den Blutdruck eines Patienten.
K.Oborny/Thieme

Die sog. maskierte Hypertonie und Weißkittelhypertonie erschweren die Diagnose bei Patient*innen.

Bluthochdruck (= Hypertonie) betrifft ein Drittel der deutschen Bevölkerung. Mit dem demografischen Wandel wird dieser Anteil weiter steigen, denn die Häufigkeit der Erkrankung steigt mit dem Alter. Bei den über 60-Jährigen ist im Durchschnitt sogar jeder Zweite betroffen. Zumal auch unter jungen Menschen, sogar unter Kindern und Jugendlichen, die Erkrankungsrate kontinuierlich steigt.

Die Folgen von Bluthochdruck sind nicht zu unterschätzen: Die Hälfte aller Schlaganfälle und Herzinfarkte gehen auf sein Konto, außerdem kann die Behandlung von Bluthochdruck auch das Risiko für Nierenkrankheiten, Erblindung und Demenz senken. Die rechtzeitige Diagnose und konsequente Therapie von Bluthochdruck erspart somit viel persönliches Leid und würde sich auch gesundheitsökonomisch auszahlen.

Maskierte Hypertonie erschwert Diagnose

Die Betroffenen sind jedoch oft gar nicht so einfach zu identifizieren. Etwa 15 Prozent der Patient*innen leiden unter einer maskierten Hypertonie. Die Werte sind in der Arztpraxis normal bis hochnormal, schnellen aber zu Hause, insbesondere nachts, in die Höhe.

Häufig betrifft diese Form der Hypertonie Menschen mit hohem beruflichem oder privatem Stresslevel, oft auch im jüngeren Lebensalter, so vergangene Studien [1, 2].

Zur Diagnose sind regelmäßige protokollierte Selbstmessungen erforderlich, die mit den Werten aus der Arztpraxis abgeglichen werden können. Letztendlich kann nur eine 24-Stunden-Messung endgültigen Aufschluss geben.

„Wir raten Medizinerinnen und Medizinern dazu, bei Menschen mit hochnormalen Werten, die bestimmte Risikofaktoren aufweisen – von Übergewicht bis hin zu Stress –, stutzig zu werden und sicherheitshalber eine 24-Stunden-Messung durchzuführen. Gerade bei jungen Menschen mit maskierter Hypertonie ist, wenn sie nicht behandelt werden, das Lebenszeitrisiko für Endorganschäden hoch [...]", so der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Hochdruckliga, Prof. Markus van der Giet.

Weißkittelhypertonie gefährlicher als angenommen

Bei der Weißkittelhypertonie sind die Blutdruckwerte bei der Messung in der Arztpraxis erhöht, sonst normal. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Menschen mit Weißkittelhypertonie eine doppelt so hohe kardiovaskuläre Sterblichkeit wie blutdruckgesunde Menschen haben, auch ihre Gesamtsterblichkeit ist erhöht. Die Studie liefert zugleich eine Erklärung für dieses Langzeitrisiko:

Die Auswertung ergab, dass Menschen mit Weißkittelhypertonie zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Studie zehn Jahre später viel häufiger eine dauerhafte Bluthochdruckerkrankung haben als jene ohne anfängliche Weißkittelhypertonie. Ihr Risiko für eine arterielle Hypertonie war doppelt so hoch [3].

„Patient*innen mit Weißkittelhypertonie müssen wir also nachverfolgen, denn wir dürfen den Zeitpunkt nicht verpassen, an dem sie in eine ‚echte‘ Hypertonie übergehen“, rät van der Giet.

Konsequentes Therapiemonitoring ist wichtig

Ist die Diagnose gestellt und eine medikamentöse Therapie initiiert, ist der Fall aber längst nicht erledigt. Bluthochdruck bedarf als chronische Erkrankung einer dauerhaften Versorgung und Zuwendung. Wichtig ist, dass die Blutdruckwerte regelmäßig von den Betroffenen überprüft werden.

Eine aktuelle Studie mit über 1300 Patient*innen ergab, dass die Blutdruckselbstmessung eine genauso hohe Aussagekraft im Hinblick auf das kardiovaskuläre Risiko hat wie die 24-Stunden-Messung [4].

Zur Diagnosestellung sollte auch eine Langzeitmessung erfolgen, um z.B. nächtliche Blutdruckspitzen auszuschließen oder auch eine maskierte Hypertonie. Nur eine adäquate Blutdrucksenkung kann das Risiko für gefährlichen Folgeerkrankungen senken.

Bei schlecht eingestellten Betroffenen sollte der Blick auf die Therapietreue gerichtet werden – um sie dauerhaft aufrecht zu erhalten, sind regelmäßige Beratungsgespräche erforderlich. Ein wichtiger Faktor für die Adhärenz ist zudem die Tablettenlast, auch bei Erstmanifestation sind daher sog. „single pills“ zur Blutdrucksenkung der Therapiestandard.

Quelle: Deutsche Hochdruckliga

Literatur

[1] Munakata M. Clinical significance of stress-related increase in blood pressure: current evidence in office and out-of-office settings. Hypertens Res. 2018; 41(8):553-569. doi: 10.1038/s41440-018-0053-1

[2] Boucher P, Gilbert-Ouimet M, Trudel X et al. Masked hypertension and effort-reward imbalance at work among 2369 white-collar workers. J Hum Hypertens. 2017; 31(10): 620-626. doi: 10.1038/jhh.2017.42.

[3] Mancia G et al. White-Coat Hypertension Without Organ Damage: Impact on Long-Term Mortality, New Hypertension, and New Organ Damage. Hypertension. 2022; 79 (5): 1057-1066

[4] Narita K, Hoshide S, Kario K. Association of Home and Ambulatory Blood Pressure With Cardiovascular Prognosis in Practice Hypertensive Outpatients. Hypertension. 2023; 80(2):451-459

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