Gesundheit und ErnährungSpeiseinsekten als alternative Nahrungsquelle?

Welche Vorgaben bei der Zugabe von Insekten in Lebensmitteln gelten und wie förderlich Insekten für die Ernährung sind, dazu äußern sich Expert*innen.

Wespe sitzt auf einem Blatt.
K.Oborny/Thieme

Speiseinsekten sind proteinreich und nicht gesundheitsschädlich.

Beimischung von Insekten unterliegt Richtlinien

Die Zugabe von Insekten in Lebensmittel geschieht nicht willkürlich und ohne Kontrollen. Lebensmittelchemiker*innen untersuchen die Lebensmittelinhaltsstoffe und damit auch die Insektenbestandteile. "Erst nach einer eingehenden Risikoabschätzung und der Zulassung durch die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) darf ein insektenhaltiges Produkt in den Verkehr gebracht werden […]“ erklärt die Lebensmittelchemikerin Dr. Ulrike Prepens.

Zudem überprüft die Lebensmittelüberwachung, dass die Verwendungsbedingungen, Kennzeichnungen und Spezifikationen der Novel-Food-Verordnung (EU 2015/2883) entsprechen. Als Darreichungsform oder Beimischung werden die bisher zugelassenen vier Insekten beziehungsweise ihre Larven als hochwertige Proteinquelle in begrenzten Anteilen getrocknet, pastenartig oder pulverförmig nur von den antragstellenden Unternehmen beispielsweise in Teigwaren, Keksen, Getreideriegeln oder Vormischungen für Backwaren verwendet.

Insekten sind nährstoffreich und nicht gesundheitsschädlich

Nicht nur die Inhaltsstoffe von Insekten werden für Lebensmittel verarbeitet, Insekten sind auch als Burger oder Pastagerichte in Supermärkten oder Restaurants erhältlich. Denn sie können einen wertvollen Beitrag zur Ernährung leisten:

"Viele essbare Insekten enthalten hochwertiges Eiweiß, ungesättigte Fettsäuren, Ballaststoffe und Mikronährstoffe", so Ernährungswissenschaftlerin Dr. Sigrid Röchter. "Verglichen mit herkömmlichem Fleisch aus Rind, Schwein oder Geflügel stehen Speiseinsekten aus ernährungsphysiologischer Sicht dem herkömmlichen Fleisch nicht nach".

Röchter zufolge sind Insekten nicht gesundheitsschädlich, aber bekannt ist, dass der Verzehr bei empfindlichen Personen zu allergischen Reaktionen führt. "Hier hat sich in einer Untersuchung in Kooperation mit der Hochschule Geisenheim University und der Hochschule Fresenius im Studiengang Lebensmittelsicherheit (B.Sc.) gezeigt, dass Nachweistests auf Allergene in Krebstieren auch für den Nachweis von Allergenen bei Insekten/insektenhaltigen Lebensmitteln geeignet sein können. Damit lässt sich das allergene Potenzial solcher Produkte besser einschätzen", ergänzt Prepens.

Neben ernährungsphysiologischen Gründen spielen auch umweltrelevante Fragen und die Sorge um die weltweite Nahrungs- und Futtermittelsicherung eine wichtige Rolle in der Diskussion.

Ekel vor Insekten überwinden

Wirtschaftspsychologe Prof. Fabian Christandl untersuchte bereits im Jahr 2018, wie man Konsument*innen davon überzeugen kann, Insekten zu essen. "Aus unseren Ergebnissen lässt sich ableiten, dass die Werbung Insekten eher als Genussmittel anpreisen sollte. Mit dieser Strategie können sie tendenziell mehr Verbraucher*innen davon überzeugen, Insekten mit auf den Speiseplan zu nehmen", so Christandl.

Quelle: Hochschule Fresenius