PräventionLakritz während der Schwangerschaft: Schädlich für das Baby?

Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat eine Studie zum Lakritz-Konsum von Schwangeren ausgewertet und die Empfehlungen aktualisiert.

Verschiedene Süßigkeiten aus Lakritz.
© K.Oborny/Thieme

Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt, während der Schwangerschaft den Konsum von Lakritz einzuschränken.

Ob der Verzehr von Lakritz während der Schwangerschaft die geistige und körperliche Entwicklung von Kindern beeinträchtigt, steht zur Diskussion. Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV), eine Vorgängereinrichtung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), empfahl bereits im Jahr 1999, den Konsum von Lakritz während der Schwangerschaft einzuschränken.

Hintergrund

Glycyrrhizinsäure ist ein Inhaltsstoff von Lakritz. Der regelmäßige Verzehr von Glycyrrhizinsäure kann eine Veränderung des Mineralstoffwechsels mit Natriumanreicherung und Kaliumverluste herbeiführen. Bluthochdruck, Wassereinlagerungen im Gewebe (= Ödeme) und Muskelschwäche können Folge zu hohen Konsums sein.

Der Glycyrrhizinsäuregehalt ist auf den Verbraucherhinweisen auf Lakritzverpackungen nicht ersichtlich. Für Schwangere, Verbraucher*innen mit Bluthochdruck, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfiehlt sich deswegen, Lakritz nur in kleinen Mengen zu verzehren.  

Das BfR wertete eine finnische Beobachtungsstudie von Räikkönen und Kolleg*innen aus, um das Risikopotential von Lakritz einzuschätzen. Die Längsschnittstudie wurde im Jahr 1998 initiiert und verglich Kinder von Müttern, die in der Schwangerschaft mehr als 250 g Lakritze (ca. 500 mg Glycyrrhizinsäure) wöchentlich konsumierten, mit Kindern von Müttern, die weniger als 125 g Lakritze pro Woche verzehrten oder gänzlich darauf verzichteten [1][2][3]:

Das Ergebnis: Es zeigten sich Abweichungen in der körperlichen und geistigen Entwicklung der Kinder, abhängig von der Exposition des ungeborenen Kindes gegenüber Glycyrrhizinsäure. Die Forscher*innen empfahlen, Schwangere vor dem Konsum von Lakritz zu warnen.

Datenlage ermöglicht keine zuverlässigen Aussagen

Aus Sicht des BfR eignen sich die Ergebnisse nicht, einen Kausalschluss über die Wirkung von Glycyrrhizinsäure auf die geistige und körperliche Entwicklung von Kindern zu treffen:

  • Beobachtungstudien eigenen sich nicht um Kausalzusammenhänge festzustellen.
  • Für die Folgeuntersuchungen in den Jahren 2009-2011 konnte nur ein Drittel der Mütter und Kinder betrachtet werden. Die Ergebnisse beziehen sich demnach nur auf eine kleine Referenzgruppe, bei der nicht bekannt ist, wie stark sie sich von der ursprünglichen Kohorte unterschied.
  • Fraglich ist auch die klinische Relevanz der Ergebnisse.

Die Frage nach dem gesundheitlichen Risiko eines hohen Lakritzverzehrs in der Schwangerschaft bleibt nach den Studien von Raikkönen et al. (2009, 2017) unbeantwortet. Aufgrund der aktuellen Datenlage und Wissenslücken unterstützt das BfR die Empfehlungen der BgVV weiterhin.

Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung

Literatur

[1] Räikkönen K, Seckl JR, Heinonen K et al. Maternal prenatal licorice consumption alters hypothalamic-pituitary-adrenocortical axis function in children. Psychoneuroendocrinology 2010; 35: 1587-93

[2] Räikkönen K, Martikainen S, Pesonen AK et al. Maternal Licorice Consumption During Pregnancy and Pubertal, Cognitive, and Psychiatric Outcomes in Children. Am J Epidemiol 2017a; 185: 317-328.

[3] Räikkönen K, Martikainen S, Pesonen AK et al. Räikkönen et al. Respond to "Maternal Stress and Offspring Health". Am J Epidemiol 2017b; 185: 333-334