PräventionKindergesundheit: Erste 1000 Tage entscheidend

Heuschnupfen, Neurodermitis, Asthma: Allergien bei Kindern und Jugendlichen kann durch gesunde Ernährung vorgebeugt werden. Die Weichen dafür werden im Mutterleib gestellt.

Schwangerer Bauch mit Babyschuhen
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Die Weichen für die gesunde Entwicklung des Kindes werden bereits in der Schwangerschaft gestellt - auch mit der Ernährung.

Ernährung in den ersten 1000 Tagen beeinflusst gesunde Entwicklung von Kindern

Kinder und Jugendliche leiden häufig unter allergischen Erkrankungen, besonders unter Heuschnupfen, Neurodermitis und Asthma. Erhebungen zeigen, dass über 20 Prozent aller unter 17-Jährigen irgendwann mindestens eine dieser drei Erkrankungen entwickeln [1, 2]. Durch vorbeugende Maßnahmen lässt sich das Risiko zu erkranken deutlich reduzieren.

Ernährung als Grundpfeiler

Dass Umwelt- und Lebensstilfaktoren zur Entwicklung von Allergien bei Kindern beitragen, ist bekannt. Einen der wichtigsten Grundpfeiler für die Gesundheit bildet die Ernährung. Auch für die Allergieprävention spielt sie eine wesentliche Rolle. Die Ernährung beeinflusst maßgeblich die Funktionsfähigkeit des Immunsystems.

Die Weichen für eine gesunde Entwicklung werden bereits im Mutterleib gestellt.

Die ersten 1000 Tage

Studien und Langzeituntersuchungen weisen darauf hin, dass in der Zeit von der Befruchtung der Eizelle bis etwa zum zweiten Lebensjahr der kindliche Organismus besonders geprägt wird. In diesen rund 1000 Tagen werden die Voraussetzungen für eine gesunde Entwicklung geschaffen. Damit rücken die Ernährung der werdenden Mutter und die frühkindliche Ernährung in den Fokus der Allergieprävention.

Schwangere sollten sich ausgewogen ernähren und regelmäßig Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und fettarme Milchprodukte essen. Auf Lebensmittel, die als Auslöser von Allergien bekannt sind, brauchen sie ausdrücklich nicht zu verzichten.

Für das Baby bildet Muttermilch die ideale Ernährung in den ersten vier bis sechs Monaten. Kinder, die nicht oder nicht ausschließlich mit Muttermilch versorgt werden können, sollten industriell hergestellte Säuglingsnahrung und bei bestehendem Allergierisiko eine Säuglingsanfangsnahrung mit in Studien zur Allergieprävention nachgewiesener Wirksamkeit bekommen.

Ab dem 5. Lebensmonat, wenn der Nährstoffbedarf des Kindes steigt, kann auch bei Säuglingen mit erhöhtem Allergierisiko mit der Einführung von Beikost begonnen werden. Hier empfiehlt es sich, einzelne Milchmahlzeiten im 4-Wochen-Rhythmus durch Breimahlzeiten zu ersetzen. Eine Meidung potenter Nahrungsmittelallergene ist dabei aus Gründen der Allergieprävention nicht notwendig.

Etwa ab dem 10. Lebensmonat kann das Kind dann nach und nach das Essen der anderen Familienmitglieder probieren. Hinsichtlich der Lebensmittelauswahl gelten für alle Familienmitglieder die gleichen Empfehlungen: Reichlich Obst, Gemüse und Ballaststoffe – Fett, tierische Eiweiße sowie Süßigkeiten hingegen in Maßen.

Was empfiehlt die S3-Leitlinie zur Allergieprävention?

Mütterliche Ernährung

  • Empfohlen wird währen der Schwangerschaft und Stillzeit eine ausgewogene, abwechslungsreiche und nährstoffdeckende Ernährung mit Gemüse, Milch und Milchprodukten, Obst, Nüssen, Eiern, Fisch.
  • Das Meiden potenzieller Nahrungsmittelallergene wird aus Gründen der Allergieprävention nicht empfohlen.

Stillen

  • In den ersten 4-6 Monaten wird, wenn möglich, ausschließliches Stillen empfohlen, das auch mit Einführung von Beikost beibehalten werden sollte.
  • Auf das Zufüttern von kuhmilchbasierter Formulanahrung sollte in den ersten Lebenstagen verzichtet werden.

Muttermilchersatz

  • Für Risikokinder sollte geprüft werden, ob eine Säuglingsanfangsnahrung mit in Studien geprüfter Wirksamkeit zur Allergieprävention erhältlich ist.

Beikost und Familien-Ernährung

  • Studien legen nahe, dass eine vielfältige kindliche Ernährung protektive Effekte auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen aufweist.
  • Für diätetische Restriktionen potenzieller Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr existieren derzeit keine Belege. 
  • Bei Säuglingen mit atopischer Dermatitis sollte zunächst eine Erdnuss-Allergie ausgeschlossen werden, bevor Erdnussprodukte eingeführt werden.

Konkrete Tipps zur Ernährung von Schwangeren, stillenden Müttern, Neugeborenen und Kleinkindern hält die Broschüre „Allergien vorbeugen – gesunde Entwicklung fördern“ bereit. Eine Zeitleiste gibt außerdem einen Überblick über die wichtigsten Maßnahmen zur Allergievorbeugung. Die Broschüre ist kostenfrei bei der Deutschen Haut- und Allergiehilfe gedruckt oder zum Download erhältlich.

Quelle: Deutsche Haut- und Allergiehilfe

Literatur

[1] Klimek L et al. Weißbuch Allergie in Deutschland. Springer Medizin Verlag: 2019

[2] Kopp MV et al. S3 guideline Allergy Prevention. Allergol Select 2022; 6: 61-97. DOI 10.5414/ALX02303E