AlopezieHaarverlust: Rolle von Hormonen und Alter

Haarausfall bei Frauen: Wann er pathologisch ist, welche Ursachen infrage kommen und wie er behandelt werden kann, erläutert eine Gynäkologin in einem aktuellen Artikel.

Haarbürste aus Holz mit ausgefallenen Haaren auf weißem Hintergrund
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Eine Alopezie liegt vor, wenn man täglich mehr als 100 Haare verliert.

Haarverlust bei Frauen wirksam behandeln

Ab wann gilt Haarverlust als behandlungsbedürftig und welche Rolle spielen Hormone und das Alter? Das erklärt die Gynäkologin Dr. Simona Lucia Baus in einem Artikel in der Zeitschrift Aktuelle Dermatologie.

Bis zu 100 Haare gehen dem Menschen jeden Tag verloren. Im Rahmen des normalen Haarzyklus kann diese Menge problemlos durch nachwachsendes Haar ersetzt werden.

„Als pathologisch gilt ein Haarverlust oberhalb dieser Grenze, oder aber wenn sich kahle Stellen bilden“, sagt Baus.

Pathologischer Haarausfall wird als Alopezie bezeichnet.

Hormonbedingter Haarausfall

Die häufigste Ursache für übermäßigen Haarverlust ist ein Ungleichgewicht der Geschlechtshormone. Dabei kommt ein Überschuss männlicher Hormone (Androgene) ebenso infrage wie ein Mangel an weiblichen Hormonen (Östrogene). Im Fokus einer medizinischen Behandlung stehen deshalb mögliche Hormonstörungen oder Hormonumstellungen.

„Die häufigste Hormonumstellung, die mit einem Haarverlust einhergeht, ist die Perimenopause", erklärt Baus.

Aber auch nach der Geburt eines Kindes kann es zu einem übermäßigen Haarverlust kommen. Die Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln oder bestimmten Präparaten zur Hormonersatztherapie begünstigt einen Haarausfall ebenfalls. Ärzt*in und Patient*in sollten dann nach möglichen Medikations- oder Verhütungsalternativen suchen. 

Sind jüngere Frauen von einem hormonbedingten Haarausfall betroffen sein, ist das am häufigsten auf das polyzystische Ovarialsyndrom zurückzuführen. Im Fall dieser hormonellen Störung leiden die Frauen auch unter einer verringerten oder ausbleibenden Monatsblutung, einem gesteigerten Haarwuchs im Gesicht und Akne. 

Wie viele Frauen sind betroffen?

Ob ein hormonelles Ungleichgewicht sich auf die Haare auswirkt, hängt nicht nur vom Spiegel der Geschlechtshormone im Blut ab. Entscheidend ist auch, wie empfindlich die Haarfollikel auf die Hormone reagieren. „Diese Empfindlichkeit ist genetisch bedingt“, so die Gynäkologin. Aus Studien sei bekannt, dass rund 20 bis 30 Prozent der Frauen eine besondere Empfindlichkeit gegenüber Androgenen aufwiesen und somit zu einer androgenetischen Alopezie neigten. Dann kann der hormonbedingte Haarausfall sogar auftreten, wenn der Androgenspiegel im Blut auf einem normalen Level ist.

Ist Haarverlust eine normale Alterserscheinung?

Tatsächlich sind auch die Haarfollikel einer natürlichen Alterung unterworfen. „Es ist daher ganz normal, dass die Haardichte mit zunehmendem Alter abnimmt“, so Baus. Lichte sich das Haar jedoch übermäßig oder bildeten sich gar kahle Stellen, sei dies in jedem Alter als pathologisch zu bewerten. 

Was tun gegen hormonbedingten Haarausfall?

Weil der androgenetische Haarausfall auf ein Ungleichgewicht der Geschlechtshormone zurückgeht, ist eine auf den Hormonhaushalt zielende Therapie in der Regel die wirksamste. Dabei wird die Wirkung der männlichen Hormone unterdrückt und/oder der Spiegel weiblicher Hormone erhöht.

  • Bei Frauen in der Postmenopause kann eine Hormonersatztherapie (HRT) neben anderen Wechseljahresbeschwerden auch die Haarprobleme lindern. Geht der Haarausfall jedoch auf die Einnahme bestimmter HRT-Präparate oder hormonelle Verhütungsmittel zurück, ist ein Wechsel auf ein anderes Medikament möglich.
  • Die hormonelle Therapie kann durch die Einnahme von Spurenelementen wie Zink und Selen unterstützt werden. Wenn ein Mangel an Eisen oder Vitamin B12 besteht, sollte dieser ausgeglichen werden.

Gibt es lokal wirkende Mittel?

Das Fortschreiten des hormonbedingten Haarausfalls kann bei den meisten Frauen auch durch die Behandlung der Kopfhaut mit dem Wirkstoff Minoxidil gebremst werden. Dieser greift nicht in den Hormonhaushalt ein. „Vereinfacht gesagt basiert seine Wirkung auf einer verbesserten Durchblutung der Kopfhaut“, erläutert Gynäkologin Baus. Als Nebenwirkung dieser Behandlung könne es jedoch auch im Gesichts- und Stirnbereich zu einem verstärkten – wenngleich reversiblen – Haarwachstum kommen. Bei allen Therapieformen mahnt die Expertin zudem zur Geduld: Bis sich ein messbarer Erfolg einstelle, könnten mehrere Monate vergehen.

Quelle: FZMedNews/Thieme

Literatur

Baus SL. Wenn die Haare fehlen – Haarausfall in der Gynäkologischen Praxis. Aktuelle Dermatologie 2022; DOI: 10.1055/a-1927-7319