RheumaEntzündlich-rheumatische Erkrankungen in Deutschland nehmen zu

Forscher*innen schätzen die Prävalenz der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen auf 2,2-3 Prozent bei Erwachsenen. 2016 lag die Prävalenz noch bei 2 Prozent.

Schwarz-weiß Bild einer Person, die ihr schmerzendes Knie massiert.
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Die verbesserte Frühdiagnostik und höhere Lebenserwartung könnten den Anstieg der Erkrankungszahlen erklären.

Entzündlich-rheumatische Erkrankungen (ERE) in Deutschland nehmen zu. Dies zeigt eine systematische Analyse von Epidemiolog*innen des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin (DRFZ). Anhand der Ergebnisse schätzen die Forscher*innen die Prävalenz der ERE in Deutschland auf 2,2 bis 3,0 Prozent der Erwachsenen. Dies entspricht in etwa 1,5 bis 2,1 Millionen Betroffenen.

Etwa 14.000 Kinder und Jugendliche leiden unter kindlicher Rheuma (= juvenile Arthritis). Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. betont die besondere Bedeutung dieser Zahlen. Sie bilden die Grundlage, um den Versorgungsbedarf dieser Bevölkerungsgruppe zu benennen.

Für den Zeitraum von 2014 bis 2022 identifizierten die Forscher*innen 20 Originalartikel zur Prävalenz, also zur Häufigkeit, verschiedener ERE (Schätzungen):

  • Rheumatoide Arthritis (RA):                  560.000 - 830.000 Betroffene
  • Spondyloarthritiden:                               690.000 - 970.000 Betroffene
  • Psoriasisarthritis:                                      170.000 - 220.000 Betroffene
  • Polymyalgia rheumatica:                        66.000 - 71.000 Betroffene
  • Riesenzellarteriitis:                                   15.000 - 19.000 Betroffene
  • Ankylosierende Spondylitis:                   350.000 Betroffene
  • ANCA-assoziierten Vaskulitiden:           18.000 Betroffene
  • Systemische Lupus erythematodes:     39.000 Betroffene
  • Primäres Sjögren-Syndrom mit 49.000 Betroffenen und sekundäre Formen (Sicca Syndrom) mit 280.000 bis 490.000 Betroffenen.

Die Autor*innen weisen darauf hin, dass die vorliegenden Quellen durchaus unsicher sind. Fast alle Studien beruhen auf Routinedaten, die allein Abrechnungsdiagnosen und nicht den aktuellen Krankheitsstatus umfassen.

Zahlen entzündlich-rheumatischer Erkrankungen in Deutschland nehmen zu

Im Jahr 2016 hatten die Forscher*innen zuletzt analysiert, dass etwa zwei Prozent der erwachsenen Bevölkerung von einer entzündlich-rheumatischen Krankheit betroffen sind. Das entsprach etwa 1,45 Millionen Menschen. „Seitdem sind die Zahlen tatsächlich gestiegen", sagt Dr. Albrecht. Der Anstieg begründe sich aber auch in verbesserter Frühdiagnostik und einer höheren Lebenserwartung. Denn die meisten ERE sind nicht heilbar, sie begleiten die Betroffenen ein Leben lang. Seit 2014 stieg der Anteil der über 80-Jährigen an der deutschen Bevölkerung von 5,6 auf 7,3 Prozent. Entsprechend wuchs auch die Zahl der Menschen mit ERE.

Rheumatologische Versorgung müsse sich verbessern

"Die Zahlen sind für rheumatologische Patientinnen und Patienten und für unser Fach von außerordentlicher Bedeutung, denn sie bilden auch die Grundlage für die Berechnung des Versorgungsbedarfs", sagt Dr. med. Andreas Krause, 2. Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) aus Berlin.

Rheuma ist eine Volkskrankheit. Dies spiegelt sich jedoch nicht in der Versorgungsrealität wider, die das Gesundheitssystem für die Betroffenen bereitstellt. Viele Patient*innen warten noch immer zu lange auf einen rheumatologischen Facharzttermin. Sie benötigen dringend frühe Diagnostik, um bleibende Schäden durch die Erkrankungen abzuwenden.

Setzt eine Therapie aufgrund von Versorgungsengpässen zu spät ein, können dauerhafte körperliche Behinderungen entstehen. Da ERE vor allem Menschen im arbeitsfähigen Alter treffen, schränken sie nicht nur die Lebensqualität erheblich ein, sondern führen auch zu volkswirtschaftlichen Einbußen. Eine bedarfsgesteuerte Versorgungsplanung kann dies verhindern. Die richtigen Weichen dafür müssen Politik und Selbstverwaltung gemeinsam stellen, so die DGRh.

Quelle: Pressemitteilung/Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.