CoronavirusCorona und kein Ende - oder wie geht es weiter?

Sind wir in der Corona-Endemie angekommen? Und was bedeutet das? Und wer sollte sich weiterhin impfen lassen?

Coronavirus vor blauem Hintergrund
RDVector/stock.adobe.com

Schwere Verläufe von COVID-19 sind deutlich seltener geworden. Trotzdem bleibt die Erkrankung für Vorerkrankte und ältere Menschen ein Risiko.

Wie gefährlich ist das Coronavirus noch? Und welche Konsequenzen hat das für den Alltag der Menschen? Darüber berichtete der Virologe Prof. Jörg Timm von der Uniklinik Düsseldorf im DGIM-Talk. 

Im Jahr 2020 hat die WHO die Erkrankung COVID-19 zur weltweiten Pandemie erklärt. Im Moment sehe es so aus, dass das Coronavirus endemisch wird, etwa wie das Influenzavirus.

Wie ist der aktuelle Stand?

Die Schwere des Infektionsverlaufs habe abgenommen, wie aktuelle Daten bestätigen. Vielfach sind die oberen Atemwege betroffen und nicht mehr die unteren. SARS-CoV-2 ist inzwischen ein Erreger unter verschiedenen anderen. Timm betont allerdings, dass eine Endemie nicht mit harmlos gleichzusetzen sei.

Endemie

Von einer Endemie spricht man, wenn eine Krankheit in einer Region fortwährend auftritt. Das bedeutet, dass es höchstwahrscheinlich auch weiterhin zu regionalen und überregionalen Erkrankungswellen durch SARS-CoV-2 kommt, die auch mit schweren Erkrankungen und Todesfällen einhergehen können.

Die COVID-19-Pandemie zwischen 2020 und 2022 war von heftigen Infektions- und Kranheitswellen geprägt. Inzwischen verfügt der Großteil der Menschen über ein gewisses Maß an Immunität - durch Impfung und/oder eine Infektion. Das pandemische Geschehen geht allmählich in ein endemisch-wellenförmiges über. Dieser Übergang kann nicht eindeutig und erst im Nachhinein beurteilt werden.

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass das Virus Teil unseres Lebens bleibt. 

Quelle: Robert-Koch-Institut

Für den vielfach weniger schweren Infektionsverlauf spielen 2 Faktoren eine Rolle, erläuterte Timm:

  • Die Immunität in der Bevölkerung hat zugenommen.
  • Die Omikron-Variante weist eine geringere Gefährlichkeit auf als vorher grassierende Virusvarianten.

Die Menge der Antikörper im Blut durch Impfung oder Infektion korreliert mit einem Schutz vor schweren Verläufen. Zudem seien aktuell immer wieder Sublinien der Omikronvariante anzutreffen.

Auf die Frage, welche Menschen aktuell den besten Schutz haben, verwies Timm auf vorliegende Daten: Demnach haben Menschen mit "hybrider Immunität" den besten Schutz vor einer Erkrankung durch SARS-CoV-2: Das heißt, die Immunität durch Impfung plus Infektion ist einer alleinigen Impfung oder einer alleinigen Infektion überlegen.  

Ob der Impfstoff wie bei der Influenzaimpfung regelmäßig angepasst werden muss, sei noch nicht abschließend geklärt.

Wer sollte sich noch impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat Ende April 2023 einen Beschlussentwurf zur COVID-19-Impfung vorgelegt. Darin hat die STIKO ihre Empfehlungen für die COVID-19-Impfung aktualisiert. Demnach werden künftig jährliche Auffrischimpfungen für folgende Personengruppen empfohlen:

Empfehlung für die gesunde Allgemeinbevölkerung (bis 59 Jahre):

Personen ohne Grunderkrankungen zwischen 18 und 59 Jahren (inkl. Schwangeren) empfiehlt die STIKO eine Grundimmunisierung plus eine Auffrischimpfung, um die Basisimmunität aufzubauen. Für einen guten und andauernden Schutz ist wichtig, dass das Immunsystem mindestens dreimal Kontakt mit Antigenen des Erregers (Impfung) oder dem Erreger selbst hat (Infektion). Mindestens zwei dieser Kontakte sollten durch Impfungen erfolgen.

Für gesunde Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren wird keine routinemäßige COVID-19-Impfung (Grundimmunisierung oder Auffrischimpfung) empfohlen. Unter den Omikron-Varianten hat sich die Erkrankungsschwere (inkl. potenzieller Langzeitfolgen) in dieser Altersgruppe hin zu überwiegend milden oder asymptomatischen Verläufen entwickelt. Die bis dato vorliegende Evidenz zeigt, dass SARS-CoV-2-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen in aller Regel problemlos verlaufen. Die STIKO empfiehlt daher eine Impfung in dieser Altersgruppe jetzt nicht mehr. Es bestehen jedoch keine Sicherheitsbedenken bei der Impfung von gesunden Kindern und Jugendlichen.

Empfehlung zur jährlichen Auffrischimpfung für Risikogruppen:

Personengruppen mit erhöhtem Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf werden zusätzlich zur Basisimmunität jährliche Auffrischimpfungen empfohlen. Diese sollen präferentiell mit Varianten-adaptierten Impfstoffen und in der Regel in einem Mindestabstand von jeweils 12 Monaten zur letzten Impfung oder Infektion erfolgen.

Es soll vorzugsweise im Herbst geimpft werden, damit vulnerable Personen auch bei möglicherweise steigenden Infektionszahlen im Herbst und Winter bestmöglich geschützt sind. Das gilt für Personen ab 60 Jahren, Bewohner*innen in Einrichtungen der Pflege und Personen ab dem Alter von 6 Monaten mit Grundkrankheiten, die mit einem erhöhten Risiko für schwere COVID-19-Verläufe einhergehen. Dieselbe Empfehlung zur jährlichen Auffrischimpfung gilt für Personen mit einem erhöhten beruflichen SARS-CoV-2 Infektionsrisiko in der medizinischen und pflegerischen Versorgung.

Bei immundefizienten Personen mit einer relevanten Einschränkung der Immunantwort können zusätzliche Impfstoffdosen in kürzerem Abstand sinnvoll sein. Die Entscheidung über weitere Impfungen trifft der/die behandelnde Arzt/Ärztin, ggf. unter Berücksichtigung der Bestimmung spezifischer Antikörper.

Der Beschlussentwurf der STIKO ist aktuell im Stellungnahmeverfahren der Bundesländer und der beteiligten Fachkreise. Änderungen sind danach noch möglich.

Quellen: DGIM-Talk 3.5.2023/Robert-Koch-Institut/Ni