DemenzCarstens-Stiftung fördert Projekte zur Demenzforschung

BrainFit-Nutrition und AroMaDem: Die Carstens-Stiftung fördert zwei innovative Projekte, die Möglichkeiten der Komplementärmedizin bei Demenz untersuchen, mit je 400 000 Euro. 

Demenz, Alter, Geriatrie, Alzheimer
AimPix/stock.adobe.com

Oft beginnt es mit einer leichten kognitiven Störung. Bei rund 70% der Betroffenen entwickelt sich daraus innerhalb von 5 Jahren eine Demenz.

"BrainFit-Nutrition" verknüpft kognitives Training mit neuroprotektiver Ernährung, um einer Demenz vorzubeugen. "AroMaDem" setzt auf eine Kombination aus Aromatherapie und Massagen zur Linderung der Agitiertheit, die häufig mit einer bestehenden Demenz einhergeht. 

BrainFit-Nutrition: Prävention durch kognitives Training und Ernährung

Häufig zeigt sich zunächst eine leichte kognitive Störung (MCI, mild cognitive impairment). Bei rund 70% der Betroffenen entwickelt sich aus der altersbedingten Gedächtnisschwäche ohne wesentliche Einschränkungen des Alltags innerhalb von 5 Jahren eine Demenz. Daher ist es wichtig, die kognitive Funktion frühzeitig zu stärken, um diese Entwicklung aufzuhalten oder zumindest zu verzögern. Prof. Dr. Elmar Gräßel (Universitätsklinikum Erlangen) und PD Dr. Christian Keßler (Charité Hochschulambulanz für Naturheilkunde) setzen mit "BrainFit-Nutrition" genau hier an. Das Projekt verbindet computergestütztes kognitives Training (CCT) mit einer pflanzenbasierten Ernährung, die sich aufgrund ihrer Effekte auf das Nervensystem positiv auf kognitive Funktionen auswirken soll.

Geplant ist eine prospektive Interventionsstudie mit 200 Menschen, die eine MCI mit Gedächtnisschwäche aufweisen. Diese werden in vier Gruppen verteilt. Über einen Zeitraum von 6 Monaten erhält Gruppe 1 ein individualisiertes CCT sowie eine im Online-Gruppensetting curriculär vermittelte pflanzenbasierte Ernährung. Gruppe 2 erhält ebenfalls das individualisierte CCT, erhält bezüglich der Ernährung allerdings eine Online-Schulung gemäß der offiziellen Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Gruppe 3 erhält eine basale, sich nicht anpassende Form des CCT sowie die pflanzenbasierte Ernährung und in Gruppe 4 werden das basale CCT und die Empfehlungen der DGE miteinander kombiniert.

"Mit diesem Studiendesign können wir nicht nur bereits Effekte mittlerer Stärke durch das kognitive Training oder die Ernährungsanpassung für sich genommen entdecken, sondern auch etwaige Interaktionseffekte nachweisen", sagt Prof. Gräßel. "Ziel des Projektes ist, die kognitiven Fähigkeiten von Menschen mit MCI durch die Kombination des computergestützten kognitiven Trainings mit der Modifikation der Ernährung stärker zu verbessern, als dies mit einer Komponente allein möglich wäre." Der Beobachtungszeitraum beträgt 12 Monate, sodass erste Hinweise auf den Einfluss der Maßnahmen auf die Übertrittsrate von MCI hin zur Demenz möglich sein werden.

 AroMaDem: Aroma-Massagen zur Steigerung der Lebensqualität

Ist eine Demenz bereits eingetreten, treten häufig auch verhaltensbezogene und psychologische Begleitsymptome (BPSD) auf. Dazu zählen z.B. Angst, Unruhe oder Aggression. Bisherige pharmakologische Therapieansätze können einerseits starke Nebenwirkungen verursachen und sind andererseits noch nicht von zufriedenstellender Effektivität. Im Projekt "AroMaDem" konzentrieren sich Prof. Dr. Stefanie Joos und Carina Klocke (Universitätsklinikum Tübingen) auf Aromamassagen als komplementärmedizinische Therapie bei BPSD.

Das Projekt besteht aus zwei Phasen. Zunächst soll aus der bisherigen Forschung zur Aromatherapie und zu Massagen sowie aus Praxis-Erfahrungen mit der Anwendung dieser Verfahren eine standardisierte Intervention entwickelt werden. Anschließend wird diese Intervention in einer prospektiven randomisiert-kontrollierten Studie hinsichtlich seiner Wirkung auf agitiertes Verhalten von dementiell veränderten Menschen überprüft. Dies soll an 100 PatientInnen aus mehreren Pflegeheimen geschehen, die in zwei Gruppen aufgeteilt werden. Die PatientInnen in Gruppe 1 erhalten über 8 Wochen täglich 15 min. eine Aromamassage durch ihre geschulte Bezugspflegekraft und die PatientInnen in Gruppe 2 (Kontrollgruppe) stattdessen Zuwendung in Form von beispielsweise Vorlesen, Erzählungen oder Gesprächen. "Neben dem primären Effekt der Aromamassagen werden wir auch Begleiteffekte, wie etwa Auswirkungen auf den Medikamentenbedarf, erfassen", sagt Prof. Joos. "Im Rahmen einer Machbarkeitsevaluation werden wir außerdem Erkenntnisse über die Faktoren bekommen, die essenziell sind, um Aromamassagen in Pflegeheimen zu etablieren – und künftig vielleicht auch darüber hinaus in der häuslichen Pflege."

© Carstens-Stiftung, Quelle: www.carstens-stiftung.de

Lesen Sie im neuen Spezialthema:

  • Blutegeltherapie und Cantharidenpflaster gegen Schmerzen
  • Schröpfen: Therapieoption bei Schmerzen
  • Evidenzbasierte Aromatherapie bei Schmerzen
  • Heilpflanzen bei Rückenschmerzen