PräventionBei hohem Diabetesrisiko Lebensstil individuell anpassen

Wenn Menschen bereits deutliche Anzeichen eines sich entwickelnden Diabetes haben, kann eine intensive Lebensstilintervention mit viel Bewegung die Blutzuckerwerte langfristig verbessern und die Krankheit sogar verhindern.

Laufband, Turnschuhe, Beine
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Ein intensiveres Bewegungsprogramm in Kombination mit Ernährungsberatung kann Menschen mit hohem Diabetesrisiko helfen, ihren Zuckerstoffwechsel zu normalisieren.

Wenn Menschen bereits deutliche Anzeichen eines sich entwickelnden Diabetes haben, kann eine intensive Lebensstilintervention mit viel Bewegung die Blutzuckerwerte langfristig verbessern und die Krankheit sogar verhindern. So lautet das Fazit der Prädiabetes-Lebensstil-Interventionsstudie (PLIS) des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). An der Studie nahmen 1105 Personen im Alter von 18 bis 75 Jahren teil, jeweils mit einer Vorstufe für Diabetes.

Eine Änderung des Lebensstils – eine gesündere Ernährung und viel Bewegung – ist die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung eines Typ 2-Diabetes bei Menschen, die bereits eine Vorstufe der Stoffwechselerkrankung (Prädiabetes) entwickelt haben. Allerdings gibt es einen nicht geringen Anteil der Betroffenen, der trotz Lebensstilintervention einen Diabetes entwickelt. Andere werden auch ohne Maßnahmen über viele Jahre nicht krank.

Um die Hintergründe herauszufinden, haben die Forschenden für eine Studie Personen mit Prädiabetes anhand verschiedener Faktoren in Gruppen mit einem hohen und niedrigen Erkrankungsrisiko eingeteilt. So produzieren Personen mit einem hohen Risiko nur wenig Insulin. Dieses Hormon bringt den Zucker vom Blut in die Zellen, wo er gebraucht wird. Häufig leiden sie an einer Fettleber und die Zellen sprechen nicht mehr ausreichend auf Insulin an.

Die Testpersonen nahmen an einer zwölfmonatigen Lebensstilintervention (LI) teil und wurden für weitere zwei Jahre begleitet. Dabei erhielten Hochrisikopatient*innen entweder eine konventionelle LI nach dem Diabetes-Präventionsprogramm oder eine intensivierte LI. Bei der intensivierten Variante wurde die Zahl der Beratungen zu Ernährung und Bewegung verdoppelt (16 statt 8) und mehr Bewegung empfohlen (6 statt 3 Stunden pro Woche). Bei beiden Behandlungsstrategien wurde mit einer fettarmen und ballaststoffreichen Ernährung eine Gewichtsreduktion von fünf Prozent angestrebt, wenn Übergewicht vorlag.

Eine intensivierte LebensstiIintervention hilft Personen mit hohem Erkrankungsrisiko, ihren Zuckerstoffwechsel zu normalisieren. Viele konnten den Fettgehalt der Leber bis in den Normbereich reduzieren und ihre kardiometabolischen Werte verbessern, so das Fazit.

Testpersonen mit einem geringen Risiko nahmen an einer üblichen Lebensstilintervention teil oder waren in der Kontrollgruppe, die nur eine einmalige Ernährungsberatung erhielt. Nach drei Jahren konnten Personen, die in Bezug auf Ernährung und Bewegung regelmäßig unterstützt wurden, ihren Blutzucker besser regulieren – auch wenn die Ergebnisse weniger deutlich waren. Bei Insulinempfindlichkeit, Insulinsekretion, Leberfettgehalt und kardiovaskulärem Risiko gab es kaum Unterschiede.

„Unsere Studienergebnisse zeigen, dass eine individualisierte, auf dem Risikophänotyp basierende Lebensstilintervention für die Diabetesprävention vorteilhaft ist“, erklärt Studienleiter Prof. Andreas Fritsche vom Universitätsklinikum Tübingen. Wenn die Maßnahmen bei Hochrisikopatienten angepasst werden, wirken sie effizienter und eine Diabeteserkrankung kann eher vermieden werden. Auf der anderen Seite lassen sich bei Menschen mit geringerem Diabetesrisiko unnötige Behandlungen verhindern, vermuten die Wissenschaftler*innen. Weitere Studien sollen aber folgen, um die Resultate zu untermauern.

Quelle: Heike Kreutz, www.bzfe.de

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