PräventionAlkoholverzicht: Von einer Pause profitiert nicht nur die Leber

Mit dem Dry January – dem bewussten Alkoholverzicht im Januar – tut man nicht nur der Leber etwas Gutes. Auch Bauchspeicheldrüse, Magen und Darm profitieren.

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Ist mein Alkoholkonsum problematisch? Bei einem Dry January tut man nicht nur seinem Körper etwas Gutes, sondern kann auch diese Frage überdenken und vielleicht dauerhaft am Alkoholkonsum etwas ändern.

Berlin – An Weihnachten und zum Jahreswechsel fließt reichlich Alkohol. Eine gute Gelegenheit, um dem Körper danach eine Erholungspause zu verschaffen, ist der „Dry January“. Bei dieser aus England stammenden Gesundheitskampagne wird den ganzen Januar über bewusst auf Alkohol verzichtet. Damit tut man nicht nur der Leber, sondern beispielsweise auch der Bauchspeicheldrüse, dem Magen und dem Darm etwas Gutes.

Tendenz beim Alkoholkonsum positiv

Die Tendenz beim Alkoholkonsum ist insgesamt eigentlich positiv: In den vergangenen 40 Jahren ist der Alkoholkonsum in Deutschland stetig gesunken. Das betrifft sowohl den Verbrauch insgesamt, als auch die Häufigkeit des Rauschtrinkens, bei dem an einzelnen Tagen deutlich überhöhte Alkoholmengen konsumiert werden. Dennoch liege der für Deutschland ermittelte jährliche Durchschnittsverbrauch laut Alkoholatlas mit elf Litern reinen Alkohols pro Kopf noch immer deutlich zu hoch. Mit dieser Menge, die ungefähr 220 Litern Bier oder 88 Litern Wein entspricht, zählt Deutschland im internationalen Vergleich zu den Hochkonsumländern. Gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist trotz des insgesamt sinkenden Konsums das punktuelle Rauschtrinken noch immer zu weit verbreitet.

„Viele Menschen sind sich gar nicht im Klaren darüber, dass sich ihr Trinkverhalten bereits in einem problematischen Bereich bewegt“, sagt Prof. Heiner Wedemeyer von der MH Hannover.

Was gilt als riskanter Alkoholkonsum?

Als risikobehaftet gelten die folgenden Alkoholmengen:

  • Für Männer: ab 24 Gramm täglich – das entspricht ungefähr einem Standardgetränk, also etwa einem halben Liter Bier oder einem Glas Wein
  • Für Frauen liegt die Grenze sogar nur halb so hoch.

„Außerdem sollten Männer wie Frauen auf mindestens zwei alkoholfreie Tage pro Woche achten“, erklärt Wedemeyer.

Mögliche Folgen von zu viel Alkohol

Wer regelmäßig und langfristig mehr trinkt, riskiert schwerwiegende Gesundheitsfolgen. Alkohol ist nicht nur eine Hauptursache für Leberzirrhosen, von der in Deutschland bis zu einer Million Menschen betroffen sind. Er ist auch an der Entstehung von mehr als 200 anderen Krankheiten beteiligt: Von Organschäden und Herz-Kreislauf-Krankheiten über psychische Störungen bis hin zu einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebsarten.

Prof. Patrick Michl vom Universitätsklinikum Halle (Saale) befasst sich besonders mit den Auswirkungen auf die Bauchspeicheldrüse (Pankreas): „Hier kann es ebenso wie in der Leber zu einer alkoholbedingten chronischen Entzündung kommen“, erklärt er. Eine chronische Pankreatitis macht sich zunächst durch Bauchschmerzen bemerkbar, geht aber auch mit einem fortschreitenden Funktionsverlust der Pankreas einher. In der Folge können Verdauungsstörungen, chronische Durchfälle oder ein Diabetes mellitus auftreten.

Eine gravierende Folge der chronischen Pankreatitits könne die Entwicklung eines Pankreaskrebs sein.Dieser zähle zu den aggressivsten Tumorarten überhaupt, lasse sich oft nur schwer behandeln und verlaufe in vielen Fällen innerhalb weniger Jahre tödlich.

Eine Karenzzeit wie der „Dry January“ bietet nicht nur dem Körper eine Chance zur Erholung. Er könne auch als Gelegenheit genutzt werden, das eigene möglicherweise problematische Verhältnis zum Alkohol zu überdenken und vielleicht zu ändern, so Wedemeyer. Im Idealfall führe das zu dem Entschluss, den Konsum auch in den übrigen Monaten des Jahres zu reduzieren und nicht sofort in alte Muster zurückzufallen. Dann könne der „Dry January“ die Gesundheit auch auf lange Sicht positiv beeinflussen.

Quelle: Pressemitteilung/Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten