ParodontitisWeniger Antibiotika bei aggressiver Parodontitis

Antibiotika werden bei Parodontitis wegen steigender Resistenzen nur bei Patient*innen mit aggressiven Verlaufsformen eingesetzt. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass die systemische Gabe von 7 auf 3 Tage reduziert werden kann - ohne den Behandlungserfolg zu beeinträchtigen. 

Illustration: Parodontitis
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Parodontitis kann unbehandelt bereits in jungen Jahren zu Zahnverlust führen. Mitverursacher der Zahnbetterkrankung sind Bakterien.

Der Einsatz von Antibiotika bei Parodontitis erfolgt aufgrund der dramatisch  gestiegenen bakteriellen Resistenzlage nur bei ausgewählten Patient*innen mit aggressiven Verlaufsformen. PD Dr. Raluca Cosgarea und Team von der Universität Bonn konnten in einer Studie zeigen, dass die systemische Antibiotikagabe von 7 auf 3 Tage reduziert werden kann, ohne signifikante Unterschiede im Behandlungserfolg.

Bei Parodontitis ist das Zahnbett erkrankt. Ein wesentlicher verursachender Faktor sind Bakterien, die sich über Jahre in der Tiefe unter dem Zahnfleisch vermehren und entwickeln. „Mein Rat ist, möglichst früh, spätestens bei ersten Anzeichen wie Zahnfleischbluten zum Zahnarzt zu gehen“, sagt Cosgarea. Denn ohne Behandlung kommt es zum weiteren Verlust von zahnumgebenden Kieferknochen und Zahnfleisch. Die Zähne lockern sich und können sogar ausfallen. Die Behandlung einer Parodontitis läuft in vier Stufen ab. Nach einer Aufklärung über die Mundhygiene wird der Zahn und die Wurzel unter dem Zahnfleisch mechanisch gereinigt. Diese so genannte subgingivale Instrumentierung – also die Entfernung von bakteriellen Zahnbelägen und Zahnstein – ist oft ausreichend und es muss nicht ein chirurgischer Eingriff erfolgen. Eine gute und kontinuierliche Nachsorge rundet die Therapie ab.

Drohender Zahnverlust in jungen Jahren

In der Regel werden keine Antibiotika gegeben, u.a. aufgrund der bedrohlich angestiegenen bakteriellen Resistenzlage. Bei besonders aggressiven, schnell fortschreitenden Formen der Parodontitis ist es allerdings ratsam, unterstützend Antibiotika einzusetzen. „Das sind oft sehr junge Patient*innen, die davon gut profitieren können. Denn trotz meist guter Mundhygiene verlieren sie schon sehr früh sehr viel Knochenmasse. Ohne Behandlung droht schon ein Zahnverlust in einem Alter von 30 bis 35 Jahren“, sagt Cosgarea.

Entwicklung von Resistenzen ist das Problem

Wenn medizinisch erforderlich, nehmen die Betroffenen sieben Tage lang Antibiotika als Ergänzung zur subgingivalen Instrumentierung. Doch die Bakterien setzen sich zur Wehr und je mehr Kontakt sie mit dem Arzneistoff haben, desto eher können sie dagegen auch resistent werden. In ihrer Forschungsarbeit konnte Cosgarea gemeinsam mit Kollegen aus den Universitäten Klausenburg (CIuj, Rumänien), Bern (Schweiz), Bonn, Marburg und München zeigen, dass die systemische Gabe von im ganzen Körper wirkenden Antibiotika auf drei Tage reduziert werden kann und zwar ohne einen signifikanten Unterschied bezüglich des Behandlungserfolges nach sechs Monaten. „Wir erhoffen uns, so einen entscheidenden Beitrag zu leisten, Antibiotikaresistenzen reduzieren zu können“, sagt Cosgarea. In ihrer weiteren Forschung möchte sie den Einfluss von Antibiotika auf alle im Mundraum angesiedelten Bakterien, also dem oralen Mikrobiom oder auch „Mundflora“, untersuchen.

Studie

In der randomisierten placebokontrollierten Studie wurden 50 Patient*innen mit aggressiver Parodontitis mit subgingivaler Instrumentierung behandelt und erhielten zusätzlich eine antibiotische Therapie mit Amoxicillin und Metronidazol. Gruppe A erhielt 3 Tage das Antibiotikum und 4 Tage ein Placebo; Gruppe B erhielt das Antibiotikum für 7 Tage.

Zu Studienbeginn sowie nach 3 und 6 Monaten wurden klinische, mikrobiologische und immunologische Parameter kontrolliert.

Im Ergebnis zeigte sich kein siginifikanter Unterschied zwischen den Gruppen im Behandlungserfolg nach 6 Monaten.

PD Dr. Raluca Cosgarea erhielt für ihre Forschungsarbeit den Jaccard-EFP-europäischen Forschungspreis für Parodontologie, der mit knapp 10.000 Euro dotiert ist. Die 41-Jährige ist die erste Frau überhaupt, die den höchsten wissenschaftlichen Preis der Fachgesellschaft „European Federation of Periodontology“ erhalten hat.

Quelle: Pressemitteilung/Universitätsklinikum Bonn