CoronavirusStudie: Welche Faktoren beeinflussen die Impfbereitschaft?

Die Informationsquellen scheinen einen wichtigen Einfluss auf die Impfbereitschaft der Menschen in der Corona-Pandemie zu haben. Darauf verweist eine Studie der Ruhr-Universität Bochum für die im Mai 2021 über 9000 Menschen aus 9 Ländern und 3 Kontinenten befragt wurden. 

Spritze, Ampulle, Impfen
Davizro Photography/stock.adob

Impfen oder nicht Impfen? Die Einstellung und die Gründe für ein Pro oder Contra ist in unterschiedlichen Ländern verschieden.

Die Impfung gegen Covid-19 kann entscheidend dabei helfen, die Pandemie zu beenden. Aber zu viele Menschen lehnen sie ab. Welche Faktoren bei der Entscheidung für oder gegen die Impfung eine Rolle spielen, hat ein Team aus der Psychologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) in einer großen Online-Umfrage im Mai 2021 untersucht. Über 9000 Menschen in 9 Ländern auf 3 Kontinenten machten mit.

Fazit: Wen man mit Aufklärungskampagnen oder Überzeugungsarbeit besonders adressieren sollte, variiert von Land zu Land. Fast überall sind es Menschen, die an der Wirksamkeit der Maßnahmen zweifeln, die die Politik ergreift. Und Menschen, die sich nicht über das Fernsehen informieren.

Je rund 1000 Befragte pro Land

Die Online-Umfrage im Mai 2021 lief eine Woche lang. Je rund 1000 Menschen ab 18 Jahren aus China, Frankreich, Deutschland, Polen, Russland, Spanien, Schweden, Großbritannien und den USA beteiligten sich daran. Erfragt wurden Geschlecht, Alter, Familienstand, Sozialstatus, der Lebensmittelpunkt in einer Stadt oder auf dem Land, die Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe, die psychische Verfassung und die Mediennutzung sowie die Wahrnehmung der Kommunikation durch die Regierung und die Einstellung der Teilnehmenden gegenüber den Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung.

Fast 30 Prozentpunkte Unterschied zwischen Großbritannien und Russland

Insgesamt gaben rund 80 Prozent der Befragten an, bereits geimpft zu sein oder sich impfen lassen zu wollen. Der Anteil schwankte allerdings stark von Land zu Land. Während in Großbritannien 93,9 Prozent willens waren, sich impfen zu lassen, waren es in Russland nur 62 Prozent. „Ein bemerkenswert großer Unterschied“, sagt PD Dr. Julia Brailovskaia vom Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der RUB, die die Studie gemeinsam mit Prof. Jürgen Margraf und Prof. Silvia Schneider durchführte.

Die Unterschiede zwischen den 9 Ländern lassen sich aus einer Mischung interner und externer Faktoren erklären, meinen die Forschenden. „Etwa 30 bis 40 Prozent der Abweichungen können wir auf die von uns untersuchten Faktoren zurückführen“, so das Team. In Deutschland sind Impfskeptiker eher männlich. In China hingegen sind es eher Frauen, die sich nicht impfen lassen möchten. In Schweden und einigen anderen Ländern spielt das Geschlecht keine Rolle.

In den USA und Deutschland lehnen Menschen die Impfung eher ab, wenn sie unter starken Stresssymptomen leiden oder wenn ihre psychische Gesundheit besonders ausgeprägt ist. „Menschen, die über eine gute psychische Gesundheit verfügen, nehmen die Bedrohung durch die Pandemie vielleicht weniger stark wahr als andere und sehen daher nicht die Notwendigkeit, sich durch eine Impfung zu schützen“, schätzen die Forschenden. „Unter Stress hingegen neigen Menschen zu unangepassten Reaktionen, die die Situation verschlimmern können.“ Beide Faktoren waren in anderen Ländern nicht bedeutend.

Informationsquellen spielen eine Rolle

In fast allen Ländern fanden die Forschenden einen Zusammenhang zwischen der Nicht-Nutzung des Fernsehens als Informationsquelle und der Ablehnung einer Impfung. In Polen, Schweden und den USA trug die Nutzung von Social Media als Informationsquelle dazu bei, dass Menschen die Impfung eher ablehnten. Menschen, die die Maßnahmen der Politik nicht als wirksam empfinden, neigen ebenfalls eher dazu, die Impfung abzulehnen. Eine Ausnahme stellt hier China dar.

„Um die Impfbereitschaft zu erhöhen und damit eine weltweite Immunität gegen Covid-19 zu erreichen, muss jede Regierung das spezifische Muster für ihre Bevölkerung berücksichtigen. Dies ist der wichtigste Weg zum Erfolg im Kampf gegen die Pandemie“, so Julia Brailovskaia.

Die Studie ist Teil des Projekts „Bochum Optimism and Mental Health (BOOM)”, das die Risiko- und Schutzfaktoren für die psychische Gesundheit untersucht.

Quelle: Pressemitteilung/Ruhr-Universität Bochum