CoronavirusPost-Covid: Schmerz durch mikrostrukturelle Muskelveränderungen

Patient*innen mit Post-Covid zeigen mikrostrukturelle Muskelveränderungen. Ein spezielles Training könnte dagegen helfen.

Frau beim Joggen, hat Wadenschmerz
Andrey Popov/stock.adobe.com

Die Forscher*innen fanden bei Post-Covid-Patient*innen mikrostrukturelle Unterschiede in den Beinmuskeln im Vergleich zu gesunden Proband*innen.

Menschen mit Post-Covid leiden häufig unter Muskelschmerzen und rascher Muskelermüdung. Nach aktuellem Kenntnisstand sind mindestens 25 Prozent der Menschen mit einer Post-Covid-Diagnose davon betroffen. Ein neurowissenschaftliches Forschungsteam hat untersucht, ob sich bei diesem Symptombild krankhafte Muskelveränderungen nachweisen lassen.

Bildgebung zeigt mikrostrukturelle Anomalien

Die Forscher*innen wollten herausfinden, "ob sich bei betroffenen Menschen Veränderungen der Skelettmuskulatur nachweisen lassen, die als mögliche Ursachen für anhaltende muskuloskelettale Beschwerden und vorzeitige Erschöpfung in Betracht kommen könnten“, erklärt Studienleiterin Prof. Elena Enax-Krumova von der Ruhr-Universität Bochum. Dazu setzten sie die quantitative Magnetresonanztomografie der Skelettmuskulatur (Muskel-MRT) ein. Das Muskel-MRT ermöglicht, abnorme Mikrostrukturen zu erkennen, das genaue Verhältnis von Wasser und Fett im Muskel zu quantifizieren und selbst minimale Entzündungsprozesse aufspüren.

20 Patient*innen mit Post-Covid-Syndrom, die im Durchschnitt 48,8 Jahre alt waren nahmen an der Untersuchung teil. Sie litten im Schnitt seit etwa 13 Monaten an den Symptomen. 20 gesunde Proband*innen dienten als Kontrollgruppe.

Das Team untersuchte die Beine der Teilnehmer*innen. Zusätzlich wurden klinische Untersuchungen, Nervenleitfähigkeitsstudien durchgeführt und das Muskelzellenzyms Kreatinkinase im Serum bestimmt, um krankhafte Prozesse zu identifizieren. Schließlich wurden die Ergebnisse der quantitativen Muskel-MRT mit den Ergebnissen eines standardisierten Sechs-Minuten-Gehtests und standardisierten Fragebögen zur Beurteilung von Lebensqualität, Fatigue und Depression korreliert.

Mikrostrukturelle Anomalien, aber keine Entzündungsprozesse

„In unseren Untersuchungen der Post-Covid-Betroffenen zeigten sich keine Anzeichen einer fortschreitenden Entzündung oder eines dystrophen Prozesses, die die frühzeitige Muskelermüdung erklären könnten“, resümiert Elena Enax-Krumova. Allerdings konnte das Forschungsteam bei dieser Fallgruppe im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe mikrostrukturelle Unterschiede in den Beinmuskeln finden. Diese könnten auf ein Schrumpfen von Muskelgewebe durch Dekonditionierung hinweisen.

Denkbar wäre nach Ansicht der Forscher*innen, dass sich diese Veränderungen im Rahmen eines Rehabilitationsprogramms mit gezieltem Muskelaufbau rückgängig machen ließen.

Die Ergebnisse seien wichtige Anhaltspunkte, um die Krankheitssymptome besser zu verstehen. Die Erkenntnisse sollten nun in Längsschnitt- und Interventionsstudien evaluiert werden, so das Resümee der Wissenschaftler*innen.

Quelle: Ruhr-Universität Bochum

Literatur

Enax-Krumova E, Forsting J, Rohm M et al. Quantitative muscle magnetic resonance imaging depicts microstructural abnormalities but no signs of inflammation or dystrophy in post-COVID-19 condition. European Journal of Neurology 2023;  https://doi.org/10.1111/ene.15709