CoronavirusOmikron-Variante BQ.1.1 resistent gegen Antikörpertherapien

Die Omikron-Untervariante BQ.1.1 ist weltweit auf dem Vormarsch. Eine Studie zeigt, dass die Variante gegen alle zugelassenen Antikörpertherapien resistent ist. Was das für Menschen mit erhöhtem Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung bedeutet.

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V. Yakobchuk/stock.adobe.com

Die Omikron-Untervariante BQ.1.1 ist weltweit auf dem Vormarsch. Eine Studie zeigt, dass die Variante gegen alle zugelassenen Antikörpertherapien resistent ist. Was das für Menschen mit erhöhtem Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung bedeutet.

Ein Forscherteam der Abteilung Infektionsbiologie am Deutschen Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung und der Abteilung Molekulare Immunologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat untersucht, wie effizient die derzeit zugelassenen Antikörpertherapien die aktuell zirkulierenden Omikron-Untervarianten hemmen. Die Forschenden stellten fest, dass die Omikron-Untervariante BQ.1.1 gegen sämtliche verfügbaren Antikörpertherapien resistent ist.

„Für unsere Untersuchungen haben wir nicht-vermehrungsfähige Viruspartikel, welche das Spike-Protein von ausgewählten Virusvarianten tragen, mit verschiedenen Verdünnungen der zu testenden Antikörper gemischt und nachfolgend gemessen, welche Antikörpermenge benötigt wird um die Infektion von Zellkulturen zu hemmen. Insgesamt haben wir 12 einzelne Antikörper und 6 Antikörpercocktails
untersucht, von denen 4 für die klinische Anwendung in Europa zugelassen sind“, erklärt Prerna Arora, Erstautorin der Studie.

Das Forscherteam fand heraus, dass BQ.1.1 weder durch einzelne Antikörper noch durch Antikörpercocktails neutralisiert werden konnte. Die derzeit vorherrschende Omikron-Untervariante BA.5 konnte noch durch einen zugelassenen Antikörper und zwei zugelassene Antikörpercocktails neutralisiert.

Die Tatsache, dass BQ.1.1 gegen alle zugelassenen Antikörpertherapien resistent ist, bereitet den Forschenden Sorge.

"Insbesondere in Regionen, in denen BQ.1.1 stark verbreitet ist, sollten Ärzt*innen bei der Behandlung von infizierten Risikopatient*innen nicht allein auf Antikörpertherapien setzen, sondern zusätzlich die Gabe von weiteren Medikamenten wie Paxlovid oder Molnupiravir in Betracht ziehen“, kommentiert Studienleiter Markus Hoffmann das Ergebnis der Studie.

Hintergrund

Als Folge einer Infektion mit SARS-CoV-2 oder einer COVID-19 Impfung kommt es im Körper zu einer Immunantwort. Dabei werden u.a. neutralisierende Antikörper gebildet, die zum Schutz vor einer (erneuten) Infektion sowie einem schweren Krankheitsverlauf beitragen.

Neutralisierende Antikörper schützen, indem sie sich an das virale Spike-Protein anheften und so verhindern, dass das Virus in Zellen eindringen kann. Allerdings sind einige SARS-CoV-2-Varianten, insbesondere die Omikron-Variante, durch Mutationen im Spike-Protein in der Lage, einigen neutralisierenden Antikörpern zu entgehen. So kann auch bei geimpften oder genesenen Menschen eine symptomatische Infektionen ausgelöst werden. Man spricht von der sog. Immunflucht. Dies stellt eine besondere Gefahr für Risikogruppen dar, insbesondere für Hochbetagte und Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

Um Risikopatient*innen zu schützen werden ihnen biotechnologisch hergestellte Antikörper vorbeugend oder als frühe Therapie bei einer diagnostizierten SARS-CoV-2 Infektion verabreicht. Mutationen im Spike-Protein von verschiedenen SARS-CoV-2-Varianten vermitteln Resistenz gegen einzelne Antikörpertherapien. Daher ist es wichtig regelmäßig zu überprüfen, ob die zurzeit zugelassenen Antikörpertherapien weiterhin gegen die aktuell zirkulierenden Virusvarianten wirksam sind.

Dass die Omikron-Untervariante BQ.1.1 bereits resistent gegenüber einer neuen Antikörpertherapie ist, die kurz vor der Zulassung in den USA steht, stellt die Bedeutung der Entwicklung von neuen Antikörpertherapien gegen COVID-19 heraus. „Die immer weiter fortschreitende Resistenzentwicklung von SARS-CoV-2-Varianten macht es erforderlich, dass neue Antikörpertherapien entwickelt werden, welche insbesondere auf die derzeit zirkulierenden und zukünftige Virusvarianten abgestimmt sind. Idealerweise sollten sie auf Regionen im Spike-Protein abzielen, die nur wenig Potential für Fluchtmutationen aufweisen“, schließt Stefan Pöhlmann vom Leibniz-Institut für Primatenforschung.

Quelle: Deutsches Primatenzentrum GmbH - Leibniz-Institut für Primatenforschung

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