OnkologieNeues Forschungszentrum für Naturstoffe an der Uni Mainz

Die Universitätsmedizin Mainz hat ein Naturstoffzentrum gegründet, mit dem Ziel, wirksame Naturstoffe gegen urologische Tumore zu identifizieren.

Nahaufnahme zeigt die Heilpflanze Beifuß.
Natalia Baran/stock.adobe.com

Der Einsatz von Naturstoffen bei der Tumortherapie soll etablierte Behandlungsmethoden ergänzen.

Naturstoffe zur Behandlung urologischer Tumore

Die Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie der Universitätsmedizin Mainz hat ein Naturstoffzentrum gegründet. Es widmet sich der Frage, ob und welche Naturstoffe gegen urologische Tumore wirksam sein könnten. Zudem wollen die Forscher*innen untersuchen, welche Naturstoffe Therapieresistenzen bei Prostata-, Nieren- und Harnblasenkrebs überwinden können. Der Fokus liegt auf pflanzlichen Extrakten und daraus isolierten Wirkstoffen, beispielsweise Artesunat aus dem Einjährigen Beifuß, Curcumin aus der Kurkuma-Wurzel oder Sulforaphan aus Brokkoli.

Ziel ist es, etablierte Behandlungsmethoden um den Einsatz von Naturstoffen zu ergänzen und dadurch einen besseren Therapieeffekt erzielen zu können.

Univ.-Prof. Axel Haferkamp, Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie der Universitätsmedizin Mainz: „Unter der Leitung von Prof. Dr. Roman Blaheta sollen an Zell- und Tiermodellen, also an In-vitro- und In-vivo-Modellen, neue Erkenntnisse gewonnen werden und diese in klinische Studien einmünden.“

Pflanzliche Wirkstoffe als Basis für Arzneimittel

Im Rahmen der Tumortherapie können sich einzelne Krebszellen als resistent erweisen, das heißt, die eingesetzten Medikamente erzielen nicht mehr die gewünschte Wirkung. Tatsächlich stellen Therapieresistenzen eines der Hauptprobleme bei der Behandlung von fortgeschrittenen Krebserkrankungen dar.

Entsprechend wächst der Bedarf an neuartigen Wirkstoffen, die diese Resistenzen überwinden oder in einer sogenannten integrativen Therapie die Wirkung existierender Medikamente unterstützen können. Als Grundlage für neue Arzneimittel dienen häufig pflanzliche Wirkstoffe aus der Natur. Aktuell basieren rund 65 Prozent der verfügbaren Medikamente der Schulmedizin auf diesen sogenannten Naturstoffen.

„Viele Naturstoffe gelten als vielversprechendes Mittel gegen Krebs, jedoch liegen oftmals nur unzureichende wissenschaftlich fundierte Daten vor. In Experimenten mit chemoresistenten Tumorzelllinien konnten wir bereits feststellen, dass einige Pflanzeninhaltsstoffe in der Lage sind, Wachstum und metastatische Ausbreitung zu hemmen.

Im nächsten Schritt gilt es, die Wirksamkeit dieser Inhaltsstoffe auch in Krebszellen zu untersuchen, die direkt vom Patienten stammen. Nur so können wir eine erfolgreiche Translation in die klinische Anwendung erreichen“, erklärt PD Dr. Eva Jüngel, Laborleiterin an der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie der Universitätsmedizin Mainz.

Professor Blaheta ergänzt: „Bei Betroffenen mit einer fortgeschrittenen Krebserkrankung ist der Wunsch nach alternativen Behandlungen groß. So groß, dass viele von ihnen in ihrer Verzweiflung versuchen, sich selbst mit Wirkstoffen aus der Natur zu therapieren. Manche der auf dem Markt erhältlichen Produkte entbehren allerdings jeglicher wissenschaftlicher Grundlage. Daher kann eine Selbsttherapie schwerwiegende Folgen haben, insbesondere wenn sie falsch angewendet wird […].“

Für den Aufbau des Naturstoffzentrums hat die Brigitta und Norbert Muth-Stiftung eine Finanzierung von über einer halben Million Euro für die nächsten fünf Jahre zugesichert.

Quelle: Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

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