Long-COVIDMit Long-COVID zurück ins Leben finden

Ein bundesweiter Forschungsverbund startet die Entwicklung von psychosozialen Therapieangeboten für Long-COVID-Erkrankte. Ziel ist die Entwicklung eines Unterstützungsangebots, das u.a. Strategien zum Umgang mit anhaltenden Long-COVID-Symptomen vermittelt.

Niedergeschlagene Frau sitzt vor Leinwand mit Coronaviren
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Erschöpfung, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sind nur einige der möglichen Langzeitfolgen einer COVID-Infektion. Betroffene sind teilweise massiv in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt.

Ein bundesweiter Forschungsverbund startet die Entwicklung von psychosozialen Therapieangeboten für Long-COVID-Erkrankte. Geplant ist zunächst die Bedarfe von Patient*innen mit Long-COVID zu ermitteln und auf dieser Basis ein Unterstützungsangebot zu entwickelt. Dieses soll unter anderem Strategien zum Umgang mit den anhaltenden Long-COVID-Symptomen vermittelt. Später könne dieses Angebot auch niedergelassenen Ärzt*innen sowie Gesundheitsämtern zur Verfügung gestellt werden, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM). Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt für die Dauer von zwei Jahren mit 722.000 Euro.

Etwa 500.000 Long-COVID-Erkrankte

Auf eine halbe Million Menschen schätzten Fachleute im vergangenen Herbst die Zahl der Betroffenen, die hierzulande unter Langzeitfolgen einer überstandenen COVID-Infektion leiden. „Dazu zählen chronische Erschöpfung, Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, wechselnde Schmerzen am ganzen Körper, Kopfweh, Luftnot, Atembeschwerden, Schlafstörungen, allgemeines Unwohlsein, Depressionssymptome und Ängste“, erklärt Studienkoordinatorin Dr. med. Christine Allwang.

Teilweise monatelang arbeitsunfähig

Die Betroffenen sind häufig zwischen 20 und 40 Jahre alt. „Und obwohl keine hinreichenden organischen Ursachen gefunden wurden, sind sie teilweise massiv in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt und monatelang arbeitsunfähig“, erläutert Allwang, die als leitende Oberärztin der Psychosomatik am Universitätsklinikum rechts der Isar in München tätig ist. Long-COVID habe neben dem Leidensdruck für die Betroffenen somit auch große gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen.

Therapie nach dem Baukasten-Prinzip: Körper, Seele, Soziales

Auf Basis von Interviews mit Erkrankten, vorhandenen Daten aus bereits durchgeführten Erhebungen und einer Übersicht zu dem bisher vorhandenen Expertenwissen will der Forschungsverbund nun einen zielgerichteten Therapieansatz entwickeln. „Ziel ist eine modulare Intervention nach Art des Baukasten-Prinzips, die an drei unterschiedlichen Problembereichen ansetzt“, erklärt Allwang. Dazu gehört der Umgang mit anhaltenden Körperbeschwerden und Schmerzen, die Verbesserung seelischer Symptome wie Depression und Angst sowie eine Intervention für die Bereiche Sozial- und Arbeitsleben. „Hier geht es darum, wieder bestmöglich zurück in den normalen Alltag mit Partnerin oder Partner, Freunden und Kindern zu finden und die Rückkehr an den Arbeitsplatz vorzubereiten.“ 

Häufig stark leistungsorientierte Menschen

Return to work – das ist für viele Erkrankte gar nicht so einfach. „Häufig handelt es sich bei den Long-COVID-Betroffenen um Menschen, die vor ihrer Erkrankung sehr leistungsfähig waren, wie uns auch Rehakliniken berichten“, erläutert die Psychosomatikerin. „Für diese Gruppe ist es oft schwierig, sich Überforderung einzugestehen und sich erst langsam wieder der früheren Leistungsform anzunähern.“ Sie müssten lernen, Symptome zu erkennen, Grenzen besser zu spüren und öfter Pausen einzulegen, worauf sich auch das Umfeld einzustellen habe. Empfehlenswert könne sein, beispielsweise eine stufenweise Berufswiedereingliederung zu wählen. 

Kurzzeittherapie mit zwölf Sitzungen

Die Behandlung soll insgesamt zwölf therapeutische Gesprächssitzungen umfassen, davon ein bis zwei Gruppentreffen. „Die übergeordnete Frage der Therapie lautet: Wie kann ich mich trainieren, um zurück ins Leben zu finden, wie gehe ich mit Symptomen um? Dafür wollen wir handfeste Unterstützung liefern“, so Allwang. 

An dem Forschungsprojekt sind psychosomatische Universitätskliniken in München, Magdeburg, Tübingen, Ulm und Freiburg sowie das Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik der Universitätsmedizin Halle beteiligt.

Quelle: Pressemitteilung/Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM)

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