PsychologieAufrechte Körperhaltung gibt Selbstsicherheit

Dominante oder aufrechte Körperhaltungen können zu mehr Selbstsicherheit und positiverer Selbstwahrnehmung führen, zeigt eine Metaanalyse. Die These, dass bestimmte Posen den Hormonhaushalt beeinflussen, ließ sich allerdings nicht bestätigen.

Frau, Siegerpose
Simone Schneider/Thieme; posed by a model

Die Körperhaltung beeinflusst das Selbstwertgefühl.

Dominante oder aufrechte Körperhaltungen können helfen, dass sich Menschen selbstsicherer fühlen und sich möglicherweise entsprechend verhalten. Was einzelne kleine Studien bereits nahegelegt haben, zeigt nun eine neue Metaanalyse der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der Universität Bamberg und der Ohio State University. Die Ergebnisse zeigen auch, dass sich die spektakuläre Behauptung, bestimmte Posen könnten Einfluss auf den Hormonhaushalt des Menschen haben, nicht bestätigen lässt.

Körperhaltung und Körpersprache sind häufig genutzte Werkzeuge in der Psychologie. Sie können Menschen in der Therapiesituation unterstützen, sich sicher zu fühlen und positive Gefühle zu erleben, sagt der Psychologe Robert Körner. Auch beim sogenannten Power Posing geht es um die Frage, inwiefern sehr plakative Posen die Gefühle und den Selbstwert einer Person beeinflussen können. Ein typisches Beispiel ist die Siegerpose mit ausgestreckten Armen, die laut Studien das Selbstbewusstsein steigern soll.

Die Aussagekraft bisheriger Untersuchungen dazu ist begrenzt, da sie häufig mit wenigen Probanden durchgeführt wurden. Zudem zeigen die Studien teilweise gegensätzliche Ergebnisse. In der vorliegenden Metaanalyse konnten Daten von ca. 10.000 Probanden aus rund 130 Experimenten aus veröffentlichten und unveröffentlichten Studien mit statistischen Verfahren neu ausgewertet werden. Die zentrale Frage war, ob die Körperhaltung einen Einfluss auf Selbstwahrnehmung, Verhalten und den Hormonspiegel der Menschen hat.

Ergebnisse

Es zeigte sich, dass es einen Zusammenhang zwischen einer aufrechten Körperhaltung oder Power Posing und einer positiveren Selbstwahrnehmung gibt. "Eine dominante Körperhaltung kann zum Beispiel dazu führen, dass man sich selbstbewusster fühlt", sagt Persönlichkeitsforscherin Prof. Dr. Astrid Schütz von der Universität Bamberg.

Beim Verhalten fand das Team einen ähnlichen Zusammenhang, jedoch auch Hinweise darauf, dass dieser wahrscheinlich auch auf die Gestaltung der jeweiligen Studien zurückzuführen ist. Dass bestimmte Posen die Produktion von Hormonen wie Testosteron ankurbeln könnten, ließ sich dagegen gar nicht nachweisen, obwohl ältere Studien das behauptet hatten. "Die Befunde zu den physiologischen Effekten von Power Posing sind nicht robust, sie wurden von unabhängigen Forschungsgruppen nicht repliziert", erklärt Schütz.

Durch die Arbeit konnte das Team auch einige Schwachstellen der bisherigen Forschung ausmachen. Die meisten Studien arbeiteten beispielsweise ohne Kontrollgruppen: Die Teilnehmer*innen sollten entweder eine dominante, offene oder eine eher unterwürfige Körperhaltung einnehmen. Kontrollgruppen gab es nur selten. "So lässt sich aber nicht mit Sicherheit sagen, woher die Unterschiede kommen und ob womöglich nur eine der beiden Posen tatsächlich einen Effekt hat", sagt Robert Körner. Außerdem wurden fast alle Studien bislang in westlich geprägten, hoch industrialisierten Gesellschaften durchgeführt, sodass nicht klar ist, ob sich die Befunde auf alle Kulturkreise übertragen lassen. Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen und über verschiedene Altersgruppen hinweg waren dagegen vergleichsweise gering.

Quelle:  Pressmitteilung/Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg