Long-COVIDLong-COVID: Herzsymptome durch persistierende Herzentzündung?

Belastungsintoleranz, Herzrasen, Brustschmerzen nach überstandener SARS-CoV-2-Infektion: Die Beschwerden lassen sich laut einer Studie auf eine persistente leichte Herzentzündung zurückführen. 

Rotes Herz mit Stethoskop
Henrik Dolle/stock.adobe.com

Bei 57 Prozent der Patient*innen konnte noch 11 Monate nach einer SARS-CoV-2-Infektion eine leichte Herzentzündung festgestellt werden.

Wissenschaftler*innen vom Universitätsklinikum Frankfurt und der Goethe-Universität haben rund 350 Studienteilnehmer*innen ohne vorbekannte Herzprobleme nach einer überstandenen SARS-CoV-2-Infektion seriell untersucht. Sie stellten fest, dass mehr als die Hälfte von ihnen noch knapp ein Jahr später von Herzsymptomen wie Belastungsintoleranz, Herzrasen und Brustschmerzen berichteten. Die Beschwerden lassen sich laut Studie auf eine persistente leichte Herzentzündung zurückführen. Eine ausgeprägte strukturelle Herzkrankheit sei demnach keine Charakteristik des Syndroms.

Selbst wenn der Infektionsverlauf mild war und die Patient*innen zuvor nie Herzprobleme hatten, klagen viele nach überstandener SARS-CoV-2-Infektion über anhaltende Herzbeschwerden. Frühere Studien überwiegend an jungen, sportlichen Menschen konnten bereits zeigen, dass nach einer COVID-19-Erkrankung leichte Herzentzündungen auftreten können, die jedoch nicht durch Durchblutungsstörungen des Herzens verursacht werden, wie sie etwa infolge stark verengter Herzkranzgefäße auftreten.

Ein medizinisches Wissenschaftsteam um PD Dr. Valentina Puntmann und Prof Eike Nagel vom Universitätsklinikum Frankfurt haben 346 Personen nach überstandener SARS-CoV-2-Infektion untersucht. Bei den je zur Hälfte Männern und Frauen im Alter von 18 bis 77 Jahren erfolgten nach 4 und 11 Monaten Blutuntersuchungen, Kernspinaufnahmen des Herzens und die Erfassung und Bewertung ihrer Beschwerden anhand standardisierter Fragenbögen.

Ergebnisse

  • 73 Prozent der Menschen klagten zu Beginn der Studie über Herzprobleme.
  • Bei 57 Prozent bestanden diese Beschwerden auch noch bis zu 11 Monate nach der SARS-CoV-2-Infektion.
  • Es konnte eine zwar leichte, aber anhaltende Herzentzündung festgestellt werden, die nicht mit strukturellen Veränderungen der Herzklappen oder Herzwände einhergingen.
  • Die Blutspiegel an Troponin – einem Eiweiß, das bei Herzmuskelschäden ins Blut gelangt – waren nicht auffällig.

Puntmann erläutert: „Die Beschwerden der Patient*innen passen zu unseren medizinischen Befunden. Allerdings unterscheidet sich die durch das SARS-CoV-2-Virus hervorgerufene Herzentzündung offenbar von einer klassischen viralen Myokarditis, denn der Herzmuskel unserer Patient*innen war weder tiefgreifend geschädigt noch in seiner Funktion beeinträchtigt.“ Das Krankheitsbild erinnere eher an die Befunde bei chronischen diffusen Entzündungssyndromen wie etwa Autoimmunerkrankungen.

„Welche Prozesse im Körper zugrunde liegen und welche langfristigen Folgen diese Form der Herzentzündung für die Betroffenen nach einer milden COVID-Infektion hat, können wir derzeit nur schwer abschätzen. Weitere Studien werden uns hier hoffentlich Klarheit verschaffen“, so die Wissenschaftlerin.

Weil die Studie auf einer ausgewählten Population von Personen beschränkt war, die sich von einer COVID-19-Infektion erholt hatten, lässt sich die Zahl der Herzmuskelerkrankungen als Folge der Infektion nicht auf die Gesamtbevölkerung hochrechnen. Die Studie wurde durch die Bayer AG, die Deutsche Herzstiftung und das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) gefördert.

Quelle: Goethe-Universität Frankfurt am Main

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