KlimawandelKlima: Potenziell katastrophale Risiken mit geringer Wahrscheinlichkeit viel zu wenig erforscht

Forschende sprechen sich für eine neue "Klima-Endspiel-Agenda" aus. Demnach wurde bisher viel zu wenig getan, um die Mechanismen zu verstehen, durch die steigende Temperaturen ein "katastrophales" Risiko für die Menschheit darstellen könnten. 

Amazonas Regenwald, Abholzung
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Beispiel Abholzung im Amazonas Regenwald: Die Zerstörung durch den Menschen kann dazu führen, dass das hochkomplexe Ökosystem plötzlich von Abkühlung auf Erwärmung umstellt.

Forschende sprechen sich für eine neue "Klima-Endspiel-Agenda" aus. Sie argumentieren, dass bisher viel zu wenig getan wurde, um die Mechanismen zu verstehen, durch die steigende Temperaturen ein "katastrophales" Risiko für die Gesellschaft und die Menschheit darstellen könnten: Etwa wenn der Temperaturanstieg drastischer ausfällt als von vielen vorhergesagt, oder wenn bisher unberücksichtigte Kaskaden von Ereignissen auslöst werden - oder sogar beides. Die Welt sollte sich auf Möglichkeit eines "Klima-Endspiels" einstellen, so die Autor*innen. Eine Bewertung der Katastrophenrisiken sei notwendig, um eine Chance zu haben, sie zu verhindern.

"Unumkehrbare und potenziell katastrophale Risiken, die durch den vom Menschen verursachten Klimawandel verursacht werden, müssen in unsere Planung und unser Handeln einfließen", erklärt Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Und:

"Wenn es einen roten Faden in der Wissenschaft der letzten 30 Jahre gibt, dann ist es dieser: Je mehr wir darüber lernen, wie unser Planet funktioniert, desto mehr Grund zur Sorge gibt es", so Johan Rockström weiter.

"Kipppunkte rücken näher - nicht nur, weil wir immer mehr klimaschädliche Treibhausgase ausstoßen, sondern auch, weil wir zunehmend verstehen, dass unser Planet anfälliger ist. Er ist ein hochkomplexer Organismus mit Rückkopplungen und Wechselwirkungen, die seine Funktionen ganz plötzlich von Dämpfung und Abkühlung auf Verstärkung und Erwärmung umstellen können", so Rockström. "Das Absterben des Amazonas und das beschleunigte Abschmelzen des Grönlandeises sind Beispiele für Systeme, die schnell von kühlenden Kohlenstoffsenken zu Quellen weiterer Erwärmung werden können. Das bedeutet, dass wir uns nicht damit begnügen können, nur Mittelwerte zu betrachten, sondern dass wir nichtlineare extreme Risiken einkalkulieren müssen. Die Mathematik der Katastrophe durchzurechnen, könnte der Schlüssel dazu sein, sie zu vermeiden."

Quelle: Pressemitteilung/Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung