CoronavirusHunde erkennen Proben von Long-COVID-Patient*innen

Hunde, die mit Proben von SARS-CoV-2-infizierten Personen trainiert wurden und diese mit hoher Genauigkeit anzeigen, können auch Proben von Post-COVID-19-Patient*innen erkennen. Die Hunde riechen nicht die Viren selbst, sondern flüchtige organische Verbindungen, die bei einer Virusinfektion durch Stoffwechselvorgänge entstehen.

Schäferhund, Schnauze
Christine/stock.adobe.com; Symbolbild

Hunde besitzen 40-mal mehr Riechrezeptorzellen als Menschen.

Hunde, die mit Proben von SARS-CoV-2-infizierten Personen trainiert wurden und diese mit hoher Genauigkeit anzeigen, können auch Proben von Post-COVID-19-Patient*innen erkennen. Die Hunde riechen nicht die Viren selbst, sondern flüchtige organische Verbindungen, die bei einer Virusinfektion durch Stoffwechselvorgänge entstehen. Das zeigt eine Pilotstudie der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo). Dies könnte auf eine persistierende Infektion oder andere langandauernde metabolische Veränderungen bei Post-COVID-19-Patient*innen hindeuten.

Frühere Forschungen haben gezeigt, dass Hunde in der Lage sind, eine akute SARS-CoV-2-Infektion zu erkennen. Noch nicht bekannt war, ob Hunde auch Proben von Patienten mit Long-COVID anzeigen. In der aktuellen Studie wurden Hunde eingesetzt, die zuvor darauf trainiert worden waren, Proben von akuten COVID-19-Patient*innen zu erkennen.

In zwei Testszenarien wurden die Hunde mit Proben von Post-COVID19-Patient*innen konfrontiert. Wurden ihnen die Post-COVID-19-Proben im Vergleich zu Negativkontrollproben gesunder Personen präsentiert, zeigten sie diese mit hoher Sensitivität an. Dagegen zeigten die Hunde Vergleichsproben von akuten COVID-19-Patient*innen eher als positiv an als Post-COVID-19-Proben.

  • Im Testszenario I (akute SARS-CoV2-Proben versus Post-COVID-19-Proben) erreichten Hunde für die akute SARS-CoV-2-Infektion eine mittlere Sensitivität von 86,7 Prozent (Zuverlässigkeit Erkrankte als positiv zu erkennen) und eine Spezifität (Zuverlässigkeit Gesunde als negativ zu erkennen) von 95,8 Prozent.
  • Im Testszenario IIa wurden die Hunde mit Post-COVID-19- und negativen Kontrollproben konfrontiert. Sie erreichten für Long-COVID-Proben eine mittlere Sensitivität von 94,4 Prozent und eine Spezifität von 96,1 Prozent.
  • Im Testszenario IIb wurden akute SARS-CoV-2-Proben mit negativen Kontrollproben verglichen. Hier zeigten die Hunde eine mittlere Sensitivität von 86,9 Prozent und eine Spezifität von 88,1 Prozent.

Die Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass flüchtige organische Verbindungen (Volatile Organic Compounds, VOC) nach der Erstinfektion langfristig bei Post-COVID-19-Patient*innen vorhanden sind. 

VOC werden von SARS-CoV-2-infizierten Körperzellen im Krankheitsverlauf freigesetzt. „Basierend auf diesen Ergebnissen denken wir, dass weitere Studien mit medizinischen Spürhunden zur Pathophysiologie von Long-COVID die Zusammensetzung und den zeitlichen Verlauf spezifischer VOC-Muster miteinschließen sollten“, sagt Prof. Holger Volk von der TiHo.

Friederike Twele, Tierärztin und Neurowissenschaftlerin an der TiHo, ergänzt: „Diese Studie ist ein weiterer Beweis für das Potenzial, dass Spürhunde bei der Untersuchung der Pathophysiologie von COVID-19-Patient*innen haben könnten. Die Geruchserkennung von Hunden ist um drei Größenordnungen empfindlicher als die derzeit verfügbaren Geräte."

Der Geruchssinn des Hundes

Seit Beginn der Domestizierung nutzt der Mensch die außergewöhnlichen Geruchsfähigkeiten von Hunden, um Beute zu jagen, aber auch, um sich selbst vor Raubtieren zu schützen. Heute werden Hunde auch in der medizinischen Forschung zur Geruchserkennung eingesetzt. Sie sind in der Lage, infektiöse und nichtinfektiöse Krankheiten wie verschiedene Krebsarten, Malaria, bakterielle und virale Infektionen zu erkennen (Jendrny et al., 2021).

Der Geruchssinn des Hundes ist mit dem Geruchssinn des Menschen nicht zu vergleichen. Hunde haben mehr als 1000 Gene fürs Riechen, eine größere Nasenoberfläche, einen optimierten Luftstrom zum Riechen, 40-mal mehr Riechrezeptorzellen (200 bis 300 Mio. genüber 5 bis 8 Mio. beim Menschen) und ein zusätzliches Geruchssystem (vomeronasales Organ) um einige Beispiele zu nennen.

Ein Beispiel: Ein Hund ist in der Lage, den Tropfen einer Flüssigkeit in 50 Mio. Litern Wasser, das entspricht 20 Schwimmbecken olympischer Größe, zu erkennen.

Quelle: Pressemitteilung/TiHo Hannover