AtemwegserkrankungenFeinstaub: Ultrafeine Partikel gefährlicher als größere?

Ultrafeine Feinstaubpartikel könnten für die Gesundheit gefährlicher sein als größere: Forscher*innen fanden ein erhöhtes Risiko für Todesfälle durch Atemwegserkrankungen.

Skyline in gelb und orange, Hitze und Smog
bht2000/stock.adobe.com

Das Team berichtet ein signifikant erhöhtes Sterberisiko aufgrund von Atemwegserkrankungen 5-7 Tage nach der Exposition gegenüber ultrafeinen Partikeln.

Ultrafeine Partikel bilden die kleinste Größenfraktion der Feinstaubbelastung. Forscher*innen fanden heraus, dass ultrafeine Feinstaubpartikel für die menschliche Gesundheit gefährlicher sein könnten als große.

Ultrafeine Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 0,1 µm könnten zu größeren Gesundheitsproblemen führen können als größere Partikel. Ultrafeine Partikel unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von größeren Partikeln. Beispielsweise tragen sie nur unwesentlich zur Partikelmasse bei, dominieren jedoch in der Partikelanzahlkonzentration und verfügen über eine große Oberfläche und Reaktivität, die es ihnen ermöglicht, mehr chemische Verbindungen zu transportieren. Die Erkenntnisse über die gesundheitlichen Auswirkungen sind jedoch nach wie vor begrenzt.

Ein Forscherteam hat nun anhand von Daten aus einer gezielten Messkampagne die Auswirkungen von Partikeln unterschiedlicher Größe auf die ursachenspezifische Sterblichkeit untersucht.

Die Forscher*innen fanden ein erhöhtes Risiko für Todesfälle durch Atemwegserkrankungen - vor allem bei kleineren Partikeln im Vergleich zu größeren Partikeln.

Die multizentrische epidemiologische Studie wurde über acht aufeinanderfolgende Jahre von 2010 bis 2017 in den drei deutschen Städten Dresden, Leipzig und Augsburg durchgeführt. Diese Studie ist eine der ersten, die mehrere Messstationen pro Stadt verwendet, um unterschiedliche Expositionssituationen abzubilden, und verwendet einen neuartigen statistischen Ansatz zur Analyse der Daten. Die Daten aus einer hoch spezialisierten Messkampagne ermöglichten es den Forschenden, eine hohe Standardisierung und Vergleichbarkeit zwischen den Messstationen zu erreichen – ein großes Problem bei der Messung und Analyse von UFP.

Erhöhtes Sterberisiko durch Atemwegserkrankungen

Das Team berichtet ein signifikant erhöhtes Sterberisiko aufgrund von Atemwegserkrankungen 5-7 Tage nach der Exposition gegenüber ultrafeinen Partikeln. Es konnte gezeigt werden, dass bei einem Konzentrationsanstieg von 3223 Partikeln/cm3 das Risiko der respiratorischen Mortalität um 4,46 % anstieg (95 % Konfidenzintervall: 1,52 % bis 7,48 %).

Diese Ergebnisse waren unabhängig von anderen partikulären Luftschadstoffen (z. B. PM2,5-Feinstaub), was auf eine eigenständige Wirkung dieser Partikel hindeutet. Weitere Analysen zeigten, dass kleinste Partikelgrößen stärkere Auswirkungen auf das respiratorische Sterberisiko haben.

Jenseits des Feinstaubs

"Die Ergebnisse der Studie verstärken die Hinweise darauf, dass es wichtig sein kann, unsere Überwachung der Luftqualität und die Risikobewertung für die öffentliche Gesundheit auf Konzentrationen größerer sowie ultrafeiner Partikel und Gase zu konzentrieren", sagt Prof. Dr. Annette Peters. Wenn sich die Studienlage verstärkt, könnte sich eine Verringerung anderer Schadstoffklassen, wie z. B. UFP, positiv auf die Gesundheit der Menschen auswirken.

Die Studie wurde von Helmholtz Munich durchgeführt in Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, das Messungen zu dem Projekt beigetragen hat.

Quelle: Helmholtz Munich

Literatur

Schwarz et al. Impact of Ambient Ultrafine Particles on Cause-Specific Mortality in Three German Cities. American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine 2023;