PsycheEinsamkeit: Pandemie traf Student*innen hart

Einfluss der Pandemie auf die psychische Gesundheit: Eine Metaanalyse mit 34 Studien zeigt, dass die Einsamkeit unter der Bevölkerung weltweit angestiegen ist. Vor allem alleinstehende Student*innen litten unter den Kontaktbeschränkungen.

Social-Dinstancing, Frau mit Maske am Fenster
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Einsamkeit zählt zu den Markern, die während der Pandemie bei Single-Student*innen am stärksten anstiegen.

Während der Pandemie ist das Gefühl der Einsamkeit weltweit um fünf Prozentpunkte angestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Meta-Analyse mit 34 Studien aus vier Kontinenten, die soeben veröffentlicht wurde. Eine weitere Studie zeigt, dass sich in Deutschland bei Student*innen das Gefühl der Einsamkeit während des Lockdowns fast verdoppelt hat. Einsamkeit könne negative gesundheitliche Folgen haben, warnt die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM). Risikogruppen sollten daher im Blick behalten werden.

Covid-19-Pandemie: Einsamkeit weltweit angestiegen

Für die Metaanalyse werteten die Wissenschaftler*innen 34 einzelne Studien aus vier Kontinenten aus, an denen mehr als 200 000 Proband*innen teilgenommen hatten. Dabei schlossen die Forscher*innen nur Studien ein, die vor und während der Pandemie Messdaten zur Einsamkeit erhoben hatten. Die Mehrzahl der Studien erfassten zu beiden Zeitpunkten auch dieselbe Personengruppe. Dr. Mareike Ernst, Erstautorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Mainz, erklärt: „Wir konnten so erstmals nachweisen, dass Einsamkeit in der Bevölkerung während der Pandemie weltweit zugenommen hat.“

Die Analyse ergab für die Zeit der sozialen Einschränkungen einen Anstieg der Einsamkeit im Mittel um rund fünf Prozentpunkte. „Die These von der ‚Pandemie der Einsamkeit‘ ist damit sicherlich widerlegt“, kommentiert die Mainzer Psychologin das Ergebnis. „Dennoch handelt es sich um einen deutlich messbaren Anstieg, der nachteilige gesundheitliche Folgen haben könnte“, so Ernst.

Single-Student*innen stark von Einsamkeit betroffen

Dass ein Teil der jungen Erwachsenen besonders stark unter den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie litt, belegt eine weitere Studie aus Deutschland. Zu diesem Zweck wurden 443 Student*innen vor und während der Pandemie zu ihrer mentalen Gesundheit befragt. „Im Schnitt waren die Befragten knapp 23 Jahre alt und zu 77 Prozent weiblichen Geschlechts“, erläutert Prof. Manfred Beutel, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Mainz.

Wie die Auswertung ergab, zählt Einsamkeit zu den Markern, die während der Pandemie in dieser Gruppe am stärksten anstiegen. „Der Wert hat sich fast verdoppelt“, erklärt Beutel. Die Befragung habe auch gezeigt, dass insbesondere Student*innen, die vor und während der Pandemie keine feste Partnerschaft hatten, unter Einsamkeit litten. Knapp die Hälfte der Befragten gab an, in keiner festen Partnerschaft zu sein. „Man kann sagen: Soziale Isolation durch Einbußen bei sozialen Kontakten und Freizeitaktivitäten plus gesundheitliche Sorgen während der Pandemie führten vor allem bei Single-Studierenden zu Einsamkeit“, resümiert der DGPM-Experte.

Einsame Student*innen, auch dies ein Resultat der Studie, waren häufig depressiv und ängstlich gestimmt, und sie beklagten verstärkt körperliche Beschwerden. Für den Mainzer Psychosomatik-Experten stellt Einsamkeit daher einen wichtigen Befund dar. „Einsamkeit besitzt hohe gesundheitspolitische Relevanz, vor allem, wenn sie längere Zeit anhält“, betont Beutel. „Einsame Menschen leben ungesünder und sind häufiger krank. Sie stellen eine Risikogruppe da, auf die man achten muss.“

Quelle: Pressemitteilung/Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie

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