CoronavirusECMO: Nutzen der künstlichen Lunge bei Covid-19

Studie: Im europäischen Vergleich ist die Sterblichkeit bei beatmeten Covid-19-Erkrankten mit und ohne künstliche Lunge in Deutschland am höchsten gewesen.

Beatmungsmaske auf weißem Hintergrund
Lichtmaler/stock.adobe.com

Nicht nur die Sterblichkeitsrate in Deutschland war vergleichsweise hoch, sondern auch das Alter der behandelten Patient*innen mit einer künstlichen Lunge.

Menschen mit schwerer Covid-19-Erkrankung und Atemversagen wurden in der Corona-Pandemie häufig maschinell beatmet und in Einzelfällen zusätzlich mit einer ECMO (Extrakorporale Membranoxygenierung) behandelt.

Welchen Nutzen dieses Verfahren zur Lungenunterstützung bei Klinikpatient*innen im mittleren Ruhrgebiet leistete, diskutiert eine neue multizentrische Studie, die das BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, initiierte.

ECMO als letztes Mittel der Intensivtherapie

Die ECMO-Therapie galt in der Corona-Pandemie bei Menschen mit schwerer Covid-19-Erkrankung und Ateminsuffizienz oft als letztes Mittel der intensivmedizinischen Behandlung. Dabei übernimmt eine Maschine mit einer künstlichen Lunge (= Oxygenator) die Funktion des erkrankten Organs, indem sie das einströmende venöse Blut mit Sauerstoff anreichert, Kohlendioxid entfernt und das Blut in den Kreislauf des Betroffenen zurückführt.

Die Forschungsgruppe trug retrospektiv Falldaten aus dem mittleren Ruhrgebiet zusammen. Alle 149 Personen (63,8 Prozent männlich, mittleres Alter 67 Jahre) benötigten während ihrer stationären Versorgung eine invasive maschinelle Beatmung, 50 davon erhielten außerdem eine veno-venöse ECMO-Therapie, die die Lungenfunktion unterstützt.

Deutschland im europäischen Vergleich

Im Ergebnis zeigte sich eine hohe Sterblichkeitsrate in dem betrachteten Patientenkollektiv (Gesamt: 72,5 Prozent, ECMO: 80 Prozent).

„Unsere Erkenntnisse stehen im Einklang mit anderen Registerdaten, die in Deutschland erhoben wurden“, erklärt Studienleiter Dr. Assem Aweimer von der Klinik für Kardiologie und Angiologie am Bergmannsheil.

„Zudem belegen sie den bekannten Befund, dass in Deutschland bei beatmeten Covid-19-Patient*innen mit und ohne ECMO eine höhere Sterblichkeitsrate beobachtet wird als in verschiedenen anderen europäischen Ländern.“

Als eine wesentliche Ursache dafür ist laut Forscher*innen anzunehmen, dass hierzulande viele Patient*innen im hohen Lebensalter mit invasiver Beatmung und ECMO-Therapie behandelt werden. Fast die Hälfte (49 Prozent) aller betrachteten Patient*innen der Studie waren 70 Jahre und älter, die Sterblichkeit in dieser Altersgruppe lag bei 89 Prozent.

Auch der Einsatz der ECMO-Therapie ist in Deutschland aufgrund der flächendeckenden Verfügbarkeit nicht durch ein höheres Alter eingeschränkt – anders als in anderen europäischen Ländern, sagt Assem Aweimer: „In unserer Studie lag das Durchschnittsalter bei der Anwendung der ECMO bei 58 Jahren, was signifikant höher ist als in anderen europäischen Ländern, wo es zwischen 49 und 52 Jahren liegt.“

Zeitpunkt der Klinikeinweisung offenbar ausschlaggebend

Bei verstorbenen Patient*innen war der Zeitraum von Symptombeginn bis zur Einweisung in die Klinik im Durchschnitt zwei Tage länger als bei den Überlebenden. Dies galt unabhängig davon, ob die Patient*innen zusätzlich mit einer ECMO behandelt wurden oder nicht.

Eine rasche stationäre Behandlung könnte also die Heilungschancen positiv beeinflusst haben, so das Forschungsteam. Es weist außerdem auf den sehr hohen Ressourcenverbrauch etwa an Thrombozytenkonzentraten hin, der bei der Studienpopulation mit der Durchführung der ECMO-Therapie verbunden war.

Quelle: Ruhr-Universität Bochum