NephrologieZystennieren: Ketogene Ernährung kann Nierenfunktion fördern

Bei Patient*innen mit Zystennieren, die sich ketogen ernährten, verbesserte sich in einer Studie die Nierenfunktion. Die Daten sind jedoch für Empfehlungen noch nicht ausreichend.

Anatomische 3D-Illustration der Nieren anhand eines männlichen Körpers.
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Die vererbbare polyzystische Nierenerkrankung verursacht ca. 10 Prozent aller Fälle von Nierenversagen. Eine ketogene Ernährung könnte die Nierenfunktion von Betroffenen positiv beeinflussen.

Eine Studie zeigt, dass Ketose – ein Zustand, in dem der Körper primär Nahrungsfette als Energielieferanten nutzt – positive Auswirkungen auf die Nierenfunktion von Menschen haben kann, die von der vererbbaren polyzystischen Nierenerkrankung betroffen sind. Die auch als ADPKD oder Zystennieren bekannte Krankheit ist die häufigste genetische Nierenerkrankung und verursacht circa 10 Prozent aller Fälle von Nierenversagen. An der Kölner Keto-ADPKD Studie nahmen 63 betroffene Patient*innen teil. Ziel der Studie war es, die Umsetzbarkeit, Wirksamkeit und Sicherheit von ketogener Diät als Therapie für Menschen mit ADPKD nachzuweisen.

Für die Studie wurden die Patient*innen in drei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe ernährte sich drei Monate ketogen, also kohlenhydrat- und zuckerarm, aber fettreich. Die zweite Gruppe machte im Studienzeitraum jeden Monat drei Tage Wasserfasten, was ebenfalls zum ketogenen Stoffwechsel führt. Die dritte Kontrollgruppe richtete sich nach den gängigen Ernährungsempfehlungen, welche Ärzt*innen üblicherweise bei ADPKD geben: die Salzzufuhr verringern und mehr als 2-3 Liter pro Tag trinken. Das Ziel, die Machbarkeit der Ernährungsumstellung, wurde als Kombination aus einem Fragebogen und einem Stoffwechseltest, der die Ketose und damit die Umsetzung der Diät nachweisen kann (β-Hydroxybuttersäure im Blut, Aceton in der Atemluft), definiert. 91 Prozent der Patient*innen auf ketogener Ernährung und 89 Prozent in der Wasserfasten-Gruppe werteten die Ernährung im Fragebogen als machbar.

3 Ernährungsmaßnahmen auf dem Prüfstand

Eine Ketose ließ sich in der Messung bei 85 Prozent der Teilnehmer*innen während allen drei Phasen des Wasserfastens nachweisen, 78 Prozent der ketogenen Diätgruppe zeigten zu allen drei Messzeitpunkten während der Ernährung höhere Werte als vor Beginn.
Bereits nach drei Monaten zeigten sich bei wichtigen Parametern wie der Nierengröße und der Nierenfunktion positive Signale bezüglich ADPKD. Während die Nieren unter ketogener Ernährung kleiner wurden, nahmen sie in der Kontrollgruppe an Größe zu. Dieses Ergebnis erreichte jedoch knapp nicht den bei klinischen Studien üblichen statistischen Schwellenwert (p = 0,08).

Anders war dies bei der Entwicklung der Nierenfunktion. „Bemerkenswert ist vor allem, dass sich bei Teilnehmer*innen unter ketogener Ernährung die Nierenfunktion während der Studie im Vergleich zur Kontrollgruppe statistisch signifikant positiver entwickelt hat. Das hatten wir in Anbetracht der mit drei Monaten eher kurzen Behandlungsdauer noch gar nicht in dieser Form erwartet“, sagt Dr. Roman-Ulrich Müller, der Leiter der Studie. „Trotz dieser Erfolge genügen die Daten sicher noch nicht für eine allgemeine Empfehlung zu ketogener Ernährung bei ADPKD.“ Aus Sicht der Forscher*innen ist es wichtig, weitere Daten zur Sicherheit zu gewinnen

Ketogene Ernährung: Rücksprache mit Nierenfacharzt empfehlenswert

Hierbei sieht Müller insbesondere das potenzielle Risiko von Nierensteinen als wichtigen Aspekt an, denn zwei der Teilnehmer*innen in der Gruppe mit ketogener Diät zeigten während der Ernährung einen symptomatischen Nierenstein. Dies bedeute auch, dass eine ketogene Ernährung bei ADPKD in jedem Fall nur unter Beratung und Begleitung eines hierbei erfahrenen Nierenfacharztes durchgeführt werden sollte, der über dieses Risiko beraten, es einschätzen und gegebenenfalls vorbeugende Maßnahmen einleiten kann.

Gefördert wurde die Studie durch die amerikanische PKD Foundation, einer gemeinnützigen Organisation, die sich auf die Erforschung der polyzystischen Nierenerkrankung spezialisiert hat. Zusätzliche Unterstützung kam von der deutschen Marga und Walter Boll-Stiftung, die sich ebenfalls für die Forschung bei Nierenerkrankungen einsetzt.

Quelle: Pressemitteilung/Universität zu Köln