CoronavirusAlkoholkonsum erhöht Komplikationsrate bei Corona-Infektion

Neue Studiendaten legen nahe, dass häufiger Alkoholkonsum das Corona-Infektionsrisiko steigert und den Krankheitsverlauf negativ beeinflusst.

Verschiedene alkoholische Getränke stehen auf einem Tisch.
K.Oborny/Thieme

Forscher*innen des Instituts für Psychopharmakologie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim untersuchten, wie Alkoholkonsum den Verlauf einer Corona-Infektion beeinflusst.

Viele Risikofaktoren, wie z.B. Alter und Übergewicht, die für eine Infektion und einen ungünstigen Verlauf einer Corona-Erkrankung beitragen, sind bekannt. Jedoch ist noch nicht geklärt, inwiefern Alkoholkonsum einen Einfluss auf die Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV2 hat, beziehungsweise ob Alkoholkonsum auch zu einem ungünstigen Verlauf einer Covid-19-Erkrankung beiträgt.

Häufiger Alkoholkonsum als potentieller Risikofaktor identifiziert

Die Forscher*innen untersuchten in mehreren Tiermodellen von Langzeit-Alkoholkonsum und -anhängigkeit die Expression der wichtigsten Covid-Marker in verschiedenen Organen, die als vulnerabel für die Erkrankung und potenzielle Komplikationen gelten.

Hierbei fand das Team um Prof. Rainer Spanagel heraus, dass der Coronavirus-Eintrittsrezeptor, ACE2, in der Lunge aller untersuchten Tiermodelle erhöht ist. „Wir deuten die Ergebnisse so, dass dadurch das Risiko einer Coronainfektion durch vermehrte Eintrittsmöglichkeit des Virus erhöht ist“, so Spanagel.

Die Lunge gilt als sehr anfälliges Organ für die Infektion mit SARS-CoV2. So tritt bei ernsthaften Covid-19 Erkrankungen häufig ein akutes Atemnotsyndrom (ARDS = Acute Respiratory Distress Syndrome) auf. „Unsere Arbeit weist also zunächst darauf hin, dass häufiger Alkoholkonsum zu einem erhöhten Corona-Infektionsrisiko führen kann und ein Potenzial für Komplikationen im Krankheitsverlauf darstellt“, sagt Spanagel.

Reduktion des MAS-Gens

Sobald die Zellen vom Coronavirus befallen sind, wird eine Kaskade ausgelöst, die den Virus in den Zellen abtötet. Einer der Initialfaktoren für diese Kaskade ist MAS, ein Gen mit anti-inflammatorischer Wirkung, das somit einen schützenden Faktor in Bezug auf eine Corona-Erkrankung darstellt.

In dem Riechhirn von Tieren, die Alkohol konsumierten, stellte das Forschungsteam eine Reduktion des Gens fest. Eine geringere Konzentration des MAS-Gens kann zu einer verringerten Abwehrreaktion in diesen Zellen führen, wodurch sich das Virus ungestört weiter ausbreiten kann.

Die Verringerung des MAS-Gens in dieser Hirnregion deuteten die Forscher*innen als potenziell erhöhte Anfälligkeit für Ansomie – den Verlust der Geruchsfähigkeit. Alkoholkonsum könnte somit auch ein Risikofaktor für langanhaltenden Geruchsverlust bei einer Corona-Erkrankung sein.

Quelle: Zentralinstitut für Seelische Gesundheit